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Dem Guten, Inneren und Schönen Nein, ein Obstverächter bin ich nicht. Das Gegenteil meine ich belegt zu haben. Als Schlagzeile macht es sich jedoch hervorragend, das sorgt für Einschaltquoten., von denen auch ich nicht frei bin. Es kommt allerdings immer auch auf die Inhalte an. Ich dachte mir, es den Gestaltern der Drehvorrichtung des EiMac G5 zu überlassen, doch es scheint nicht so angekommen zu sein, dieses klägliche Tröpfchen an der Apfelseite hat nicht den richtigen Biß. Allzu gestaltungssicher im Sinne des klassischen Frog design sind sie nicht, diese Designer; aber vermutlich handelt es sich hierbei ohnehin um ein fremdgestaltetes Nebenprodukt. Doch insgesamt mag ich als einstmaliger, beinahe rauschhafter Konsument von noch 'ner Uhr oder noch 'nem Rasierapparat oder einer Küchenmaschine mittlerweile ja auch kaum noch Braun-Produkte kaufen, denn die sind teilweise (besonders im Haushaltsbereich) derart angepaßt an den Warenhausgeschmack des Gelsenkirchner Post-Barocks, daß ich oft gar nicht mehr hinschauen mag. So bewahre ich mir den Sch(r)ein des alten Guten mit mehr oder minder fein funktionierendem Innenleben im stillen Kämmerlein. ![]() Und gerade über die Assoziation edle Einfachheit, stille Größe verstehe ich Ihre Gelüste. Ich war diesem Design von Anfang an verbunden, quasi fest verwurzelt in meiner Liebe zur ganzheitlichen Urmutter Bauhaus. Im Bereich der Unterhaltungselektronik gab es während der Anfänge der Apfelgestaltung meines Erachtens auch nur ein Design, das bei mir annähernd Gnade finden konnte: Sony; davon habe ich mir auch einiges zugelegt. Das lag sicher nicht zuletzt daran, daß die Japaner seinerzeit eigens für den europäischen Markt einen Gestalter engagierten, der ebenfalls aus der Schule der ehemaligen Gestaltungsschaltstelle Dieter Rams kam, der zusammen mit Hans Gugelot unter anderem meinen oben gezeigten Schneewittchensarg entwarf. Bei ihm spielte in Fortsetzung der bauhäuslichen Ganzheitstradition immer auch der Grundgedanke an form follows function eine entscheidende Rolle, nach dem Gestaltung nicht der reinen Schönheit ohne Inhalt unterlegen sein darf; ich halte Begriffe wie Designerbrillen, -möbel und so weiter ohnehin für nichts als volksverdummendes Marketing- und Reklamegesabbel, da grundsätzlich jedes Produkt gestaltet werden muß, bevor es produziert und anschließend auf die Märkte losgelassen wird. Für mich Analphabeten der Technik und überdies Verweigerer jeglicher Lektüre zur Betriebsanleitung hatte bei Kaufentscheidungen die einfache Bedienbarkeit der Geräte immer Priorität. Seit meinen Computer-Anfängen hat ein Rechner zunächst einmal nichts anderes zu leisten als Arbeitserleichterung (zum Beispiel kein mühsames Umkleben mehr von Manuskripten et cetera), quasi der Verlängerung meiner im besten Doppelwortsinn schwergewichtigen Kugelkopf-Schreibmaschine von IBM (die eine Olivetti abgelöst hatte). Gefallen sollte mir ein solches Gerät allerdings in jedem Fall; Produkte anderer Hersteller kamen nicht nur wegen ihrer meines Erachtens mangelhaften Formgebung nie infrage (Sony bildete auch hierbei eine Ausnahme), auch mit der Bedienbarkeit haperte es enorm. Mit Schrecken erinnere ich mich an meine Versuche an einem Rechner, der unter MS DOS lief, einer sogenannten Dose. Die war um 1990 ins Gespräch gekommen, als es ums Geld ging. An die dreißigtausend Mark sollte der von mir gewünschte Quadra inclusive der (für Apple immer etwa um ein Drittel teureren) Software, alleine Photoshop schlug mit rund dreitausend Mark zu Buche, postscriptfähigem Drucker et cetera kosten. Ich verzichete aus Flüssigkeitsproblemen darauf, ein solches Gerät zu leasen war mir ebenfalls zu teuer, und wir legten uns zum Bücher- und Blattmachen dann solch ein zusammengestoppeltes Gerät zu, das einschließlich der noch benötigten Weichware zehntausend Mark kostete. Ich aber ging da nie dran, meine kalte Spaltenfüllerei betrieb ich an meinem niedlichen klassischen Äpfelchen mit einer Festplattenkapazität von, wenn ich mich recht erinnere, unter dreißig MegaByte. Wir kennen ja das alte Snobisten-Witzchen: Ich bin zu arm, um mir billige Schuhe leisten zu können. Aber was heißt schon billig. Als ich mir vor fünfzehn Jahren ein Paar meinem Schönheitssinn entsprechende italienische Stiefeletten für dreihunderttausend Lire kaufte, wohl nicht zuletzt, weil es eine offerta speciale (nur für Frauen, die Männer mit gutem Geschmack bevorzugen) war, wurde mir rasch klar: Alles ist relativ. Nach kurzer Zeit war die Ledersohle durchgelaufen. Der deutsche Flickschuster mit den Koran-Sonderangeboten zuckte mit den Schultern, dafür gäbe es schließlich Schutzsohlen. Aus Erdölgummi! Da spürt man doch nichts mehr. Da nahm ich lieber das Kreuz auf mich und ging beim nächsten Besuch im Süden den Weg der Reklamation. Und siehe, man war einsichtig und besohlte neu. Gummi unter diesen Schuhen wäre für mich Semipuristen nämlich dasselbe, wie einen EiMäck mit Software von Bill Gates zu betreiben. ![]() Der Vereinigung von Gestalt und Inhalt wegen habe ich mich auch stets für andere Produkte wie beispielsweise meine Fernseher von Loewe entschieden. Da ist zum einen meine zwölf Jahre alte Bildbratröhre und zum anderen der neuere Xelos, der mich im Büro in den Schlaf brabbelt wie weiland die Erwachsenen meiner Kindheit in den nach dem Mittagessen. ![]() Die Gestaltung gefiel mir damals wie heute ausnahmslos gut, und zum anderen führten mir die Händler vor, daß auch ein technisch Minderbemittelter wie ich diese Geräte einfach bedienen kann. Was nicht hieß, daß sie mich nicht doch noch einige Male aufsuchen mußten, um Einstellungen zu korrigieren, die ich unbrauchbar gemacht hatte, weil meine Ungeduld mich immer wieder in den Griff bekommt. Aber das ist eben das nächste, auch nicht zum erstenmal geäußerte Glaubens-, besser: Wissensbekenntnis: Im Fachhandel kaufen. Nicht nur, daß ich diese Geiz ist geil-Gesinnung nicht ausstehen kann (von der Tatsache mal abgesehen, daß diese monströsen Läden ohne fachkundiges oder richtiger: eigentlich nie anwesendes Personal in der Regel nicht einmal kostengünstiger anbieten), diese Pfennigfuchser, die sich beim kleinen Händler alles vorführen und erklären lassen, dann wahrscheinlich beim großen Anbieter oder gar via Internet einkaufen, um dann wieder in den Laden von Onkel Emil (gibt es in der Branche eigentlich schon Emmas?) zu rennen, weil sie irgendetwas nicht zum laufen bekommen. Nun denn, ich habe eben nur gute Erfahrungen mit Fachleuten gemacht. Einer, eigentlich Fachmann für Weichware, hat mir sogar zweimal meinen harten 5er EiMäck repariert, nachdem auch dem dritten Verkäufer des recht bekannten Markenspezialisten letzten Endes nichts besseres einfiel, als mich zum Kauf eines neuen überreden zu wollen. Ich werde mir keinen mehr kaufen, nicht zuletzt, weil diese neuen Dinger eigentlich nur noch kaputtzugehen scheinen; erst DVD-Laufwerk, dann zweimal Festplatte. Wie erwähnt: Sollbruchstellen. Die alten, zum Teil vor zehn Jahren, auf jeden Fall vor 2006 gekauften (bevor Herr Gott Jobs Intel-Festplatten in seine Rechner schrauben ließ?) schnurren nach wie vor problemlos für sich hin. Aber heutzutage prüft ja sogar der Mercedes-Käufer, ob sein erstandenes Edelprodukt alltagstauglich ist. Sie sollten sich jedoch nicht von Ihren Gelüsten abbringen lassen. Erfahrungen macht man schließlich am besten selbst. Und Verständnis bringe auch ich durchaus auf. Es geschieht nämlich hin und wieder, daß ich im Kreis der Familie auch vom Enkel ans EiPädchen gelassen werde, um ein bißchen damit zu spielen. Das macht schon Spaß. Durchaus auch den Augen. Nur diese EiPott- und EiPhonerei, die habe ich nie mitgemacht und mache ich nicht mit. Ich singe selber, und das Mobile ist ohnehin schon seit einiger Zeit abgemeldet. Für Notfälle unterwegs gibt's ein altes, bereits abbezahltes, bestückt mit vorausbezahltem Geldkärtchen. Ich spanne damit sozusagen einen Schirm auf und lasse die armen Großunternehmen der Telekommunikations-industrie nicht im Regen stehen, die siechen schließlich alle dahin und benötigen, bevor auch sie der Streßtest ereilt, prophylaktisch eine Auffrischung des Stammkapitals.
Der Apfel fault nicht weit vom Stamm Nein, um solche verfaulten Äpfel geht's nicht dieses Mal. Das habe ich längst abgefeiert, es bereits mit der Diskussion um die Design-Genetik? quasi beerdigt. Die im schönen Schein des Nichtwissens hochglänzenden, von der mehrstreamigen Vielheit im Superdiscounter gekauften sind auch nicht gemeint, derentwegen alle anderen keine Chance mehr haben, noch einen Winzling am Marktanteil zu ergattern. Um die letztgenannten Apples geht es, die kaum noch jemand haben will, obwohl sie mit Abstand besser schmecken als diese in Schönheit allzu rasch dahinsiechenden Luxusgebilde der inneren Fahlheit. Immer wieder wird auf deren und andere Vorzüge beziehungsweise den Lebensmittel genannten Müll hingewiesen, aber keiner geht mehr hin, um sie zu ernten, weil die meisten nicht auf die Idee kommen mangels Anregung, die im Privatfernsehen kaum oder überhaupt nicht stattfindet, die Information darüber nämlich, wie schmackhaft, vom Vitamingehalt erst gar nicht zu reden, auch oder gerade beispielsweise ein grün- bis gelblicher Apfel sein kann. Sie lassen sich lieber volldudeln mit diesem Werbegedöns, in dem alles herrscht, nur keine Aufklärung darüber, was einen alles von innen heraus zerstört. Macht kaputt, was euch kaputtmacht, hat ausgedient. Wir wollen Luxus, lautet die neojugendliche Devise, zur Not, wenn's Geld nicht reicht, geht's auch von Hempel & Moritz, dieser anderen schwedischen Nichtsnutzigkeit des sogenannt Billigen. ![]() Aber na gut, ich habe leicht reden, ich gehöre schließlich der Kaste der Privilegierten an. Ich habe einen Garten Eden vorm Haus, und ich bekomme dessen Früchte auch noch persönlich serviert. Am Sonnabend war's, ich wollte mich aufmachen zu einem Besuch bei Frau Braggelmann, die mich mit Apfelpfannkuchen gelockt und auch etwas von einem solchen ohne Pfanne in Töchterleins zitronenknallgelbes (unnatürliche Aromen?) EiPhone, weil wochenendlich gebührenfreies gesprochen hatte. Da ereilte mich von hinten ein Ruf. Der Gatte von Madame Lucette war's, meinetwegen von einem seiner vielen Spielzeuge abgestiegen, in den vorgestreckten Händen drei frisch gepflückte Äpfel, die ohne die wenigen bräunlichen Fleckchen jede Schönheitskonkurrenz eines Supermarkthyperdiscounters hätten gewinnen können. Nun ließe sich zwar nicht behaupten, Frau Braggelmann wäre mir nicht grün, aber daß sie eine solche sei, am Ende noch eine alles Fleischliche, gar Schweinernes verachtende, das wäre dann doch zu weit hergeholt. Dennoch äußerte sie, zurückgekehrt von einem Schwatzausflug nach Lübeck, die Altgrünen seien ihr lieber, selbst wenn sie nur Vegetarisches böten. Häkeln und stricken tut sie gelegentlich auch, für mich sogar einen Schal aus feiner, unchinesischer Seide, auf daß ich mich nicht verkühle wie ihr Lieblingshaustier namens Harrald. Und sie kam nicht nur wegen meines Präsents darauf, dieses leuchtendfleckigen, vor allem aber wohlschmeckenden Apfels. Bei alteingesessenen Grünen war sie nämlich zum schwatzen, in einem Gasthof, der in dem Jahr eröffnete, in dem ihnen der Einzug in den Bundestag gelungen war. Einige Male lobend erwähnt hat sie es, das Café Affenbrot, so daß ich beinahe schmerzlich daran erinnert wurde, welche Schwierigkeiten ich seinerzeit hatte mit denen, nicht zuletzt wegen der teilweise vielen braunen Flecken auf ihren Apfelgesichtern. — Und wie sehr ich mir sozusagen heutzutage Abbitte leistend wünsche (nein, kein Konjunktiv!), es gäbe ein paar mehr von ihnen, die kämpferisch gesinnt auf die Straße gehen und davon erzählen, daß es noch anderes gibt, das kaputtmacht. Und nicht diejenigen, die Fallobst predigen und doch nur noch den EiKult der Postnachmoderne propagieren.
Kunst kommt von Kucken Ich hatte damals, als ich mir Anfang der achtziger Jahre öffentlich-rechtliche und gemeinnützige Gedanken um das Museum, um die dazugehörende Pädagogik machte und mich leicht über ein Zuviel der Didaktik beklagte, die eventuell eine gewisse Minderung an der Kunstlust hervorrufen könne, ein Gemälde von Carl Spitzweg im Sinn, jenes, in dem der als liebevoll malender Biedermann verkannte bitterironische Romantikverdreher die Leutchen zeigt, wie sie fast hineinkriechen in ein Bild (das ich im ansonsten netten Netz nicht finde, aber vielleicht finde ich ja das Buch, in dem es enthalten ist, dann trage ich es nach, bis dahin stelle ich ersatzweise diese hundsmiserablige Zeitungskopie hier ein; der Auslöser meines neuerlichen Wortdurchfalls folgt weiter unten). ![]() Den Alles-ist-machbar-Andy Warhola habe ich 1982 mal zitiert im Zusammenhang mit seiner Aussage, die Leute gingen immer dann ins Museum, wenn es regne. Tatsächlich gingen zu der Zeit, jedenfalls in der Bundesrepublik Deutschland, vermutlich, weil es dort zu selten regnet(e), mehr Menschen in die Museen als in die Fußballstadien, auch oder im besonderen um Schalke herum und Dortmund. An den sich seinerzeit rasend vermeerenden Technikmuseen lag's in erster Linie, die langsam auszuufern begannen. Heute sieht man kein Land mehr, weil sie nicht wissen wohin mit den ganzen denkmalgeschützten Erinnerungsarbeiten. Und was enthalten die meisten dieser einst der schweren körperlichen Arbeit beziehungsweise den vorturbokapitalistischen Sklaventreibern dienenden Immobilien heutzutage? Richtig: Freizeit, genauer: Museen. Und da es soviel alte Technik offensichtlich nicht gibt, die man ausstellen könnte, wird ein Teil davon, während allüberall Kirchen in sogenannte Gourmetrestaurants umfunktioniert werden, in Gebetshäuser der neuen Religionsgemeinschaft umgewandelt: in solche der zeitgenössischen Kunst. Daß dabei das, was man darunter versteht, unmittelbar mit der Muttersekte assoziiert, von ihr abhängig ist, erkennen die wenigsten, da Glaube nunmal nichts mit Wissen zu tun hat: Ihm sei nicht klar, meinte dieser bärgeistige Franke neulich in der von diesem nicht minder dégoutanten Nordbayern geführten Anstalt, weshalb achtzig Millionen Deutsche unentwegt mit Börsennachrichten zugeschüttet würden — bei drei Millionen Aktenbesitzern. Man muß die fröhlichen Weisheiten den Gläubigen, nicht etwa den Gläubigern, nur richtig vermitteln, und alle rennen hin, wenn ein Hirte von der Kanzel ruft. Das darf dann ruhig auch ein neuer Gottesanbeter sein, der sein Flehen gen Himmel schickt. Daran ändert auch des Flehenden Aussage nichts, dieses krachige Verkündungsgebimmle sei abartig. Er hat, im Gegensatz zu anderen, nichts gegen diese jeden Gedanken über den Sinn der Kunst zertrümmernden Tsunamis aus heißer Luft getan. Geblieben ist ein Torso einer Bildung, die in Form einer sich seit zehn Jahren bahnbrechenden Welle wirtschaftsokzidentierter Prägung, der Unsinn der Tapete für die Wand, dem Wissensungeübten im Kunstbaumarkt in die Hand gedrückt von Verkäufern, die meistens noch weniger über ihre Ware wissen als ihre Kunden. Die Fabergé-Kleinodien waren noch nicht durch die Museumslandschaft geeiert vor dreißig Jahren und auch nicht die allseits geliebten Hohenzollern oder Wittelsbacher, aber es nahte bereits die Unwucht solcher Ausstellungen wie Von Greco bis Goya, dieses Lustige Cabinett, aus dem das sich bildende Volk kiloschweren Katalogmüll herausschleppte, wenn er denn überhaupt hineinkam, der Tausendfüßler, der sich zum Ende der Schau hin vom Münchner Haus der Kunst bis an den Friedensengel und wieder zurück die Beine in den Bauch wartete, um den einen oder anderen Blick auf den Bauch des Vordermannes oder den Hintern der Hinterdame zu erhaschen, Hauptsache dabeigewesen und den Freunden am Stammtisch langatmig (zu der Zeit wurde noch nicht gezwitschert und verfolgt) zu berichten über die Freude an der Kunst. Womit wir wieder bei Volker Hldebrandt wären, an den ich gestern erinnert wurde und an den ich sofort erinnerte, nicht zuletzt, weil wir uns einst bei einem oder auch zwei und noch einem Kölsch eins waren über diesen gemachten Sinn von Kunst. Ein paar Jahre liegt das bereits zurück, aber geändert hat sich daran nichts. Im Gegenteil, sehr viel grotesker ist das geworden mittlerweile. Ich hatte es bereits erwähnt, daß inzwischen offenbar ein jeder ein Stück von dieser Riesentorte meint abhaben zu müssen, sei es, daß er seinerzeit das in fast endloser Auflage hergestellte Holzkästchen von Joseph Beuys für zigtausende Pfund am englischen Trödelmarkt Sotheby's zu verhökern versucht oder ein von Gott Richter signiertes Ausstellungsplakat für ein paarhundert Euro via Internet, sicher nicht zuletzt diejenigen, die seit gestern um einen anderen toten Gott (oder, wie immer sanfter oder auch gelassener, Religionsführer) ärger trauern als vermutlich weiland Marx um seine Jennys oder möglicherweise Nietzsche um seine häufig fehlinterpretierte Botschaft. Als vor gar nicht so langer Zeit die Äpfel noch nicht faulten, wollten sie nur ein paar wenige haben, vielleicht weil sie einfach nur schön und/oder aber obendrein einfach zu bedienen waren. Dann gerieten diese Gerätschaften jedoch zu Monstranzen, da die Welt eine neue Religion suchte oder einen Papst der Säkularisierten brauchte und auf einmal alles losrannte, etwa in der Art eines anderen Fernseh- Kino- und überhaupt Heiligen, der meinte, verkünden zu müssen, Ich bin dann mal weg, und sich Blasen lief auf dem Weg ins Heilige Compostela des Nichtsnutzigen. Daß es auch andere brauchbare oder gar schönere und vielleicht sogar preiswertere Gebrauchsgegenstände oder Bücherregale oder feinere Canapées gibt als die von diesem schwedischen, alles andere als Frieden stiftenden Steuerflüchtling, auf die kommt die in Massen kreativ denkende Welt kaum. Stellt ein kaum bekanntes Künstlerlein zum ersten Mal in einem Städtlein aus, bleiben ein paar Unentwegte unter sich, die Freunde stellen Freunde vor, nicht virtuell, sondern tatsächlich, wie damals, als es noch keine Followers gab. Wenn aber die Glocke Rembrandt zum Gottesdienst bimmelt, dann bewegt sich die Völkerwanderung in die Kirche Museum. Den kennen sie. Daß der auch mal angefangen hat, das kommt ihnen nicht in den Sinn. Kunst kommt also doch nicht von Kucken, sondern von Gesehenwerden. ![]()
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