Die schmuddeligen böhmischen Kinder von der Rue de Turquie

Peur de la saleté. Rupophobie. Qui nait poule aime à gratter. Wer als Huhn geboren wird, liebt das Scharren.
«Wer die Verteidigung der Architektur des Nationalsozialismus [...] aus Unwissenheit mit seinem Augenlicht bezahlt und dafür den Georg-Elser-Preis erbeutet (ohne ihn jemals bei Lichte betrachten zu können), dem blüht mehr als nur dieser Verlust.

Wer waren nur diese Schmuddelkinder, mit denen wir nicht spielen sollten? Noch zeigen sie Schuhe, bald werden es Stiefel sein!»
Das lese ich bei meiner Vorleserin und freue mich dabei über Einemarias «angedeuteten Kuss auf Ihre Wange». Ich stutze bei «Stuttgart erwache» und dem, der «den Georg-Elser-Preis erbeutet (ohne ihn jemals bei Lichte betrachten zu können)». Ich schlage nach, erfahre, daß der Betroffene Dietrich Wagner heißt, und beschließe, die Angelegenheit, meine Gedanken dazu hierher auf meine Seite rüberzuheben, da das thematisch den abgrenzenden Jägerzaun unseres vielleicht nicht minder kleingärtnerisch parzellierten Gedankenaustauschs bei der Kopfschüttlerin umlegen oder dort gar eine winzige Brisanz ihr zur Last hineinwehen könnte, die ich besser bei mir auf den Kompost lege. Nein, kein Skandal. Nicht noch einen Skandal. Sonst wird angesichts dieser Inflationiererei demnächst aus einem auf seinem Weg zum Adel unglücklich verunglückten Politiker noch ein König oder gar ein mit Pantoffeln winkender Führer.

Mir war der Name Dietrich Wagner unbekannt, vermutlich weil ich ein Nichtsehender bin. Aber als Einemaria mit ihm im Zusammenhang den Georg-Elser-Preis erwähnte, wurde ich stutzig und guckelte mit der (vermutlich wegen der auch Monopol genannten, von der Masse im Rahmen des sozialen Marktes freiwillig zugestandenen Übermacht immer dürftiger werdenden) Suchmaschine der Retter des Regenwalds ein bißchen herum. So gelangte ich zur Preisverleihung des vergangenen Jahres und zum Gefühl, es handelte sich um ein Familientreffen samt Freunden von Hella Schlumberger.

Ohne jeden Zweifel ist dieser Preis der ihre, letztendlich hat sie für ihn gesorgt und auch dafür, daß der Ort ihrer Wohnung gegenüber, den enorm viele aufgeklärte Münchner kennen, etwa der damals ab und an schauspielernde Modellvater (ach, Wikipedia, du brave Hofberichterstatterin) samt Kollegen und Hofstaat et cetera, der sich wie andere dort auf dem Laufsteg der Türkenstraße vom adriatischen Eisessen oder künstlerisch etwas bedeutenderen Filmen im (ehemaligen) Kino Türkendolch erhol(t)en, zum Georg-Elser-Platz umbenannt wurde. Ich kenne die Historie, nicht nur, weil ich quasi über zwanzig Jahre im Viertel wohnte, denn auch nach meinem Umzug kurz vor Tschernobyl aus einer Seitenstraße an den Rand des Olympiageländes lobte ich weiterhin in diesem Dorf den Tag weit über den Abend hinaus. Hinzu kam meine professionelle Tätigkeit als öffentlich-rechtlicher Kulturvermittler, der vielen dieser mehr oder minder bei sonstwas engagierten, genauso wichtigen Menschen wie ich zugeführt wurde. Man kennt sich also, es war, wie das eben so ist auf dem Dorf und unter mehr oder minder Gleichgesinnten oder von einer Mischpoche, wie in einer großen Familie, man wußte, was die anderen trieben, was und wieviel ein jeder trank oder eine jede sich an sonstigen Drogen zur Erhaltung der Lebensfreuden reinzog. Man zählte (sich) gerne zu den wohl immer schon von den mindestens 59,9 Prozent der Gesellschaft so gesehenen Schmuddelkindern der Siebziger bis weit in die Achtziger und auch noch in die Neunziger, bis der Kommerz die Schlacht endgültig gewonnen und der amtskettenliebende Meister aller guten Münchner Bürger sich angeschickt hatte, nicht nur denen mit dem guten alten sozialdemokratischen Gewissen ozapft is zuzurufen, gleichwohl zu den priviligierten im Elfenbeinturm, denen Volkes Meinung zwar nicht egal war, weil man sich doch immer wieder bemühte, am Erzeugen von Stimmen und Stimmungen beteiligt zu werden, sich aber im tiefen Inneren nicht wirklich ernsthaft dafür interessierte, solange man friedlich von seinem Glashaus aus das Geschehen beobachten konnte. Die Gefahr, daß man mit Steinen beschmissen würde, war gering in dieser Randlage von Schwabing. Es war eher ein Teil des ins Operettenhafte hineinlappenden La Bohème, wie wir naheliegend das Lokal in der Rue de Turquie der Maxvorstadt auch nannten: La Böhme.

So ist es nur logisch, daß ich auch sie kenne; kannte, muß es richtig heißen, es ist mir schließlich vor zwölf Jahren gelungen, dem größten Dorf der Welt zu entfliehen. Nichts gegen sie, weil ihr politisches Engagement und entsprechende Aktivitäten wirklich nicht abzusprechen ist, zum Beispiel in den Siebzigern das für die Kurden und anderen mehr. Aber wenn ich mir die Liste der Redner des letztjährigen Georg-Elser-Preis so anschaue, dann kommen in mir neuerlich die Zweifel auf, die mir bei ihr ohnehin nie fremd waren, beispielsweise, daß sie immer schon gerne geliebt worden wäre. Die Liste hat, von wenigen Ausnahmen abgesehen, deren mögliche, über die Geistesverwandtschaft hinausgehenden Hintergründe mir nicht bekannt sind, die Charakteristik einer Kleinfamilie. Der von mir überaus geschätzte Claus Biegert, ja, immer ein politischer Kopf gewesen, der aber irgendwie bei den Indianern verschwunden ist. Klaus Hahnzog, der ehemalige SPD-Unteroberbürgermeister und jetzige bayerische Verfassungsrichter. Der Söllner Hans und der Raith Sepp, die Anderskulturellen. Dann die zwischen der Ludwig-Leopoldstraße und der Amalienstraße, einer Parallelstraße der Türkenstraße gelegene Akademie der Bildenden Künste. Dieter Rehm, von dem ich noch nie ein politisches Wort gehört, überhaupt einer der Stillsten, die ich je gerade noch so vernommen habe; nun gut, ein jeder hat das Recht, sich nicht nur über ein hohes Amt weiterzubilden, zu entwickeln, hier das des Akademie-Präsidenten, dessen Vorgänger vis-à-vis der Platzgestalterin wohnt. Gudrun Köhl, nicht einmal vom Volkslexikon Wikipedia berücksichtige ehemalige Chefin des in Stadtmitte, also nicht mehr zur längst bis bald nach Nymphenburg ausgeweiteten Maxvorstadt zählenden Valentin-Karlstadt-Musäums, der 2003 vom jetzigen bayerischen Beinahe-Ministerpräsidenten Christian Ude ein Blumenstrauß und die Medaille München leuchtet überreicht wurde. Allesamt großartige Menschen. Aber zu Georg Elser?

Einen Mann mit diesem Preis zu versehen — «wobei erneut die laut Statut zuständigen Institutionen übergangen wurden» —, nur weil er nichts mehr sehen kann, der, wie ich ebenfalls Wikipedia entnehme, «davor mit Ausnahme seiner Studentenzeit in Tübingen kaum politisch aktiv» war, das mutet mich ein wenig seltsam an, ich tendiere dazu, es komisch zu nennen. Am gegenwärtigen Prozeß des zu- oder abnehmendem Demokratieverständnissses unter den 59,9 Prozent, also derjenigen, die sich vermutlich auch das fränkische Burgherrlein als Nachfolger für das Schaf im Wulffspelz vorstellen können, dürfte es nicht allzu weit entfernt sein.

Bei Georg Elser fallen mir schließlich dann doch andere Fachleute ein, die dazu etwas zu sagen gehabt hätten, etwa Hellmut G. Haasis, der nicht nur Die Verwurstung des fähigsten Hitlergegners geschrieben hat. Aber wer weiß, möglicherweise wäre er mit dabei gewesen, hätte man ihn eingeladen. Dann hätte er möglicherweise seine Sätze näher erläutert, die da lauten:
«Seitdem Elser in der Berliner Gedenkstätte deutscher Widerstand 1995 eine Sonderausstellung bekam und Helmut Kohl im Fernsehen ein paar Sätze dazu abließ, geriet Elser kurz in den Sog der Heiligsprechung. Schließlich ist [er] in der Geld- und Mediengesellschaft sankrosankt und als Sinngeber anerkannt, wer im Fernsehen abgefeiert ist. Für den Heiligsprechungsakt genügen 20 Sekunden.

Man darf sich nicht wundern, dass bei einer solchen verordneten Anerkennung Elsers Persönlichkeit und Motive auf der Strecke bleiben. Das geschieht mit Absicht. Weggehobelt wird, was sich nicht zur Befriedung und Einschläferung und Verdummung, zur Unterhaltung und zum Aufbau eines unkritischen Stolzes verwenden lässt.

Bei der Rezeption von Elsers Beweggründen wurden seine Antriebskräfte verkürzt. Eine gesellschaftliche Zensur, durchaus nicht selten, aber wenig reflektiert. Elser hatte trotz Folterungen, Schlafentzug und ständiger Bedrohung durch bewaffnete Gestapoleute im Verhör erklärt:

‹Ich stellte allein Betrachtungen an, wie man die Verhältnisse der Arbeiterschaft bessern und einen Krieg vermeiden könnte.› (Haasis S. 173)

Das soziale Motiv steht an erster Stelle. Heute ist, auch nach meiner Biografie, mit Hängen und Würgen der Kriegsgegner Elser akzeptiert, der Kämpfer für soziale Verbesserungen der Arbeiter bleibt unter den Teppich gekehrt.»
Aber wahrscheinlich bin ich nur neidisch, auch nicht eingeladen worden zu sein. Vielleicht wüßte ich es dann besser. Aber ich will immer nur motzen. Und das habe ich nun von meiner ständigen Schimpferei auf Isar-Athen.♣

1 À propos Motzen: Ende der Siebziger wollte ich eine Zeitschrift gründen mit dem Titel Motz. Enthalten sein sollten Rundfunkbeiträge, die von Hauptabteilungsleitern bis hin zum Intentanten abgelehnt worden waren mit der Begründung mangelnder Qualität, wobei aber eindeutig zuviel Kritik an Kirche und Gesellschaft ausschlaggebend war. Ausgangspunkt war die Sendung einer Kollegin über Otto Muehl, in der dieser wohl allzu ausschweifend den Begriff Ficken zu erläutern trachtete. Der damalige Redaktionsleiter setzte sich über das Sendeverbot hinweg, da er den Beitrag kulturell als für zu wichtig erachtete. Allerdings legte er über jedes inkriminierte Wörtchen einen Ton von ich weiß nicht mehr wievielen Hertz und sendete spätabends. Am nächsten Tag gab es im Sender nur ein Thema: die Piep-Show. Der Herr Redakteur machte im Haus keinen Stich mehr, leitete aber später, lange nach einer Karriere in einem großen Verlagshaus, die Hauptabteilung Kultur einer heute allüberall sehr geschätzten Rundfunkanstalt mit Sitz in Berlin. Aus Motz wurde nichts mangels Angebot. Die Schere im Kopf hatte damals bereits ihren Siegeszug angetreten. Anfang der Neunziger durfte ich mich dann wenigstens am Laubacher Feuilleton beteiligen, das via blogger.de unter weiterblättern zu erreichen ist.
 
Sa, 14.01.2012 |  link | (2026) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Gesellschaftsspiele


kopfschuetteln   (15.01.12, 06:15)   (link)  
danke! das ist sehr erhellend.

ich glaube, es wäre sinnvoll, die 148713 preise für alles und jeden, die so landauf und landab verliehen werden, abzuschaffen.

(ich mag es, wenn sie motzen.)


jean stubenzweig   (15.01.12, 15:48)   (link)  
Erhellung durch Motzen.
Das ist fein. So kommt meine spätjugendliche «psychische Angina» Motz doch noch zum Zuge, zur gegenwärtigen Geltung, dreißig Jahre danach und zwanzig Jahre nach der Zusammengehörung mittels Schmieröl (nicht nur französisches, wie ich mal geschrieben habe). Kam Elser in der DDR überhaupt vor? Gab's gar einen nach ihm benannten Preis. Ich könnte ja jetzt Herrn Haasis fragen, der wüßte das sicher. Aber Sie waren doch — oh, das sage ich jetzt so leicht dahin, Sie sind doch noch so jung — antinationalsozialiistisch sozialisiert.

Als interessant und aufschlußreich empfinde ich auch diese Passage aus Wikipedia:

«Seit 1997 trägt der Platz an der Türkenstraße 68 den Namen des Attentäters. 2009 wurde das umstrittene Elser-Denkmal 8. November 1939 der Künstlerin Silke Wagner, eine Neonglas-Aluminium-Installation, an der Fassade der Grundschule an der Türkenstraße (‹Türkenschule›) eingeweiht (allerdings ist das rote Gebäude die Schule!) Die Komposition bildet den Schriftzug ‹8. November› in runder Form mit einem Durchmesser von 5,1 Metern; sie leuchtet täglich um 21:20 Uhr (der Uhrzeit des Attentats) für eine Minute auf. Die roten, strahlenförmig angeordneten Leuchtkörper stellen in abstrakter Form eine Bombenexplosion dar.»

Den vorletzten Satz setze ich ab, weil er meines Erachtens eine Bombenaussage ist:

«Die Georg-Elser-Initiative München (d. i. letztendlich die Dame selbst) zog eine Spende von 5000 Euro zurück mit der Begründung, es handele sich um ein ‹inhaltsleeres Kunstprojekt›.»

Zur Einweihung am 27. Oktober 2009 las Stefan Hunstein aus den Verhörprotokollen. Wäre das ein inhaltsleeres Kunstprojekt gewesen, Hunstein hätte dabei nicht mitgemacht. Da wette ich daßfrei meinen schwergewichtigen, weil stahlgerahmten, hundertzwanzig Zentimeter breiten romantischen, vermalewitschten Totenkopf über meinem garantiert schwedenfreien Zweisitzer drauf, der genausowenig inhaltsleer wie billig war und ist.

Sehr schlechte, auch noch beschnittene Photographie, dennoch © Jean Stubenzweig bzw. © Stefan Hunstein

Dieses Kunstverständnis ist das derjenigen, wie ich es, wie ich sie kennengelernt habe: Setzen sich ein paar zusammen in den Hinterhof irgendeiner Türkenstraße, packen die Klampfen aus und stimmen Lieder an vom Kampf des röhrenden Hirschs überm Sofa, Oden auf den sozialistischen Realismus, der Abstraktionen nicht kennt, weil sie verboten sind. Daß der Herr SPD-Oberbürgermeister, der gerne oberster röhrender Hirsch aller bayerischen Demokraten werden möchte, derselben Meinung ist, paßt in den Rahmen, den alles sprengt, was der Bauer samt seiner Landfrau und verstädterten Jungbäurin nicht fressen. Ich kenne ihn, diesen Oberbauern, seit seinen Anfängen, nein, zuvor schon, als er noch nicht einmal Kandidat, sondern politisch aufstrebender Winkeladvokat war und seine Stadt, die eine Zeitlang von einem ehemaligen Redaktionsmitglied der Süddeutschen und jetzigen cheffeuilletonistischen Sonntagsfazler vom verspiegelten Hamburg aus so treffend als unsere kleine bezeichnet wurde, zur Kulturmetropole umzubauen gedachte.

Ich fange lieber erst gar nicht an zu erzählen. Oder — vielleicht eine Erzählung? Dann gingen leicht ungenaue Wirklichkeiten unter dem Amtssiegel der Freiheit der Kunst. Und ich müßte mich nicht mit einem obersten Winkeladvokaten vor Gericht herumstreiten. Vielleicht.

Sie merken, ich erhelle zu gerne. München leuchtet. Aber es erschöpft mich auch. Deshalb gibt's jetzt erstmal Nickerchen. Vielleicht kommt ja Sissi oder sowas ähnliches. Das ist so angenehm einschäfernd. Wie München.

Voda, hoda gsogg, da Bua, Voda, mia missn umbaun. Wos iss, hoda gfrogg, da Voda, wos is los? Umbaun, hoda gschrian, da Bua — da Voda hört nimma guat —, umbaun! Unsa Hof steht mittn im Dorf, do miass ma wos draus mochn. A Lokal miass ma aufmochn. Die Bauernschoft trogt eh nix mehr. Wos iss, hoda gfrogg, da Voda, wos is los? — A bißl vakolkt isa a scho. — Umbaun? Lokal? Trogt nix mehr? Wos is los? Nix is los, hoda gsogg, da Bua. Werst scho sechn.

Felix Mitterer, Der Umbau, hier zitiert nach Galerie Göttlicher



einemaria   (15.01.12, 15:51)   (link)  
auch ich möchte mich diesem erhellendem Dank anschliessen. So erhellend, dass es fast schon grell wirkt, dieses matte Licht aus dem Isar-Athen. Ich denke auch, dass sich Lobpreise und die Posten der Repräsentanz zusammenstreichen liessen auf ein kleines Post-it. Andererseits verdunkelt das unsere Einsicht in diese und jene Kleinfamilie. Wollen wir hier den unsäglichen Begriff von "schwaren Listen" mal lieber aussen vor lassen. Motzen benötigt das zu Ermotzende.
Vielleicht liesse sich die nie geborene Motz-schrift durch einen neuen Titel wie "Der Herostrat" erneut beleben. In der ersten Ausgabe vielleicht einfach gefüllt mit Redner- und Zaungastlisten.


jean stubenzweig   (15.01.12, 19:47)   (link)  
Voller Ruhm,
ich gestehe es, wollte auch ich mal sein. Doch ich bemerkte rasch, daß ich mich davon und dabei doch nur bekleckere, Also ließ ich es fortan sein und blieb beim Rum oder artverwandten Sedationsmitteln. Daraufhin wurde ich ruhiger und ging zur freiwilligen Feuerwehr, wenn auch nicht als Brandstifter, sondern als kulturkritischer Löscher der unterirdischen Klasse, also um im Verborgenen die Klappe zur Dichtung zu halten. Handwerker, dachte ich mir, braucht man immer, um die Löcher in den Schläuchen dicht zu halten. Ich redigierte das Zentralorgan Loderblume.

Herostrat. Da verstehen die meisten heutzutage doch wieder irgendwas mit Heldenstraße darunter, so eine Art Laufsteg für Literaten als Heroen, die sich einen Lorbeerblütenkranz auf die Glatze pflanzen lassen wollen. Dann befindet man sich doch wieder unter denen, die das alles ästhetisch ausdiskutieren wollen. Ich aber habe eine festgefügte Meinung unter Erden.

Plagiaten gegen Piraten, Sieg des Plagiators gegen das Original habe ich vorhin beim Aufwachen vernommen, als auf einmal arte lief, eine offensichtlich neue Serie von Berufsjugendlichen aus Strasbourg. Aber das nur nebenbei, weil ich vorhin auf Sissi und das Fernsehen hingewiesen hatte (die ich beide zum Einschlafen brauche). Und auf einmal Kulturkritik lief, eben so, wie akute Programmacher sich den heutigen Intelligentija-Nachwuchs vorstellen. Beigbeider als Befürworter, ja als Avantgardist des Snobismus. Dabei ist der kein kriegerischer Vormarsch, sondern La Bohème. Da war ich wach. Weshalb ich mich heute noch einmal zu Wort meldete. Jetzt aber: Gu'n abend allerseits.


kopfschuetteln   (15.01.12, 21:48)   (link)  
ich gebe zu protokoll ;-)
ja ich bin antinationalsozialiistisch sozialisiert. oder wurde ich? hm.
georg elser war kein thema in der ddr. ich denke, er war den "geschichtslehrenden" zu unpolitisch. aber! stalin war auch kein thema. wobei ich gerade überlege, wie die das gemacht haben, den stalin quasi verschwinden zu lassen. lenin, und dann?
die wichtigen dinge hätte ich mal aufheben sollen, aber irgendwie und irgendwann ist die kiste mit den alten schulbüchern verschwunden. alles was mir geblieben ist, ist ein olles französischbuch, immerhin.
das war schon seltsam, ich war ja dreimal in der ehemaligen udssr, einmal in moskau, einmal in kiew und einmal in vilnius (obwohl ich sagen muß, in vilnius war es ziehmlich unrussisch, die haben sich geweigert, russisch zu sprechen -1986, wir sprachen aber alle gleich schlecht englisch und da lernte ich eben litauisch. das waren zeiten...), also was war seltsam? die sprachen immer vom großen vaterländischen krieg. hab ich nicht verstanden, bei uns natürlich der zweite weltkrieg. und überall, auf flaggen und in museen war auch stalin. ich glaube, ich hatte gehört(gelesen?), die stellen heute noch in-hinter-moskau irgendwelche stalindenkmäler in die gegend.
selbstredend, um das abzuschließen, war logischerweise auch der stalinismus kein thema in der ddr. die haben sich nicht mal gefeiert dafür, ihn "überwunden" zu haben. wenigstens oder so ähnlich haben sie die ehemalige stalinallee nicht abgerissen.
("die architekten" von stefan heym könnte ich empfehlen.)

sie: arte. ich: phönix, habe heute "die wannseekonferenz" geschaut, letztes jahr lief ja schon die verfilmung aus 2001. mein herr papa hat natürlich mitgewirkt an meiner sozialisation, der mir stalin etc nicht vorenthalten hat. insofern habe ich mich nicht verpflichtet gefühlt, das zu schauen.
so, jetzt habe ich genug aus dem nähkästchen geplaudert.

Oder — vielleicht eine Erzählung?
ja ;-)

und, natürlich: einen guten abend!


kopfschuetteln   (15.01.12, 21:53)   (link)  
ach so, die preise.
ich bin sehr dafür, menschen die etwas großes oder auch kleines geleistet haben, zu ehren. ich weiß nur nicht, ob das bei vielen der 148713 preise, die nach dem schema: wer hat noch keinen, wer braucht noch einen, wirklich der fall ist. wenn die geehrten sich darüber freuen, dann: ja!















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Jean Stubenzweig motzt hier seit 5808 Tagen, seit dem Wonne-Mai 2008. Letzte Aktualisierung: 22.04.2022, 10:42



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