Nach-Denkliches über Nachhaltigkeit Darüber spricht zwar niemand mehr. Aber nachdem ich auf der Suche nach der besten Ruhestätte bei die Fische, quasi beim Probeabtauchen oder Unterwassersurfen, nunmal darauf gestoßen bin, nehme ich mir das Recht heraus, diesen Teil der nachdenklichen gleich nachhaltigen Antwort auf meine Entgegnung kundzutun, die angesichts heutiger Lebensgeschwindigkeit einer komisch wirkenden Geschichtsschreibung vielleicht im Sinne einer Halbwertzeit des Wissens zuzuordnen ist, jedoch zugleich die Frage zu stellen: Wer, verdammt nochmal, ist Gauck? «Immerhin, Sie bringen eine Frage: Wie müsste denn ein akzeptabler Bundespräsident beschaffen sein? Nehmen wir sein absurdes Amt einmal als gegeben. Also, ich würde Loriot vorschlagen. Wäre er nicht so alt, würde ich diesen Vorschlag in aller Ernst-haftigkeit hier affichieren. Aber daran sieht man, wie ich mir so einen Bundespräsidenten vorstelle: Witzig, weise, unterhaltsam, integrativ. Oder nehmen Sie Dieter Hildebrandt. Es ist ja ein Show-Amt. Dafür benötigt man keinen Politiker. Es muss ein kluger, mittel-scharfer Kommentator seiner Zeit sein. Einer, der die Dinge auf den Begriff bringen kann und ihnen eine Pointe abnötigt. Kommen Sie mir jetzt nicht mit Harald Schmidt! — Ach, kommen Sie mir doch, mit wem Sie wollen! Nur Gauck sollte er um Himmels Willen nicht heissen.» Die Nachdenkliche Krankenschwester am 28. Juni 2010. Dazu Felix Bartels sozusagen letzte Worte. ![]() Ich, der ich mich im Wasser zuhause fühle wie das EiGelb im EiWeiß (all copyrightet by Apfelfeuilletons), habe mit vielleicht zwölf, eher etwas später erst schwimmen gelernt, und von einem solch wackeligen Brett zu hüpfen habe ich mich allenfalls zwei-, höchstens viermal getraut, aber auch nur, weil ich im Grunde ahnungsloser Frühreifling den Mädchen zeigen wollte, was ich für ein toller Hecht sei. Andererseits: Würde ein Hecht je von einem Brett in einen Dorfteich springen wie der Dotter in das Ei? Aber heutzutage ist ja so wunderlich viel anders als dieses damals, von dem zu schreiben quasi verboten ist, auch wenn man es selbst erlebt hat. Das bringt mich ständig irgendwie leicht ins verwirrte Grübeln darüber, ob man überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hat als Übersechzigjähriger, Überfünfzigjähriger, Übervierzigjähriger, Überdreißigjähriger, Überzwanzigjähriger, Überzehnjähriger, bis zurück in die Gebärmutter der eigenen Mutter, vor allem, wenn der letzte Oralorgasmus weit hinter dem Horizont des damals liegt. Sinn-, verspätete Mittlebenskrise? Ist Essen doch der Sex des Alters? Aber vielleicht will ich mich lediglich davor drücken, weiter von der Liebe, von der auf dem flachen Land zu erzählen.
Tod der Urne «Die Urne hat dem Sarg den Rang abgelaufen.» Das ist Bildungsradio in reinster Metaphernform. Es stammt aus den Nachrichten (sic) in der vielzitierten Herrgottsfrüh' von Hirn will Arbeit, dem von mir eigentlich recht gern gehörten, von Berufsjugendlichen für, man möchte es angehörs des Programms bisweilen meinen, übriggebliebenen oder ihren Stand tapfer verteidigenden Langzeitstudenten produzierten Wissenshörfunk, dem Neffen der Kultur und zugleich Kind des spätberufenen Oberopis Deutschlandradio. Gerade, um 13 Uhr, wurde das Thema, ebenfalls in den Nachrichten, erweitert, indem man die Sorgen und Nöte der Friedhofsverwaltungen besprach, die nicht mehr über ausreichend Leichen verfügten. Nicht nur keine Kinder mehr, sondern auch kaum noch Tote? Was ist los mit den Deutschen? Politisch scheint alles die Einfaltigkeit einer einzigen großen Koalition anzustreben, im Tod hingegen scheinen sie sich gar nicht mehr einig, da sind sie gespalten, gar gedreiteilt, denn auch die Seebestattungen nehmen zu. Nun gut, man soll ja positiv denken, also halte ich fest: Je ärger die Politik monokulturell anbaut, um so stärker läuft die Heterogenität in der Leichnamsprophylaxe dem Einerlei des Friedhofs den Rang ab. Dabei scheint die Sehnsucht deutscher Waldeslust der nach der Natur nahe-, wenn nicht gar gleichzukommen. Immer mehr Menschen meiden den Gottesacker, sie gehen nicht nur in den Tann, je nach Alter immer häufiger am (Ski-)Stock, wohl weil die Gesundheitindustrie via Nachmittags- und Frühabends-TeVau das als einzig probates Mittel des lebenserhaltenden Spaziergangs propagiert, sondern auch in den Buchenhain, um sich dort die Stätte ihres endlichen Friedens auszusuchen. Auch hier waren die Künstler einmal mehr, aber dafür sind sie schließlich da, Avantgarde. Ganz schön verblüfft habe nicht nur ich geschaut, als der immer fröhliche, rund sechzigjährige, trotz widrigen Wetters jugendlich oben offen im Roadster angebrauste Harry Kramer der zu einem vierzigsten Geburtstag eines Kunst- und Kulturvermittlers gegen Mitte der Achtziger in einer Kneipe im lauschigen Bad Godesberg versammelten Gratulanten verkündete, er habe sich ein Plätzchen neben einem Baum reservieren lassen, der zum (Habichts-)Wald unweit von Kassel gehört. Dabei ward er ein Friseur aus Lingen genannt, als solcher 1990 im Untertitel von Tanzspiel. Maschinenspiel. Elektrischer Tanz (Novalis) gar geehrt von Günter Metken im Kritischen Lexikon der Gegenwartskunst, und Lingen liegt im Emsland. Doch er war durch seine langjährige Tätigkeit an der Kasseler Gesamthochschule längst eingemeindet. Doch haben sich viele seiner Kolleginnen und Kollegen ohne Bezug zur Stadt, allenfalls zum Fünfjahresereignis documenta, der Wahl seiner Urnenversenkung recht bald angeschlossen. Nicht mehr Waldeslust, sondern Waldesgruft. Der Tod schafft selbst unter andersdenkenden Konkurrenten Gemeinsamkeit wenigstens am Ende. Ich tue hiermit in aller Öffentlichkeit kund, man möge es als testamentarisch verbrieft sehen: Ich will nicht verbrannt und dann im dunklen Wald verbuddelt werden. Schließlich bin ich keine assimiliert aufgebahrte Witwe. Künstler oder Deutscher oder Ökumenist oder Protestantist oder ähnlich Gelagerterist bin ich auch nicht. Das hat eben keinerlei religiöse Gründe, die habe ich bereits in später Kindheit tief begraben. Allenfalls kulturelle kämen dabei infrage, die einen unverrückbaren Grabstein erfordern. Aber selbst diese ideellen Rudimente habe ich längst beerdigt. Ich war und bin, wo auch immer diese seltsamen Anmutungen ihre Wurzeln haben mögen, ein Seeer, Mensch der See, an deren Sand möchte ich gehen, den weiten Horizont und bis hinter den mag ich sehen. Man möge mir einen dieser kulturell fest verankerten Steine um den Hals hängen und mich komplett, also nicht in solch ein enges Gefäß gestopft, denen hingeben, die ich immer so gerne gegessen habe, auf daß sie mich auffressen. Ich will ihnen wenigstens im Tod die Liebe durch den Magen zurückgeben, die sie mir ein Leben lang gegeben haben. ![]() ![]() Angesichts und mittendrin
Die arme Kichererbse und der Lifestyle Ich bin einer, der recht gerne in die Ferne sieht, aber nicht im Sinne etwa eines Gernsehabend, wie der RBB vor einigen Jahren sein tatsächlich auf die Verblödsinnigung hin zielendes Schlachtwort proklamierte. Unterhaltung ist nicht unbedingt mein Begehr, Filme schaue ich selten, allenfalls solche, in denen weniger Aktion betrieben als überwiegend, wie das heute heißt, dialogisiert wird. Serien oder so etwas wie Harald Schmitt oder die schwach köchelnden Auftritte von in der Küche mit Gummihandschuhen agierenden sogenannten Prominenten interessieren mich nicht, nein, sie langweilen mich bis zum Abschalten. Ich bin jemand, der möglichst umfang- und inhaltsreiche Informationssendungen wie Reportagen und Dokumentationen et cetera bevorzugt. arte, trotz aller Kritik an der verzweifelten, popularisierenden Suche nach der Einschaltquote im Haufen der Massenfernseher und sonstigen Danebengriffen, ist nach wie vor mein Erstes. Von dort gingen die Themenabende aus, die mittlerweile viele nachmachen, wogegen meinerseits nichts einzuwenden ist, weil sie oftmals in eine Tiefe gelangen, die ein Morgenmagazin, eine Tagesschau oder andere Regularien der Informationsvermittlung nicht leisten können oder wollen. Ich halte also das Gerede vom verblödenden Fernsehen für dümmliches Geschwafel vor allem derjenigen, die den ganzen Tag vor ihren EiPads hängen und Infos oder Apps saugen und damit meinen, Avantgarde zu sein. Auch hierbei hat, logischerweise, meine Verteidigung des Erkennens und Unterscheidens Gültigkeit. Beim genauen Hinschauen habe ich das früher als langweilig verschrieene Zweite entdeckt. Möglicherweise habe ich schlicht das dafür erforderliche Alter erreicht. Dabei mag ich das Frische, häufig von jungen Menschen gemachte Fernsehen. Und richtig, wiederholt stellte ich fest, wie abwechslungsreich und informativ von Mainz aus gesendet wird, unter anderem via zdf-info. Sie nennen sich, wohl auf der Suche nach der im Internet verborgenen Klientel, leicht überkandidelt «interaktives Fernsehen», weil die Zuschauer mit daran beteiligt sein sollen, welche Beiträge wiederholt werden. Und die sind anscheinand doch nicht so verblödet, wie es mir aus dem Zwischennetz ständig entgegenhallt. Denn die Qualität der neuerlich angeforderten Sendungen ist beachtlich. Und ganz nebenbei werde ich eines besseren belehrt. Sicherlich zwei Jahrzehnte lang bin ich mit dem ahnenden Halbwissen hausieren gegangen, Bill Gates habe zu nahezu jugendlichen Zeiten Steve Jobs in der Garage beklaut, seit gestern weiß ich es dank zdf-info besser. Es geschah erst zu Zeiten, als der Entwickler der harten Ware an seinem Mac II gearbeitet hat und der Programmierer der weichen Ware ersterem die seine anbot. Während dieser Zusammenarbeit hat er das Betriebssystem abgekupfert und mit seinem Fenster in alle Welt die Apfelfirma so gut wie pleite gemacht. ![]() Nun will ich hier keineswegs die Schlacht um das Für und Wider erneut ingang bringen. Mir ist das ohnehin wurscht, zumal ich alles andere als einer dieser Verwirrten bin, die auf eine bestimmte Marke schwören und sich dafür an Ladentüren ketten. Ein Werkzeug ist es für mich wie früher meine gute kugelköpfige Schreibmaschine, nichts anderes, allenfalls etwas, das mehr kann, gleichwohl eines, mit dem ich trotz mittlerweile teilweise durchaus auch unangenehmen Erfahrungen ![]() Denn eigentlich geht's um Falafel unter Lifestyle. Da gab's nämlich einen halbstündigen Beitrag. Anregend war er gestaltet, angefangen von der schlichten Bude, in der man gewohnheitsgemäß Döner vermuten würde. Zugange waren jedoch zwei von der Fleischlosigkeit angehauchte Jungdesignerinnen (gibt es eigentlich noch einen anderen Studiengang, so irgendwas mit Medien?), wogegen nichts einzuwenden wäre, stünde da mittlerweile nicht immer so ein Hauch Doktrinäres davor oder dazwischen, so etwas ersatzreligionsgleiches wie Vegan und Ismus. Da mag ja zu recht darüber debattiert werden, ich stelle mich dem nicht entgegen, wenn ich auch ohnehin das Milchkalb verzehre, das von der Bäurin persönlich zur Brust und mit in die Heia genommen wird. Vor allem aber stößt mir dabei eines auf: Drei junge Menschen überkommt die Idee, die von mir als Dönerbude empfundene Falafelbutze nicht nur umzugestalten, sondern prospektiv gleich eine Ladenkette daraus zu erfinden. Geschickt oder auch gekonnt wird ein Intermezzo hineingehäkelt, das die Geschichte der Kichererbse als «Nahrungsmittel der Armen» skizziert und nebenbei darauf hinweist, daß sie schon aus Gründen ihrer protein- und hormonhaltigen Inhaltsstoffe geeignet wäre, den irrsinnigen Fleischkonsum der und in Massen zu reduzieren oder gar zu ersetzen. Aber alles lief letzten Endes darauf hinaus, die existierende soziale Marktwirtschaft etwa nach Verständnis der FDP oder deren grüne Nachfolger als solche nicht zu erschüttern. Recht unterhaltsam war das inszeniert. Viele Informationen waren beinahe schillernd hineingepackt: Die Wahrheit ist nur mit List zu verbreiten, hier eben die, daß es ein Ende haben muß mit dem täglichen Kilo Gammelfleisch oder Siech- statt Suppenhuhn auf dem Teller. Nun ist es zweifelsohne erforderlich, eine Idee zu propagieren. Aber warum muß dann in dieses Schau-Spiel gleich eine Werbeagentur eingebaut werden, das Ganze unter «und sei es als Lifestyle» angepriesen werden? Kann das nur unter der Prämisse des Vermarktens von Markenzeichen gedeihen? Reicht es nicht aus, es hier im besten Sinn des Wortes als Mundpropaganda in Umlauf zu bringen, meinetwegen über sogenannte soziale Netzwerke. Ich empfinde es als erschreckend, daß die Jungvölker der industrialisierten Länder es nur noch über die Wege der Konsummechanismen gebacken bekommen, Ideen unter die Leute zu bringen. Geht es denn nur noch via Espresso mit aufgeschäumter Milch an EiPad in Kreuzberg? In den Zwischenspielchen wurde wie nebenbei und in einem Satz erwähnt: Die Kichererbse dann wird teurer werden. Weshalb wird in der Dramaturgie eine solche Konsequenz nicht mehr herausgearbeitet? Denn bei einer solchen anvisierten Strategie werden sich die Monsantos oder wie auch immer sie heißen mögen schneller als die Politik erlaubt oder den Vorgang heimlich befördert eine neue Züchtung patentieren lassen und die Broker neue Aktien befeuern, auf daß die weit hinauf zu den Gipfeln ihrer Wolkenkratzer steigen. Aber wahrscheinlich sind das alles Kunden des Zweiten. Ich weiß es nicht, denn ich fernsehe nicht in Programme, die Werbung zeigen.
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