Muttermörder Von meiner Mutter hat es mich, soweit ich mich erinnern kann, zum ersten Mal geträumt. Umbringen wollte ich sie bei dieser Gelegenheit. Noch nie waren in mir derartige Gedanken aufgekommen, auch nicht in meinem an sich recht bewegten und durchaus als opulent zu bezeichnenden Traumleben. Sie selbst hatte nie deutliche Anzeichen gezeigt, sich trotz all ihrer sehr lange anhaltenden nachgeburtlichen Schmerzen meiner entledigen zu wollen. Ein einziges Mal in meinen jungen Jahren lief sie, wohl von sich konzentriert habenden Rachegelüsten hinter mir her, um einen Tisch herum, mit einem Fleischermesser in der Hand, immer wieder laut ausrufend, sie bringe mich um. Ich dürfte etwa acht oder zehn Jahre jung gewesen sein, vielleicht auch jünger. Was genau ich angestellt hatte, daran erinnere ich mich nicht. Es könnte das Ereignis gewesen sein, bei dem ich mich gemeinsam mit einem Freund per Fahrrad aufgemacht hatte, dem mütterlichen Alltag zu entfliehen. Man hatte uns irgendwo aufgegriffen und den Elternhäusern wieder zugeführt. Möglich wäre auch eine meiner immer wieder mal abgesonderten kindlichen Erkenntnisse, nach denen sie eine schlechte Mutter und meiner nicht wert wäre. Auslöser könnte auch der Diebstahl einer kleinen Summe Geldes gewesen sein, die ich ihrer Geldbörse oder sonst einem Behältnis entnommen hatte, um davon Süßigkeiten zu kaufen. An Mitschüler hatte ich diese großherzig verteilt. Damit hatte ich mir früh jene Anerkennung erkauft, die mir in der Kindheit bis dahin versagt geblieben war und es auch bleiben sollte. Dieser Vorform der Prostitution meine ich, mich nie wieder hingegeben hingegeben zu haben. Anerkennung an sich sollte erst sehr viel später erfolgen. Aber da stand ich bereits im ersehnten oder, mag es so genannt werden, erträumten Beruf. Im Grunde gab es einen solchen nie. Schon gar keinen derartigen Traum. Den hatte allenfalls meine Mutter, die von mir wohl als einem aufstrebenden Volkswirt visionierte, es mochte auch ein Jurist gewesen sein. Meine Mutter habe ich eigentlich bereits im Alter von etwa Mitte zwanzig abgehakt. Zu diesen jungen Jahren habe ich mich von ihr scheiden lassen. Doch vergangene Nacht hatte ich im Traum vor, sie umzubringen. Wir hatten uns heftig gestritten. Anschließend gingen wir gemeinsam über eine Brücke. Die war von der Erscheinung her eine dieser sträßernen Talüberquerungen der sechziger Jahre ohne jede architektonische Besonderheit. Von dieser wollte ich sie über das Geländer hinweg hinunterstürzen. Es blieb bei einigen gedanklichen Versuchen. Ernsthaft betrieben hatte ich es auch im Traum nicht. In dem befand ich mich mit einem Mal unterhalb der Brücke im Gras sitzend. Das Gesicht meiner Mutter, die oben auf der Brücke entlangging, hatte sich im Lauf des Traumes gewandelt. Jung, fast jugendlich war es geworden. Allerdings hatte es, einer eventuellen Traumlogik folgend, keinerlei Ähnlichkeit mit der jungen Frau, die ich als Anfangszwanziger geheiratet hatte. Mit ihr wollte ich keine gemeinsamen Kinder haben, weil ich meinte, zwei bereits vorhandene seien genug. Sie war eine Weile in guter Hoffnung, ein gemeinsames Kind könne die Ehe retten. Dem hatte ich mich verweigert. Auf die Flucht hatte ich mich schließlich begeben. Vermißtenanzeige war ergangen. Erfahren hatte ich es durch meine Mutter, die ich nach meiner besinnungs- oder auch orientierungslosen Fahrt noch einmal aufgesucht hatte und die mir seinerzeit trotz meiner Obdachlosigkeit kein Heim bieten wollte mit der Begründung, sie verfüge über keinen Platz. Nach zwei Spiegeleiern wurde ich von ihr aus ihrer großräumigen, mehrzimmrigen Wohnung hinauskomplimentiert. An einem Abend kurz vor Weihnachten war es. Bei einem Freund beziehungsweise dessen Eltern fand ich ich für ein paar Tage Unterschlupf. Was sich anschließend ereignete, daran erinnere ich mich nicht. Der Traum von meiner Mutter, die ich umzubringen vorhatte, ließ mir das Gesicht einer jungen Frau hoch oben auf der Straßenbrücke erscheinen, während ich unterhalb derer in abenddämmerndem Licht hockte. Mit einem Mal sprach mich ein vor mir sitzender Junge im Alter von etwa zwölf Jahren an und fragte mich eindringlich, ob ich tatsächlich sein Vater sei. Kopfnickend entgegnete ich ihm, dem müsse offensichtlich so sein. Der Traum ohne jeden Alpcharakter war zuende. In der Nacht vor dem Tag, an dem ich Hans Zengelers dritte Folge der Bloch-Trilogie erstanden und darin angefangen hatte zu lesen, träumte es mich von meiner Mutter. Ich erwähne Zengelers Roman deshalb, da mich bereits sein erster Band wegen der darin abgehandelten Ängste vor dem Sterben recht aufgewühlt und eine gewisse, wenn auch konträr dazu stehende Nähe zum Autor hergestellt hatte. Erwähnenswert mag dabei sein, daß ich davon überzeugt bin, autobiographische Elemente spielten, im Gegensatz zur landläufigen Meinung der die in Schrftstellern frei aus dem Nichts heranschwebende Phantasie verteidigende Literaturkritik, wesentliche Rollen im erzählerischen Schreiben von Autoren. In Das letzte Geheimnis, dem dritten Teil dieser drei Romane, tritt des Autors, nein, des Protagonisten Mutter auf den Plan und bringt ziemliche Wirren in dessen bis dahin recht wohlgeordneten, von keinen übermäßigen Sonderlichkeiten getrübten Mikrokosmos eines schwäbischen Alps, obwohl er nie sonderlich gute Kontakte zu ihr gepflegt hatte und Bloch folgerichtig keine allzu ausschweifende Sehnsucht nach Nähe zu ihr entwickelte. Da gewisse Parallelen zu meiner Vita an- oder aufgezeigt sind, legte mir die Skizze des Erzählten eine Nutzung zur Anmoderation nah, die sich nun in eine Schlußbemerkung gewandelt hat.
Von Aurelia in den Sonnensturm Von Aurelia träumte es mich, dieser hochintelligenten und humorigen Blondgelockten mit dem graziellen, tiefdunkelpigmentierten Äußeren einer Gazelle, wie es vermutlich nur im durch-bastardisierten Brasilien geboren werden kann. Sie gehörte zu jenen bezaubernden Geschöpfen aus aller Welt, in die ich permanent gezwungen war, sie verzückt anzuschauen, ich gar nicht mehr wußte, wem ich meine dauerhafte Verliebtheit konkret zuwenden sollte, als das Schicksal ein Signal davon gab, aus mir könnte eines Tages doch noch etwas Anständiges werden, ganz so, wie meine Frau Mutter sich das ersehnt hatte. Die Stufe zum Hilfslehrer hatte ich erklommen, in des Geheimraths Diensten (es dürfte bekannt sein von meiner Reise Per Anhalter ins Paradies), im Oberbayerischen zwar lediglich, aber nun, in dessen geologischen Formationen liegen die Höhen bereits näher. Doch der Traum entfernte mir Aurelia, die sphärisch singen konnte. Nahezu verzweifelt suchte ich nach ihr, wollte ich sie doch nicht verlieren. Das Erwachen aus dem sich anbahnenden Alp machte meiner Suche ein Ende. Also schaltete ich das irdische Fernsehen ein, um mit dem altbewährten Einschlafmittel des Stimmengemurmels wieder zurückzufinden in Morpheus Umarmung. Wohl unausweichlich tauchte prompt eine gewisse Aurora auf. Nein, nicht etwa die römische Göttin der Morgenröte. Solch ein seltsames grünliches Geflimmre war's, hoch oben im Himmel, oberhalb der Hundertkilometergrenze, wo dieser ganze Raumfahrtmüll herumtaumelt, teilweise Überreste dessen, das der Menschheit technisch das ermöglicht, was früher einmal Sprache hieß und nun Kommunikation heißt. Irgendwelche, alles aufs banal Erklärbare hinunterziehende Physiker nennen dieses Göttliche so. Und dann wollen sie auch sie auch deren Stimme erforschen. Da bin ich hilfs brabbelnder Stimmen dann doch lieber wieder eingeschlafen, bevor sie Aurelias Gesang zutode erforscht hatten. Aber sie kam nicht mehr zurück. Und nun sitze ich da in meiner morgenrötlichen Trauer und versuche zu kommunizieren.
Es ist kein leichtes, beim Träumen mit dem Bauch den Kopf zu berühren Möglicherweise mangelt es mir an Emotionaler Intelligenz oder gar Herzensbildung. Ich bin ja nicht so auf dem Laufenden, nicht allein deshalb, da ich nicht mehr so recht gehen, geschweige denn laufen kann; ist es ohnehin fraglich, ob bei diesem ganzen Gerenne heutzutage überhaupt noch jemand zu gehen in der Lage ist wie, beinahe bin ich einmal mehr geneigt, mit Herrn Achternbusch festzustellen: Es ist ein leichtes, beim Gehen den Boden zu berühren. Ulfur Grai, der Führer des Fahrtenbuchs, mußte mich schon einmal um der Aktualisierung willen belehren, was das Bauchgefühl betrifft. Doch mit dem Körperinneren denken, dabei tue ich mich nach wie vor schwer. Wahrscheinlich bin ich dann doch zu sehr ein Ewiggestriger, dem diese neueren Erkenntnisse der Hirnforschung wie der Berg des Sisyphos erscheinen. Immerzu rollt mir mein Stein der Weisheit wieder hinunter. Jedes Mal, wenn ich meine, ihn endgültig nach oben gewuchtet zu haben, fällt er mir auf die Festplatte meines Oberstübchens und läßt die Nadel auf die immerselbe Stelle zurückspringen. Unlängst las ich darüber, wie weit man mittlerweile mit der Intuition, immer viröser bekannt unter besagtem Bauchgefühl, in der Forschung fortgeschritten ist. Nicht mehr allzu weit entfernt sei man von der Möglichkeit, die Schönheitsoperation, also die Hochstellung sekundärer Geschlechts-merkmale oder die hochgiftig erzeugte Muskellähmung via Botox — die Füllung eines Kaffeelöffels im Trinkwasser vermag der europäischen Bevölkerung den Garaus zu machen – dahingehend zu ergänzen, indem man mittels Verlegung kleinster Röhrchen bestromter, aus der Bewußtseins-industrie abgezweigter digitaler Inhalte in die Denkfabrik das vorausschauende, ich nenne das jetzt mal so, Einfühlungsvermögen noch voraussehbarer mache als es das ohnehin bereits ist. Klar ist unseren Hirnforschern und durch sie uns seit längerem, daß das Gehirn dem Körper längst einen Aktionsbefehl erteilt hat, bevor wir auch nur ahnen oder den Hinweis auf die Erkennung einer Gefahr in ein Wörtchen wie Vorsicht formulieren können, etwa bei sofortiger Antipathie. Aber ich Drögling verzehre mich immer noch mit dem uralten Freud und dessen Traumdeutung, mit diesem Aspekt jedenfalls, nach dem alles eine sexuelle Ursache habe, nach der zu suchen wäre, hätte man da ein Problem. Mein ganzer Tag ist mir vermiest, klare Gedanken zu fassen, sind mir kaum möglich. Ich habe sehr schlecht geschlafen aufgrund eines immer wiederkehrenden Traums. Im Vordergrund, wie anders, stand eine Frau. Sie stand, wie anders, neben einem anderen Mann in einer, wie anders, Küche, wie während oder nach einer Party, und beide machten mir Vorwürfe, ich hätte sie enttäuscht, hauptsächlich die Frau, die mir, wenn überhaupt, aus ferner Vergangenheit erschien; je länger ich darüber grüble, meine ich eine Dame zu erkennen, von der ich in den Siebzigern nach dem berühmten verflixten siebten Jahr, bei mir waren es bislang fast immer diese sieben, nur diesmal sind es bald zehn, in freundlicher Freundschaft geschieden bin. Womit oder worin, das blieb allerdings fern jeder Erläuterung. Ich wachte erleichtert auf in der Hoffnung, dem Traum entronnen zu sein, schlief wieder ein und war sofort wieder inmitten dieses Alps. Wie in einer Fernsehserie kam ich mir vor, in der das Leid kein Ende nehmen wollte. War das die Rache aller Fernseh-serienautoren, da ich deren Erzeugnisse grundsätzlich meide wie der Teufel den Beelzebub? Im letzten Teil war ich sogar auf der Flucht wie weiland Herr Kimble zu der Zeit, als ich mir so etwas hin und wieder noch antat. Entfohen war ich meinen Häschern, die mich ins Gefängnis befördern wollten oder sollten. Immer wieder gelang es mir, mich ihnen zu entziehen, tauchte unter in dubiosen oder ominösen Wohnungen, als ob ich Sympathisant oder gar Aktionist einer kriminellen oder terroristischen Vereinigung oder beides in einem sei. Immer wieder erschien mir schemenhaft diese Frau, deren geistige Verwandtschaft zu mir ich allen-, höchstenfalls erahne, und teilte mir aufs neue mit, sie habe sich von mir abwenden müssen. Ich bin völlig fertig. Und da soll ich verstehen, was es mit Intuition beziehungsweise mit dem Bauchgefühl tiefergehend bis ins tiefste Gedärm und allen erdenklichen oder besser unerdenklichen Folgen auf sich haben könnte. Möglicherweise lesen hier ja Traumdeuter mit, wenn außer den ohnehin Liebhabenden überhaupt noch jemand hier vorbeischaut, die mich erlösen, besser vielleicht eine -in, die ohnehin die Traumwelt des Mannes besser im belesenen Einfühlungsvermögen hat als er selbst. Es darf ruhig jemand aus dem Bereich des neueren Geheimwissens, der heutzutage als Esoterik landläufig bekannten Parawissenschaften sein. Und sei es, daß ich erfahren muß, einer sexuellen Störung zu unterliegen, möglicherweise weil ich Schlechtes, vielleicht sogar entgegen meiner Absicht Nahrungsmittelindustrievergiftetes gegessen oder getrunken habe. Es dürfen ruhig solche Wissenden sein wie Friedell und Polgar, die Goethes letzte Worte Mehr Licht! dem Verlangen des Geheimraths nach mehr Milch im Kaffee zuschrieben. Vielleicht war die meine ja nicht von einer glücklichen Kuh, oder das Rindvieh wußte nichts von meiner strikten Weigerung, einen derart panachierten Trunk zu mir zu nehmen. Ich bin für das lustvolle Reinheitsgebot.
Ein Traum von Sicherheit Chapeau, auch Vorspann genannt: Kontinuierlicher Genuß von Absinth soll ja diese nichtsnutzigen parisischen Künstler des neunzehnten und auch noch des zwanzigsten Jahrhunderts ziemlich in den Surrealismus getrieben haben. Ich als zumindest ebenfalls Nichtsnutziger bin in den letzten Siebzigern auf das Surrogat Pastis umgestiegen, sicherlich auch weil die Droge Absinth zwischenzeitlich verboten worden war, bin jedoch auf jeden Fall bei Anis geblieben, vermutlich weil ich durch Mamans Brustduftdrüsen den Saft dessen Körner injiziert bekam, die sie gekaut haben muß wie anderswo die Menschen Coca, die davon der Cola-Sucht verfielen, also ständig schlechte Filme kucken mußten und so weiter. Der Film, der vergangene Nacht nach einem quasi durch den unheiligen Einemaria erzwungenen wiederholten Gelage über mich kam, verschaffte dem Surrealismus eine Rénaissance. Die zerfließende Zeit von Salvadore Dalí will mir dabei erscheinen wie die Vorlagen zu deutschen TV-Seifenopern des Ganztagsprogramms. In mir Mikrokosmus tobt die Geschichte. Gemeinsam mit dem von mir adoptierten Jüngsten, der ursprünglich mal schwedisches Modell für Herrenunterwäsche werden wollte, dann jedoch skatebordender Punk und anschließend Musiker wurde, um schließlich als ausgebildeter melancholischer Tischler etwas hinzuzuverdienen, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, als nichtsnutziger Künstler den Staatshaushalt endgültig zu zerlöchern, moderierte ich im Jugendfunk eine tägliche Sendung zu den Kuriosa des politischen Alltags. Ich trug auch, ebenso gemeinsam verfaßte und im Wechselgesang vorgetragene, eigene Beiträge vor. Während wir das mir nicht erinnerliche Thema heftig diskutierten, fiel mir ein paar Minuten vor Beginn der (Live-)Sendung ein, daß ich meinen Teil des Manuskripts zuhause oder irgendwoanders vergessen hatte. Ich raste los, um es zu holen. Schnitt Auf dem Rückweg zurück ins Funkhaus raste ich mit einem Motorrad namens Gummikuh quer über ein künstlich angelegtes, mir allerdings fremd erscheinendes Gras- und Gebüschgelände in Richtung unterirdisches Parkhaus. Schnitt Um den Weg ins Gebäude abzukürzen, robbte ich mehr als daß ich hügelan hinaufstieg zur Trutzburg der Medien. Mit einem Mal tauchte zwischen den begrenzenden Büschen, irgendetwas mit Lorbeer, ein behelmtes Gesicht auf und rief: «Jetzt haben wir Dich.» Ich wurde festgenommen. Schnitt Mich am Rand des Szenariums befindend nahm ich wahr, wie modern- und schwerbewaffnete Uniformierte in Stärken von mehreren hundert Mann und im Laufschritt in Richtung des offenbar das Funkhaus unterminierenden Parkhauses stürmten. Eine weibliche Stimme, es könnte die von Petra Roth gewesen sein, verkündete lauthals: Die Schweden kommen. Schnitt Ich wurde vor eine Art Volkstribunal geführt, dessen Wortführer dem damaligen Leiter der Redaktion Jugendfunk und heutig ruheständigen Chef der Hauptabteilung Kultur sehr ähnlich sah, aber ziemlich intendantische Gesichtszüge aufwies. Verurteilt wurde ich von ihm zur Höchststrafe. Zu welcher Art, das muß im allgemeinen gewaltigen Getümmel unter-gegangen sein. Schnitt Mit einem Mal befand ich mich inmitten des Studios. Mein Moderationspartner hatte auf mich und auch mit dem Sendebeginn gewartet. Die Ereignisse zuvor wurden mit keinem Wort erwähnt. Eine Erklärung für mögliche Ursachen, die eventuellen Auslöser dieses Traums kamen mir später. In den Siebzigern war ich tatsächlich hin und wieder für den Jugendfunk tätig, unter anderem mit einer Reportage über junge Menschen, die in Afghanistan wegen Konsums von schwarzem Afghanen beziehungsweise dessen Schmuggels inhaftiert waren. Zu dieser Zeit wurde das Hauptgebäude des Bayerischen Rundfunks komplett mit Sicherheitsmaßnahmen ausgestattet. Damals gab es zwar noch keine international aktiven Taliban, aber so etwas ähnliches, tätig im westdeutschen Inland: die RAF. Ihretwegen kam niemand mehr ohne Personal- oder Hausausweis in das zuvor im Prinzip frei zugängliche Gebäude hinein. Die sicherheitsrelevanten Bereiche wie der Sendetrakt wurden mittels stählernen Einfassungen sowie schußsicheren Scheiben abgeschirmt, in etwa vergleichbar mit dem sogenannten Rettungsschirm der Europäischen Union über Griechenland. Im Nachhinein fand jemand heraus, daß die unteren Sicherheitsgarantien nahezu allesamt mit beliebigen Gegenständen wie Schraubenziehern oder stabilen Taschenmessern ohne weiteres zu durchbohren waren. Dieser Zustand wurde meines Wissens nie verändert. Über weitere Traumwurzeln denke ich noch nach. Vielleicht bekomme ich sie erkundet. Allerdings beginnen die genaueren Erinnerungen an diesen frühmorgendlichen Film zunehmend zu verblassen — ich weiß es zeitlich so genau, da ich gegen halb sechs aufgewacht war und, um leichter wieder einschlafen zu können, den Fernseher eingeschaltet sowie danach auf die Uhr geschaut hatte und er anschließend über mich kam. An den im TV laufenden, zumindest an dessen kurze Passage vor dem Wiedereinschlaf erinnere ich mich dunkel: Es ging um die Religionskriege, als die reformatorischen Söldnertruppen des Schwedenkönigs über die Katholiken einfielen. Es kann aber auch der Einfall der Gallier in eine römische Festung gewesen sein, die nur verteidigt werden konnte, weil Cäsar seine germanischen Reiter gegen sie vorpreschen ließ, womit die eigentlichen französischen Ahnen von Asterix und Obelix entgegen deren Geschichtsschreibung definitiv erledigt waren. Aber so genau erinnere ich mich dann doch nicht an die etwas zurückliegenden Kämpfe wider das frühe und endlich besiegte Multikulti und den Beginn der Civilisation.
Und werfe den letzten Stein ... Sie kannten sich sich seit jener Phase der Jugend, in der junge Menschen sich aus dem Gefängnis der Erwachsenen zu befreien suchen, die meinen, den einmal aufgebrannten Stempel müsse man ein Leben lang sichtbar tragen. Die einen träumen davon ein Leben lang, andere verlassen das Elternhaus tatsächlich, kehren aber häufig wenigstens in die sogenannte Heimat zurück. Diese beiden Frauen aber hatten die Fesseln abgestreift, die oftmals ebenfalls an den gewohnten Ort zurückkehren, den Jacques Prévert auf dem Sklavenmarkt (Für dich, Geliebte; Pour toi mon amour) gesucht, aber keine Ketten gefunden hat. Die eine, recht katholisch Aufgewachsene, hatte den Vater des gemeinsamen Kindes ein Jahr nach dessen Geburt gebeten, zu gehen; seine Liebe drohte sie zu erdrücken. Die andere aus einem jüdischem Elternhaus, von dessen Glauben sie erst zehn Jahre nach ihrer Flucht aus diesem erfuhr, bekam, trotz großer Sehnsucht danach, kein Kind, weil sie sich immer in Männer verliebte, die über das Alter hinaus waren oder meinten, es sei an der Zeit, wieder mehr für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Als die beiden jeweils ihr Diplôme du baccaluréat erhalten hatten, waren sie nach Paris abgereist, die eine aus der ländlich-bürgerlichen Idylle nahe Rouen, die andere aus einer nicht minder gemütlichen Ecke der Schweiz, auf der Seite des Röstigrabens, auf der sogar rein deutschsprachig Aufgewachsene lieber schlechtes Französisch sprechen und schreiben, weil sie der Meinung sind, das erhebe sie in den Adelsstand der Civilisation. Da beide nicht zu den aufopferungsvollsten Schülerinnen gehörten, mußten sie jeweils zwei Jahre länger als üblich in diesen Gefängnissen der Bildung verharren. Als sie sich während der Wohnungssuche zum erstenmal begegneten, waren sie zwanzig Jahre jung. Da beide keine Donationen ihrer Elternhäuser annahmen, waren ihre Mittel begrenzt. Also nahmen sie dort Quartier, wo sie sich kennengelernt hatten, in jenem Quartier, das bekannt und bei vielen berüchtigt dafür war, an nahezu jedem Haus eine rote Laterne hängen zu haben, die den Eingang zu dem wies, das für viele das eigentliche Paradies bedeutet. So lernten sie leben und leben lassen. Durch die Beschützer der Damen, in deren unmittelbarer Nachbarschaft sie wohnten, gingen sie im besonderen Maß wohlbehütet ein und aus, die eine manchmal zur romanischen Fakultät der Sorbonne, die andere in ein anderes universitäres Institut, um eine Ausbildung zur Bibliothekarin zu absolvieren. Zu dieser Zeit mußte noch niemand zum Schulklingeln antreten. Es hätte die später erfolgreichen Absolvenzen der beiden eher verhindert. Die eine schwamm auf der Seine wieder zurück in die Nähe der idyllischen Heimat unweit des Ärmelkanals, letzten Endes dann doch ihr bonheur ici-bas Manche. Die andere umkreiste ein wenig die Welt, um später dann in Berlin in sie einzutauchen. Mindestens zweimal jährlich, gerne öfter besuchten sie einander, jedoch meist in westlicher Geographie, da es ein Mädchen gab, das zur Schule mußte. Eines Tages, gegen Ende des vergangenen Jahrtausends, etwa dreihundert Jahre nach Beginn der Reformation, beschlossen sie, miteinander Urlaub zu machen. Man habe sich das verdient nach über zwanzig Jahren fast geschwisterlicher Liebe. Das Kind würde in väterliche Ferienobhut gegeben werden. In völlig unbekanntes Gebiet sollte die gemeinsame Reise gehen. Einmal richtig aufs Land. Nicht dorthin, wo alle verstädterten Franzosen jährlich hinfahren, kein rituelles vie champêtre wie etwa in diesen Filmen von Eric Rohmer. Auf allen Komfort wollte man verzichten, die reine Natur erkunden, wie es ansonsten Franzosen niemals täten, weil sie lieber an der Civilisation zugrunde gehen. Die schönste Natur, darin waren sich die beiden über die meisten einig, sei ein leicht verwildertes Versailles. Aber etwas ohne Straßen und ordentliche Wege und am Ende gar ohne großen Tisch, an dem es eine gemütliche Gesellschaft den Abend bei mindestens sechs Gängen mit abschließendem Champagner gütlich tun kann, das sei Barberei, wie sie vielleicht von diesen Germanen noch oben im rechtsrhenischen Norden bevorzugt gelebt würde. Und genau das wollten die beiden jedoch nicht. Das ständige Rumgemeere interessierte sie auch nicht, ob Altantique oder Méditerranée. Sie wollten barbarische Natur. Man habe gehört, es solle das sogar auf ihrer Seite des zivilisierten Europas noch geben, am Rande des Massif Central. Dort solle es noch ursprünglich belassene Täler geben, wo man das Wasser noch trinken und sogar darin baden könne. Das wollten sie tun in einem der Zuflüsse des Tarn. Sie trafen sich am Flughafen von Nîmes. Von dort aus fuhren sie gemeinsam mit einem Leihwagen nach Alès, aber nur, um sich in Ruhe nach einem beschaulichen Dörfchen weiter nördlich umzuschauen, von dem aus sie ihre Tagesausflüge unternehmen würden. Knapp zwei Wochen waren sie bereits herumgefahren und -gewandert, hatten sich beinahe konsequent von dem ernährt, was solch eine beinahe urwaldliche Region bietet. Dann gerieten sie auf der Suche nach der Natur in ein noch abgelegeneres Tal, in dem man sich endgültig von der Civilisation gelöst fühlte. Sie legten ihre Rucksäcke und auch ihre Kleider ab, um im reinen, klaren Wasser des Baches zu baden. Nach etwa einer Stunde lautstarken Geplätschers prasselte ein Hagel voller Steine auf sie nieder. Die Frau aus der Nähe von Rouen wurde von einem etwa zwei Fäuste großen Brocken am Kopf getroffen. Erst nach etwa vier Stunden war es ihrer Mitbadenden gelungen, Hilfe zu holen und diese an den Ort der Steinigung zu bringen. An welchem Haus auch immer sie geklopft hatte, niemand schien anwesend. Bis sie schließlich erhört wurde. Der mitgeeilte Arzt konnte nur noch den Tod der Getroffenen feststellen; sie war verblutet. Es hatte zu lange gedauert. Die Steinewerfer wurden, trotz intensiver, wochenlanger kriminalistischer Tätigkeit durch die ermittelnden Behörden, nie gefunden. Die Zurückgebliebene wurde später insofern außerörtlich aufgeklärt, als man ihr bedeutete, sie beide seien sozusagen in hoheitlich hugenottisches Gebiet eingedrungen und hätten sich mit der nackten Darbietung ihrer beider Körper nach der Eigengesetzlichkeit der einheimischen Bevölkerung vergangen. Der todesstrafliche Ausgang sei quasi ein Kollateralschaden gewesen. Es gäbe nunmal Kriege, die seien nie zuende. Abbildung: Detail aus Diana und ihre Nymphe von Domenico Zampieri, Galleria Borghese, Rom; Photographie: Wikimedia PD Nachgetragen sei hier das ganze Gemälde, aus dem obiger Ausschnitt stammt: Diana auf der Jagd (aus der Seite des Geneva College).
Im Kaminrauch der Romantik Einer zehnjährigen Wehmut zum Jahrestag Es geschah 2001 an einem hellichten Tag, deutlicher: in der kunstlichterleuchteten, neu errichteten Halle 3 des Messegeländes in Frankfurt am Main, also einer späten Nachkommenschaft der Agora, auf der vor einiger Zeit ein großer Kyniker Menschen suchte. Ein Hauch nur genügte, und das Astralblatt, die gesamte antike Geistesseele flatterte auf, verließ seine Heimstatt des Immateriellen und fuhr hinein in ein profanes Gehör. Dieser Liebeshauch, zärtlich in mein entsagungsgeplagtes Ohr geflüstert von einer zauberhaften Hundert-Kilo-Kugel aus dem Nabel der Weltfernheit namens Paderborn, hatte diesen entzückenden kognitiven Konjunktiv: «Könntest du dir vorstellen, mein Lieber, daß wir gemeinsam eine Zeitung machen?» Der Flüsterer, seines Zeichens Verkünder eines hochgeistigen Verlages von lesbar gemachten Habilitationen kultureller Themata, mindestens aber Dissertationen nicht unter allerhöchstem Lob, hatte wie sein Angehauchter auch, ach, beide hatten die Zeichen des sterbenden Papierfeuilletons nicht erkannt oder den längst eingetretenen Tod schlicht nicht wahrhaben wollen. Es mag aber auch ein wenig daran gelegen haben, daß der eine eine Altlast geerbt hatte, die gleichwohl um einiges historischer belastet war als ihre Vorbesitzerin DDR, und einfach die Gelegenheit nutzen wollte, vor der gnadenlos herannahenden Verrentung darin noch einmal ein bißchen zu spielen wie im Sandkasten des Pennälers. Ein bedeutsamer Hof war ihm zugeflogen, über den der ehrwürdige Herr Dehio protokollierte: «Wehrhafter Adelssitz des 14. Jh. Nach mehrfachem Besitzerwechsel ab 1626 in bürgerlichem Besitz.» Etwa vier Seiten hat der Grandseigneur der Kunstgeschichte dem thüringischen Städtchen gewidmet, darunter eine malerische Zeichnung, das es im Jahre 1291 zeigt, sowie eine halbe Spalte allein dem Gehöft und seinem Ort — laut Brockhaus «im Vorland des südwestlichen Thüringer Waldes, an der Werra, 4.000 Einwohner [...]. Stadtkirche (1584-96); zahlreiche Fachwerkbauten des 16. und 17. Jahrhunderts, ehemalige Adelshöfe und Bürgerhäuser (16.-19. Jahrhundert). 874 erstmals genannt; Stadtrecht 1308; kam 1660 an Sachsen-Meiningen» —, dieser «Karnevalshochburg der neuen Bundesländer» also ganz nahe dran am seinerzeit gepriesenen Meininger Vier-Sparten-Theater mit Wagner-Ambitionen, «[...] das im Osten rechtwinklig angrenzende Wirtschaftsgebäude von 1532 mit tonnengewölbtem Keller und großem Saal ...» Eben darin ließ das ancien regime des deutschen Vulgärkommunismus von mehr oder minder zarten Frauenhänden FDJ-Hemden nähen. Deshalb wohl ließ der Erbe und damit neue Altlastinhaber in allen seinen Räumen eine heiße Kulturnaht nähen. Als guter Deutscher hatte er als erstes einen Verein gegründet und gab deshalb für sein neues Heim der Sparkasse viel Geld, auf daß auch die nicht darbe — weil unsere Denkmalschutzbehörden mindestens so gnadenlos sind wie ihre steuereintreibenden Kollegen. Im Grunde wollte dieser Historiker mit historischem Gewerk eine Art gegenläufiges Parteiorgan, eine «Monstranz des Nicht-Wissens», wie Wolfram Hogrebe sie nannte, die Blaue Blume. Nachdem man so manches Wochenende Stunde um Stunde immer nähergerückt war an den romantisch arschkalten Kamin und sich an möglichen Inhalten zu erwärmen versuchte, hatte die praktisch veranlagte Verlegerin ein edles Blattgewand geschneidert. Ein paar Altersgebeugte hatten ihren Humus der Weisheit gegeben, auf daß das Pflänzlein nicht allzu bald wieder eingehe, aber auch viele Junggärtner hatten emsig mit den Gießmaschinen geklappert. Wie einst sollte die jungfräuliche Blüte beim Entblättern ein paar Esoterika zeigen: die Chiffrierungen der Eingeweihten, der Beschwörer des Rätselhaften und Verborgenen unserer schnöden Welt. Aufflattern sollte sie also, die rätselhafte und dennoch oder vielleicht deshalb so luftige Blume, ähnlich dem, das der Philosoph Hogrebe so beschrieben hat: «Wenn sich die Poesie mit ihren Mitteln der sprachlich-ästhetischen Konstruktion, mit ihrer technisch reflektierten Phantastik von den Denk- und Erfahrungsfesseln des Gewöhnlichen und Normierten zu lösen versteht, wenn sie Ergebnisse wissenschaftlichen Scharfsinns zu leuchtender Sinn-Bildlichkeit umzuschmelzen lernt, wenn ihr gleichsam die imaginierende Verrätselung ihrer Enträtselungserfolge gelingt, dann kann Sehnsucht zum intelligenten Ferment eines wirklichen Wissens werden. Das Fragmentarische und Verworrene, das Undarstellbare und Unbestimmte [...], erscheint dann als Sinnverheißung an den Zauberworten und Wunderdingen der Poesie.» Aber ach, es wurde eine Fehlgeburt. Den Abgang ausgelöst hatte eine schier unglaubliche Woge der digitalen Masse, die unter dem modernen Begriff Tsunami alles wegfegt, was an den ollen Gensfleisch alias Gutenberg gemahnt. Nicht einmal das Fundament der sublimierten Gartenlaube war mehr zu sehen am Ende. Alles weggespült vom Fortschritt, der sich mittlerweile Revolution nennt. In Trauer verneige ich mich vor dem anonymen Massengrab.
Töten als Broterwerb Viele Menschen, vor allem berühmtere, hatten außerordentlich viele Berufe, bevor sie endlich berufen wurden und dann nur noch einen hatten, etwa den des Hollywood-Schauspielers oder des Bestseller-Autors. Ich will jetzt gar nicht mit diesem Sinologen anfangen, der nach seiner Promotion sich auch noch achthundert Seiten lang habilitierte, weil es sonst nichts zu tun gab, aber anschließend dann doch Teller wusch oder noble Afrikaner und deren Cola in der Gegend herumkutschierte und Waschmaschinen und Kühlschränke verleaste und Gebäudeversicherungen und Zeitungsabonnements verkaufte an Menschen, die häufig auch deshalb in Sozialwohnungen lebten, weil sie des Lesens nicht nur ihrer Muttersprache nicht mächtig waren. So etwas gibt's ja nicht mehr, denn Chinesisch lernt der Mensch heutzutage bereits in der Kita, wie der frühere Kindergarten ins Neudeutsche übersetzt heißt. Ich gehöre zu denen, die nicht so viele abwechslungsreiche Berufe ausüben durften, dafür aber immerhin vorübergehend der interessanten Tätigkeit des Vernichtens anderer nachgehen konnten. Tatsächlich wurde für mich aus der zwischenzeitlichen Not heraus der Traum vieler Menschen wahr: Geh mer Tauben vergiften im Park. Nun, nicht immer waren es so hochkulturelle Umgebungen wie die, von der ein von mir wegen seines Sarkasmus einstmals sehr, geradezu hochgeschätzer Bekannter selig — ein Wiener Psychologe, wie anders? — immer wieder gerne auf die Liebe der Grünen entgegnete, das schönste Stück Natur sei für ihn der Englische Garten in München, im besonderen der, um beim Thema zu bleiben, Chinesische Turm, oder die noch rühmlichere Feldherrnhalle. Hin und wieder hatte mein Vernichtungswerk auch an profanen Bauwerken wie dem Arabella-Hochhaus zu geschehen, wo ich hoch oben auf dem Gerüst stehend durch das winzige Hotelfenster immerhin mit einem Großen wie dem Weltumsegler Rollo Gebhard ins Gespräch kam, der zuvor auch allerlei Berufstätigkeiten ausgeübt und eine gewisse Affinität zur Natur vorzuweisen hatte, vermutlich ebenfalls zur chinesischen, segelte er doch um die Welt, also mußte er dort auch mal vorbeigekommen sein. Es war also nicht die brotlose Kunst, die mir, der ich nichts anständiges gelernt hatte seinerzeit, vergleichbar mit dem Sprachkundler des fernen Ostens, zum Brot verhalf, sondern das Handwerk des Todes. Neben den Tauben tötete ich dann noch Kakerlaken und Ratten. Letztere kamen erst später dran, vermutlich, weil ich alles andere Getier bereits getötet hatte und man mich zu fernen Zeiten, als es noch so etwas wie soziales Gedankengut gab, in Arbeit und damit Brot belassen wollte. Zwar war ich ungelernt, aber nach einigen Wochen Tätigkeit nahe dran am Kammerjäger. Selbstverständlich nannte ich mich nicht so, denn das war, soweit ich mich erinnere und anders als der des Journalists, bereits ein geschützter Beruf mit mehrjähriger Ausbildung, und außerdem hätte ich damit jungen Damen gegenüber einen doch recht fragwürdigen Eindruck hinterlassen, denn im Anschluß daran war ich immerhin Lehrer des Deutschen für welche aus dem Ausland. Aber vermutlich wäre das gar nicht so unwohlklingend gewesen für ungeübte Ohren, spricht man doch auch von der Kammermusik, was schließlich leicht mit höfischem Umgang assoziiert werden kann. Als destructeur de vermines wäre ich vermutlich nichtmal beim belgischen Adel gut an- und damit ins Paradies gekommen. Ich komme darauf, da dieser Tage mal wieder der übelste Triebtäter in mir zugange war, der vorstellbar ist. Der Traum trieb mich an. Endlich wieder einen Blogbeitrag solle ich verfassen, gemahnte er mich. Er möge mich bitteschön in Frieden schlafen lassen, träumte ich zurück, schließlich hätte ich sozusagen ein altes Recht darauf, gemütlich im Ohrensessel zu sitzen und nichts zu tun als auszuruh'n. Alle Gegenwehr nutzte nichts, er war der Mächtigere. Wenn mir nichts einfiele, dann solle ich meine Phantasie gefälligst, wie in früheren Zeiten, in Bewegung setzen. In eine kleinstädtische Bücherei schickte er mich daraufhin. Es war deprimierend. Wo ich auch hinschaute, ich sah nur auf Buchrücken mit den Namen Inga Lindström und Rosamunde Pilcher, diese aus Pisa stammenden Klassiker des Intelligenzschwarms. Verzweiflung kam hinzu, war das doch alles in einer Sprache gedruckt, die ich nicht lesen konnte, weil ich sie nicht verstand. Als ich die kleine, von Volksspenden bestückte Institution bereits wieder verlassen wollte und darüber nachsann, wie ich mich an diesem Traum vorbeischleichen könnte, der vor der Tür darüber wachte, daß ich mich in meiner Bildungsunwilligkeit nicht einfach davonmachte, und ich zu dem fernsehdramaturgisch einleuchtenden Schluß gekommen war, der beste oder vielleicht schlechteste, aber auf jeden Fall ein Weg sei der durch das Fenster der Toilette, die auch vom Lehrkörper der angeschlossenen Sonderschule mitbenutzt wurde und auf den Pausenhof derselben führte, da blieb mein Blick an einem winzigen Regal mit wenigen Büchern hängen, an dem ein Schild befestigt war, das eine sütterlinartige Aufschrift trug: Fremdländisches. Als ich genauer hinschaute, las ich Veijo Meren noveliit, 1965. Als ich mich durch diese wunderschöne, aber auch zeitlich wie meine Jugend doch so weit entfernte und deshalb für mich mittlerweile äußerst mühsam lesbare Sprache kämpfen wollte, entdeckte ich direkt danebenstehend eine deutschsprachige Ausgabe: Veijo Meri, Erzählungen, 1967 bei Suhrkamp erschienen, übersetzt von dem großartigen Manfred Peter Hein (dem das berühmte oder auch berüchtigte Volkslexikon nicht einmal ein Wörtchen stiftet, jedenfalls nicht im Zusammenhang mit Meri). Sofort fiel mir Der Töter ein. Nicht nur, weil ich ja ebenfalls ein solcher gewesen war, sondern weil mir diese Erzählung augenblicklich fast komplett in die Erinnerung geriet. Mit großer Faszination hatte ich sie in den Sechzigern und auch danach mehrmals gelesen, diese Geschichte, die häufig als Kriegsliteratur bezeichnet wird, aber doch genau das Gegenteil bedeutet, indem sie in unwirklich scheinender Lakonik den Tagesablauf eines Scharfschützen im finnisch-russischen Winterkrieg beschreibt. Während ich so vor mich hintötete und nicht einmal mehr im Traum an den Türsteher dachte, der mich nicht hinauslassen wollte aus ihm, schweifte mein Blick etwas ab und geriet innerhalb des Regals links von Meri auf ein völlig verstaubtes Büchlein, das die Situation sozusagen kafkaesk, mittlerweile der wohl am häufigsten verwendete Begriff in Sportberichterstattung und Befindlichkeitsbloggerei gleichermaßen, geraten ließ: Die Verwandlung vergegenwärtigte sich meiner. Ich war wieder zurück in meinem «unruhigen Traum», meiner traumatischen Vergangenheit als Vernichter massenhaften Lebens, war hineingeraten in die Stahlgewitter des Käferologen. Als ich aufwachte, war ich tot. Wenn auch ungefähr so wie der finnische Töter, dem eine Kugel durch den Kopf geschossen war und der dann mit einem Loch in demselben weiterlebte. Sollte es tatsächlich jemanden interessieren, was ich als Kammerjäger so getrieben habe, bitte ich um Nachricht. Dann werde ich gegebenenfalls nächtlich meine traumatische Erinnerung befragen.
Frühstücksdirektor wollte ich eigentlich immer werden. Aber nun bin ich dann doch nur Hauptabteilungsleiter geworden. Gestern früh kam mein Stellvertreter vorbei, um mich abzuholen. Er ist Mitte dreißig, erfolgreicher Dramatiker, Essayist und Romanautor, versehen mit zahlreichen Auszeichnungen von internationalem Renommée. Der agile Chauffeur fuhr uns mit dem achtzylindrigen, dezent dunkelanthrazitfarbenen Dienstwagen über Land rasch in die Stadt. Wir betraten das mir bekannte zwölfstöckige Gebäude der Medienanstalt, dessen Aufstockung um weitere vier Etagen für unsere neue Abteilung kurz vor der Fertigstellung stand. Mein mir nicht von der Seite weichender, mich geradezu umsorgender Stellvertreter bat mich, kurz zurückzutreten, und trat uns dann den Weg frei durch falsch eingesetzte Mauern. Laufende Kulturhaltung in den Neuen Medien heißt das Konstrukt, dem ich nun vorstehen werde. Für den Anfang wurden zunächst dreißig neue Mitarbeiter eingestellt, die bei ihrer Bewerbung das fünfundzwanzigste Lebensjahr nicht überschritten haben durften und allesamt in einem geisteswissenschaftlichen Fach promoviert sein mußten. Der mir direkt Unterstehende ist es selbstverständlich auch, und kürzlich ist er an einer Eliteuniversität habilitiert worden. Der Titel seiner ausgezeichneten Habilitationschrift lautet Die nikomachische Ethik im kakophonen Zeitalter. Seine Lehrtätigkeit darf er als Privatdozent beibehalten, dabei allerdings fünf Monatsstunden nicht überschreiten. Es sei kein Problem, meinte er gegenüber dem Rundfunkrat, es käme ohnehin nie jemand zu seinen Vorlesungen. Ich war fünfundzwanzig Jahre in einem Kunstbuchverlag tätig und habe vor einiger Zeit das Rentenalter erreicht. Das letzte Mal in einem Rundfunkgebäude war ich, nachdem man mich als 1985 aus dem Hörfunkleben Ausgeschiedenen gebeten hatte, meinen Essay in der Länge von 1'30 Über den Niedergang der Sprache im Musikfunk unbedingt selbst zu singen. Ich war etwas verwundert über die vielfältige neue Technik. Es war nicht weiter schlimm, da man mir eine Dame zugeordnet hatte, die diese mir völlig fremden, seltsam erscheinenden Gerätschaften im Griff hatte. Sie erklärte mir, daß dies tatsächlich eine ungewohnte Situation sei, da die Beiträge mittlerweile allesamt von den Autorinnen und Redakteuren auch technisch in Heimarbeit fertiggestellt würden, im akuten Zeitalter der Digitalisierung sei das ja kein Problem mehr und würde zudem Platz im Haus schaffen sowie Kosten senken, sie selbst würde demnächst ebenfalls von ihrer fünfundzwanzig Quadratmeter großen und damit völlig ausreichenden Wohnung aus tätig werden. Sie hatte wohl meinen suchenden Blick richtig verstanden, der durch die Räumlichkeit schweifte und fast verzweifelt nach den Schnürsenkeln und den Bobbys Ausschau hielt, auf die mein Radioessay aufgezeichnet beziehungsweise aufgewickelt worden war, der schließlich meine Berufung bewirkt hatte. Es hatte sich alles etwas verändert im Lauf der Zeit. Wie beim Computer auch. Aber von dem weiß ich mittlerweile immerhin, welche Funktion der Bildschirm hat. Da werde ich wohl auch mein Amt als Hauptabteilungsleiter für Laufende Kulturhaltung in den Neuen Medien auszufüllen wissen. Ich sollte über den Kauf einer neuen Matratze nachdenken. Oder liegt's am (zweiten) Frühling, der mich solches träumen läßt? Vielleicht ist's gar die Sommerzeit?
Langersehnte Begegnung Endlich sollte ich ihr begegnen. Beruflich zwar, aber die Einladung zum Essen hat sie nicht nur nicht ausgeschlagen, sondern ihr freudig zugestimmt. Mich mit ihr zu unterhalten, davon träume ich seit vielen Jahren. Unterhalten? Am Ende gar ich sie? Eigentlich haben die Zeiten sich doch irgendwie geändert. Aber man kommt wohl nicht raus aus der Haut, die einem übergestreift wurde. Heimito von Doderer stülpt einem gleich einen Eimer über den Kopf.* Als Auffänger des herumfliegenden Kots die Dame auf der Straßenseite eskortieren, ihr die Tür aufhalten und trotzdem vor ihr in das Restaurant eintreten, ihr aus dem Regenmantel und auf den Stuhl helfen und nicht zuletzt charmant und unterhaltsam sein. Sie nimmt lächelnd an. Ich gebe mein Bestes. Aber es reicht offenbar nicht aus. Der Witz scheint rasch ausgereizt. Der Clown muß sich etwas Neues einfallen lassen. Muß er? Muß er überhaupt Clown sein? Wer zwingt mich dazu, den Clown zu geben? Ich unterliege schon wieder, wie so oft draußen in der feindlichen Welt, der zwanghaften Vorstellung, immer witzig sein zu müssen. Bei Männern eher seltener, nur bei irgendwelchen Absichten, die dem Nützlichkeitsprinzip unterworfen sind, was durchaus auch das Heischen nach Sympathie bedeuten kann. Und nie geschieht das bei diesen Allerweltsschönheiten, wie sie beispielsweise in der deutschen Hauptstadt der Liberalität und des Kitsches, die Kundera bei seiner Definition des Verbergens von Scheiße wohl vor Augen hatte, noch entschieden häufiger vorkommen als Touristen in La Rochelle oder am Mont Saint-Michel. Aber sowie jemand in Erscheinung tritt, der Gesichtszüge erkennen läßt, die nach Inhalten aussehen, meine Vorstellung von Schönheit umgesetzt scheint wie bei ihr: Balz. Der Pfau will bei Frau Pfau in den Kopf und schlägt ein ganzes Räderwerk an Eitelkeiten. Manchmal ist ein wenig mehr als Klappentextwissen dabei recht hilfreich. Es kann aber auch danebengehen. Aber die Zeit ist verrückt. Diese Traumfrau da will nicht unterhalten werden. Sie hat selbst eine Menge zu sagen. Ohne jede Eitelkeit; jedenfalls männliche. Also unterwerfe ich mich dem Erfolgsrezept meiner jugendlichen Jahre des Aufbegehrens gegen Konventionen: ich höre zu. Doch sie redet ohne Unterlaß, all ihr Wissen bricht sich Bahn, der Damm reißt, die gewaltige Wörterwoge schlägt über mir zusammen, ersäuft die im Lauf der Jahre herangewachsenen Sehnsüchte. Nicht einmal gesagt bekomme ich, ich müsse mal aufstehen, den Kopf übers Wasser bekommen. Unhöflich erhebe ich mich. Und erwache. * «Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln wie er will.» (Tangenten, 1940 – 1950)
Fluch(t) der Mathematik Ein Teil meiner Traumwelt ist hier ja ausgebreitet, von schön bis lustig und auch schonmal lustvoll bis hin zur Alpbesteigung. Deren Gipfel allerdings war heute in den Morgenstunden erklommen. Die Sonne hatte sich, entgegen ihrer Gewohnheit, ebenfalls aufgemacht, (hier Schleswig-Holsteins) Berge zu besiegen. Ich war Teil einer Gruppe von Abiturienten. Etwas genauer vielleicht: als ziemlich ältlicher, aber durchaus akzeptierter Bestandteil dieser fröhlichen und ausgelassenen Gruppe europäischer Schüler sollte ich, wie einer, der wegen zu vieler altersbedingten Fahrfehler wie beispielsweise das Einhalten von Geschwindigkeitsbegrenzungen, die Führerscheinprüfung noch einmal zu absolvieren hatte, gemeinsam mit den jungen anderen in die Europäische Schule Bruxelles einziehen, um mich den Prüfungen zu unterziehen. Einigermaßen unangestrengt und eigentlich auch sorglos ging ich die einzelnen zu prüfenden Fächer sozusagen im Schlaf durch und wollte bereits siegesgewiß inmitten der Jugend die Pforten zur Prüfung durchschreiten, als ein Stich in meinen Körper fuhr, ganz zum Schluß hin, als wollte die Qual sich mir bis zum Ende hin aufheben: Mathematik. In einer geradezu unglaubwürdigen Geschwindigkeit, als wäre mein Hirn dieser auch für Wirtschaftskrisen und andere Fehlleistungen zuständige Großrechner, errechnete er mir eine Übelkeit und den Weg aus ihr. Mit einem Mal saß ich an meinem Zufluchtsort, an dem ich auch recht gerne mal die seelische Versorgung trauriger und trauernder Bordsteinschwalben belausche und Nachrichten aus dem Mikrokosmos lese, die ein paar Schritte nur entfernt produziert werden, wo die Welt zwar ein wenig grau ist, als wäre sie morgens um sieben noch in Dortmund, aber insgesamt friedlich, da der imigrierte und assimilierte Ungar sich nicht allzu oft blicken läßt, da er weiß, daß die Kanonen da unten immer eher gegen das Festland gerichtet sind. Da saß ich nun in meiner Pastisserie und sinnierte darüber, wie ich diese Schmach der Flucht vor der Verantwortung wieder wettmachen könnte und ob man mich noch einmal zur Prüfung zuließe und wenn ja, wie ich die immerzu Richtung Meer des Vergessens fluchtbereite Mathematik dann an die Ankerkette legen könnte, als eine an dieser für Bahnen aus südlicher Richtung vorgesehene Haltestelle und somit offensichtlich völlig fehlgeleitete Tram vorfuhr, die nämlich die aus dem hohen Norden angereiste Abiturientengruppe entließ. Ich bezog deren Frohsinn auf mein Versagen, es verstärkte meine Scham. Doch nachdem sie allesamt das französische, sich mittlerweile auf ganz Europa ausbreitende französische Nationalgetränk, im Plastikverbund sogar weltweit, vor sich stehen hatten, teilten sie mir beiläufig mit, meine per Briefwahl eingereichten und vom Europarat gesichteten beziehungsweise bewerteten Mathematikprüfungsunterlagen hätten zu einem bemerkenswerten Resultat geführt. Mir stockte der Atem vor Furcht. Meine Anspannung ignorierend fuhr die Sprecherin der Gruppe fort und teilte mir mit, ihnen selbst als allesamt mit besten Noten Ausgestatteten sei nicht unbedingt der erwünschte Erfolg beschert worden, aber meine Dreisatzrechnungen — die alleine mir immerzu einen höchsten Schwierigkeitsgrad bescheren — seien im Plenum mit stehendem Applaus begrüßt worden, mit dem Ergebnis, mich einstimmig zum Kommissar für Wirtschaft und Finanzen zu ernennen. Und schließlich, fügte sie noch an, die attraktive, sicherlich für einen ebensolchen Posten prädestinierte junge Frau, schätze man sich glücklich, zu meinem Freundeskreis zu gehören. Denn nun würde sich Arbeit sicherlich wieder lohnen. La donna e mobile
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