Freizeit, Identität und Fremdenverkehr. Ein Leidartikel

als erweiterte Antwort auf Nniers Kommentar. Das Thema tourte ohnehin picabiagleich durch meinen Kopf.

Möglicherweise hat die Vielfalt dann doch nicht den Reiz, den das Fernsehen vermittelt. Die im Hintergrund heimlich regieführende Tourismusindustrie suggeriert Abwechslung, wobei einzig die Landschaften sich verändern. Aber die Form des Reisens und Verweilens bleibt immer gleich, immer planbar. Ist man angekommen, möchte man's dann auch tatsächlich mindestens so angenehm haben wie zuhause, gerne darf's etwas mehr sein, schließlich ist's die schönste Zeit des Jahres. Und großartig herumsuchen möchte man auch nicht. Das hat man ja bereits zuvor im Internet getan, als man die garantiert billigste Pauschalreise mühsam ausfindig machte. Überraschungen müssen dann nicht auch noch sein. Deshalb wird wohl auch die äußere Gleichform bevorzugt. Mir ging das so zu Zeiten meiner beruflich bedingten Vielreiserei. Da empfand ich es als höchst angenehm zu wissen, beim Betreten des Hotelzimmers nicht lange nach dem Lichtschalter suchen zu müssen, er befand sich immer rechts oder links, immer auf gleicher Höhe. Eigentlich hätte ich ihn eigentlich gar nicht benötigt, denn weltweit fand man sich in den Zimmern dieser Hotelkette auch mit geschlossenen Augen zurecht. Als ich mir nach kurzer Zeit gegen Entrichtung einer ordentlichen Jahresgebühr eine Art Sesam-öffne-dich gemietet hatte, war meine extreme Abneigung gegenüber dem Ausfüllenmüssen von Formularen auch noch hinfällig geworden. Fortan erledigte die vorgelegte Mitgliedskarte alles. Ich war Teil des Systems.

Das ist wirklicher, der neue Komfort — das immergleiche Flugzeug, die Flugbegleiter sind sofort erkennbar, die Landebahn befindet sich in garantiert reizvoller Landschaft irgendwo weit draußen vor den Toren der swimmingbepoolten Hotelanlage fünfhundert Meter entfernt vom Atlantik oder Pazifik oder Mittelmeer, so daß man Gelegenheit erhält, ein wenig vom exotischen Treiben der Einheimischen zu erblicken, dann muß man später nicht auch noch spritverbrauchend und klimakillend, also so umweltschädlich, wie die im TieVie immer sagen, hinfahren, um sich das Elend anzuschauen, der Frühstücksraum befindet sich am immergleichen Ort, der Kaffee wird gekocht wie daheim in der Bürokantine, auch die Brötchen sind gewohnt labbrig wie die zuhause aus der dem Discounter vorgeschalteten Fabrik, die Zimmer sind so gleichförmig wie das Leben eben, da möchte man nicht auch noch lästige Überraschungen haben. Möge die ganze Welt bald gleich aussehen, da ist man gegen Unbilden gefeit. Einheit ist alles.

Europäisch richtig los mit der Vereinheitlichung ging das nach meiner Erinnerung seinerzeit mit riesigen Tankstellenanwesen auf der grünen Wiese, kurz nachdem die Spechte die Mauer niedergepickt hatten, es alles grenzenlos wurde, die joint ventures und wie sie sonst noch alle heißen, diese Konstruktionspläne des weltweit ständig zu steigernden jeweiligen Bruttosozialprodukts, erfunden von den ausschwärmenden Wanderheuschrecken der neueren Neuzeit, als die westlichen Schmieröle in den Osten zu fließen begonnen hatten. Bereits kurze Zeit nach Erblicken solcher Gebilde im Norden Brandenburgs oder im Süden Thüringens stand ich vor einem in Dänemark, das nächste sah ich in Frankreich, und ich wußte lange Zeit nicht, wie mir geschah, ich begann, völlig orientierungslos zu werden. Mit Erstaunen, im nachhinein durchaus auch mit Schrecken stellte ich spätestens ab Mitte der Neunziger fest, daß allüberall nahezu identische Gebäude emporgewachsen waren, bald bis hinein in die Innenstädte, in denen man das Alte dafür abgerissen hatte. Doch auch die Vermutung ist zulässig, die grenzenlos tätigen Unternehmen zögen jeweils eine ihrer drei Schubladen auf, um auf diese Weise Planungskosten zu reduzieren (heutzutage wird das auch sparen genannt, etwas, das man mich im Zusammenhang mit Omas Strumpf lehrte, der gefüllt werden wollte oder sollte mit dem, was übriggeblieben war, aber auf keinen Fall mit Löchern).

Ich vermute, daß diese Wahnvorstellungen von Gleichheit der Wunsch nach diesem Sichzurechtfinden in fremden Welten entsprechen, die vor allem von den (euro-)globalen Konzernen gesteuert werden. So wird ständig etwas produziert, das der Mensch an sich nicht benötigt, er es jedoch, wenn es schon angeboten wird, selbstverständlich auch konsumiert; das ist schließlich nach den Vorgaben der Weltwirtschaftsreligion seine Daseinsbestimmung. Weshalb also nicht auch teilvorgefertigtes Gemeinschaftsempfinden? Es ist aber auch ziemlich anstrengend, andauern Individualist sein zu müssen.

Man könnte es nach wie vor haben, dieses «wie mag es wohl aussehen, das Haus, der Campingplatz». Das ist weiterhin möglich. Man muß nur runter von den Pfaden der bienenfleißigen Ameisen, von der Autoroute, von der ICE- oder TGV-Trasse, von den Luftautobahnen. Aber wird das wirklich angestrebt? War es letzten Endes nicht bereits zu der von Ihnen erwähnten Zeit so, daß die meisten sich in Hamburg-Jenfeld ins Autochen setzten und ohne Halt durchbretterten bis an die Costa Blanca, um sich dort für zwei oder drei Wochen in einem Apartementhaus niederzulassen, das sich von der eigenen Behausung lediglich durch einen Mangel an Komfort unterschied? Gut, den einen Kilometer entfernten Strand sollte man nicht vergessen, in den vor lauter Menschen kein Körnchen Sand mehr paßte. Denken wir beispielsweise an Man spricht deutsh. Wie Würstel con Krauti. Frau Braggelmann käme nicht auf die Idee, ihrer Lieblingsbratwurst wegen achthundert Kilometer nach München zu reisen. Schlemmermeyers Wursthimmel gibt's längst auch in Lübeck. Und ich als ihr manchmaliger Begleiter erledige bei der Gelegenheit meine mich hin und wieder überkommenden Erinnerungsgelüste nach Leberkäs mit ganz viel süßem Senf gleich mit. Das Kuhglück des Globalisierten.

Was mich seit längerem arg martert, ist diese überhandnehmende Kilometerfresserei, die jeder Glückslogik des ansonsten so vernunftbegabten und -bestrebten Menschen entgegensteht. Ein mir gut bekanntes Paar, an dessen geistigen Fähigkeiten ich eigentlich keinerlei Zweifel haben sollte, verläßt jährlich einmal sommers für zwei bis drei Wochen sein nicht unbedingt frostiges Marseille, um in die Wärme zu entfliehen, das eine Jahr hierhin, das andere dorthin. Nun gut, es ist jeweils eine Art Inlandsflug, und man kann mit Euro zahlen. Dennoch empfinde ich es als irritierend, daß die beiden dort ausnahmslos das tun, was sie nicht nur der Hitze, sondern auch der herumliegenden Massen wegen zuhause strikt ablehnen: Sie legen sich den lieben langen Tag an den Strand. Abends allerdings pflegen sie ihre Gewohnheiten wie daheim: Sie essen stundenlang, meistens das, das sie in der multikulturellen Umgebung ihrer Heimatstadt ebenfalls zu sich nehmen. Das Land, die Leute? Aber doch nicht in dieser Hitze!

Überhaupt kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, die Erde bestünde nur noch aus Tourismus. Ich will ja einsehen, daß es Regionen gibt, deren Einwohner kaum andere Verdienstmöglichkeiten haben. Aber daß mittlerweile nahezu jede hinterste Ecke dieser Welt nur noch nach den Kriterien touristischer Mehrverwertbarkeit quasi gehandelt wird, das macht mich ratlos, nein: wütend. Ich mag den Begriff Fremdenverkehr schon seit langem nicht mehr hören und lesen. Ständig ist die Rede oder Schreibe vom Tourismus als einzige Rettungsmöglichkeit für verarmte Länder oder Landstriche irgendwo vor den Anden oder hinterm Himalaya.

Es muß daran liegen, daß man es zuhause beispielhaft erprobt hat, sei es der gesamten Länge nach im Appenin oder in den Pyrenäen. Auf Korsika oder Sardinien sterben die Schäfer aus, da die Naturprodukte aus dem tausende von Kilometern herangekarrten Australien oder Neuseeland billiger sind. Allüberall werden ganze Dörfer vergangener Jahrhunderte abgebaut und in Heimatmuseen wieder aufgestellt, ganz in der kulturellen Manier der US-Amerikaner, die sich Venedig nach Las Vegas holen: Das finstere Mittelalter und die als Moderne aufleuchtende Renaissance bei jederzeit wieder-erkennbarem Fünfsternekomfort. Kulturarchäologie mit den Mitteln neuer Medien. Wie's sein könnte oder besser, mal stattgefunden haben könnte au terroir wird auf Slow Food reduziert vermittelt mit Hilfe von Frau Sarah. Und richtig: dafür fährt man schließlich auch nicht weg, sondern weiterhin ins billigere pauschale Antalya oder Costa Rica. Das andere kennt man ohnehin aus dem Fernseher. Und der sendet zur Zeit wieder ohne Ende Hinweise auf die Notwendigkeit der Reiseversicherung sowie die Möglichkeiten der Geltendmachung von Schadenersatz wegen verkakerlakter oder zu kleiner Zimmer oder Urteile deutscher Gerichte, nach denen sogar entgangenes Urlaubsglück einklagbar sei.

Dennoch wird unverdrossen am Fremdenverkehr weitergebaut. Fast jeder Häuptling eines ohnehin längst überlaufenen Kaffs mit Autobahnanschluß, der zunächst angetreten war, den Bürgern die Heimat zurückzugeben, ruft nach seiner Wahl als Sprachrohr der örtlichen Gastronomie nach EU-Mitteln aus dem Touristiktopf, mittels derer er seinem noch schöner werden sollenden Dorf zu einer Seilbahn sowie Schneekanonen verhelfen möchte, die den Dreck vom angeschlossenem Großparkplatz auf die Hochalm blasen, die frühmorgens als Piste dient für ebenso im Wunschförderpaket enthaltenen Walzmonstren, chauffiert vom winterpausierenden Almbauern oder Nebenerwerbslandwirt, die Abfahrt noch schneller machend — in die ebenfalls zu errichtende Klinik, deren Chirurgie den unverbrüchlichen Glauben an Wachstum in Gips festigt.

Nicht im entferntesten konnte ich ahnen, welche Ausmaße das noch annehmen würde, als mir Mitte der achtziger Jahre der Rummel unheimlich wurde und ich mich nicht ganz leichten Herzens entschloß, einer weniger zu sein in diesem Wahn, der seit einiger Zeit auch noch Rutschhallen in mecklenburgische oder westfälische Tiefenlandschaften setzt, wohin der Flensburger während seiner Skiferien reist, um im Schneepflugschwung wenigstens seine nicht ganz billige Qualitätsmarkenkleidung mehr oder minder elegant zu präsentieren. Es braucht nicht einmal energiesparende Zehntausendwattstrahler fürs Nightskiing mit an- oder abschließendem Après neben dem sich verflüssigenden Zugspitzblatt, um zu erkennen, daß auch diese ganzen Spiele wie olympische oder fußballerische nichts anderem dienen als dem Verkehr mit Fremden — für ein paar Wochen. Man schaue sich dieses an Peinlichkeit nicht zu überbietende Spektakel an, das aktuell im Voralpenland stattfindet. Dafür wird eine ohnehin bereits fast völlig zuasphaltierte Landschaft vollends versiegelt. Schließlich kommt es, so die Argumentation, dem Fremdenverkehr zugute. Jedes Wochende reisen die Münchner an, und einmal jährlich die Amsterdamer, die Brüsseler, die Xantener. Sollen die etwa ihr Geld nach Österreich tragen müssen? Es lebe der Sport. Und sollte demnächst diesem schweizerischen Blattersepp tatsächlich seine Gelddruckmaschine Weltfußballverband wegen Korruptionsverdacht genommen werden, wird er vermutlich den Verein wechseln und auf der Stelle mit sich als Präsident oder Vorstandsvorsitzendem beginnen, soviel Kies anzuhäufen, um die Abfahrtsweltmeisterschaften und die des Trickski gleich mit noch vor seinem Fünfundneunzigsten in Qatar stattfinden zu lassen. Als Berater stünden sicherlich die Garhammers zur Verfügung. Und die Höhenflüge des Helicopter-Skiing übernähmen vermutlich problemlos die Streitkräfte des Wüstenparadieses.

Dieser Tage vernahm ich, man wolle zwei Berggipfel zu Werbung und Freizeit an Privateigentümer verkaufen. Nein, nicht etwa in einem fernen armen Land, in dem mit dieser Maßnahme der einheimischen Bevölkerung aus den ärgsten Nöten geholfen werden sollte. In Österreich war's, wo bereits ein Gipfel den Namen einer sportsponsorierenden Wurstfabrik ziert. Wie bei den Fußballstadien, die mittlerweile alle einen versicherungsverwurstenden Arenanamen tragen. Brot und Spiele für die Massen, die ebenfalls einheitlich kostümiert antreten, denn das schafft Gemeinschaft. Schießlich ist nicht jedes Jahr Kirchentag, wo man ebenfalls gleichartiges Tuch und glückliches Gesicht trägt. Na gut, in Kürze kugelt es sich nochmal rund. Vermutlich wird wieder einmal nationale Freizeitidentität getragen werden. Daran haben die Frauen entscheidenden Anteil. Sie haben sich endlich emanzipiert. Indem sie als letzten Schritt alles Tuch ablegten.

Immer wieder schwellen Schlachtgesänge an, die faulen Griechen sollen gefälligst ihre Inseln und sonstige Sehenswürdigkeiten an freizeitaktivierende Investoren verkaufen, ihre Wasserrechte am besten gleich mit, um finanziell flüssiger zu werden, um wieder Kredite aus Euro- oder anderen Ländern aufnehmen zu können. Hänge man auch die Akropolis zu mit Konzernnamen, die gemeinsam mit Politikern das Land in die Pleite geritten haben. Zur Not kann man es immer noch aus der Europäischen Union rausschmeißen. Dann werden zwar wohl wieder ein paar Banken sozialisiert werden müssen. Aber man hätte möglicherweise wieder einen neuen, nicht ganz so weit entfernten Abladeplatz für den Müll, den die fröhliche Freizeitgesellschaft produziert. Antike, wer braucht noch so'n alten Kram? Weg damit. Entsorgen wir unsere Sorgen einiges vor Afrika.
 
Sa, 18.06.2011 |  link | (11790) | 50 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Gesellschaftsspiele


kopfschuetteln   (18.06.11, 22:27)   (link)  
tankstellen (raststätten)
da habe ich doch am freitag erst was gelesen.

Es ist aber auch ziemlich anstrengend, andauern Individualist sein zu müssen.
in der wortgewalt haben sie die weltregierung bereits übernommen.
(sie müssen nur noch wollen)


jean stubenzweig   (19.06.11, 13:25)   (link)  
Mein Hang zu Raststätten
war nie sonderlich ausgeprägt, jedenfalls nicht an deutschen Autobahnen, da mir die Atmosphäre dort selten behagte. Ich bin schon immer lieber rausgefahren in eines der nächsten Dörfer, auch weil ich seit je Anhänger regionaler, wie es heutzutage heißt, Erzeugerprodukte bin. Die Zeit habe ich mir, alleine wegen der nicht vorhandenen Hektik, vor allem aber wegen der in der Regel besseren Qualität, fast immer genommen. Das lag und liegt sicherlich auch daran, daß ich ohnehin diese Zielstrebigkeit von A nach B nie hatte. Grundsätzlich habe ich meine Reisezeit großzügig bemessen. Vor über zwanzig Jahren habe ich begonnen, auch größere Entfernungen in Etappen von längstens dreihundert Kilometer einzuteilen, auch während der zehn Jahre, die ich eine Voiture à chevaux dix mein eigen nannte und lenkte: früh losfahren, spätestens am frühen Nachmittag ankommen, das Auto in die Garage des Hotels, und dann Städtchen kucken, in welchem Land auch immer. Das ließ mich abgelegenere Landstriche kennenlernen, aber eben auch Entdeckungen machen wie die solcher Absonderlichkeiten der seinerzeit neueren, die von französischem Elf-Schmieröl flüssig gemachten Minol-Stationen ablösenden, anfänglich, so mein Eindruck, anscheinend ausnahmslos blauen Tankstellen auf frisch betonierter Wiese im damals gerade gegründenden Neufünfland, das ich kurz nach Anheben des eisernen Vorhangs mit Hilfe von Straßenkarten vom Stand von 1938 durchquerte, die der seinerzeit noch recht konkurrenzlose deutsche Billigheimer aus dem Depot eines karthographischen Instituts geholt und sofort palettenweise auf den Markt geworfen hatte.

Rechtsrheinisch habe ich Autobahnrestaurationsstationen nach Möglichkeit gemieden. Wenn ich wie üblich bei Lauterbourg/Lauterburg die französisch-deutsche Grenze überfahren hatte, bin ich hinter Wörth meist auf die Rennstrecke und ohne Halt durchgefahren bis nach München. Aber selbstverständlich hat es mich auch immer wieder mal runtergetrieben. Der Mensch hat schließlich Bedürfnisse. Zu gut in Erinnerung ist mir das Erlebnis irgendwo im Hessischen, es mag auch im Niedersächsischen gewesen sein. Da ich mich entleert hatte, wollte wieder nachgefüllt werden. An einer Autobahnraststätte wurden als Baguette bezeichnete, etwas in die Länge gezogene belegte Brötchen angeboten. Ich schaute mir, wie fast immer unentschlossen, die Auslage an, fragte nach der Bedeutung des einen Belags und deutete dann, als es hieß, das sei Wurst, mit dem Finger auf anderes. Die Antwort der sächsisch, es mag auch ostthüringisch gewesen sein, intonierenden Dame mit dem feschen Papierschiffchen auf dem Kopf war nicht etwa Froschschenkelpastete oder pürierter Schwarzwälder Schinken aus dem Emsland, sondern: Das kostet aber teurer! Da habe ich den Ort verlassen, weiß aber, daß dieser bemerkenswerte Satz später in den allgemeinen Sprachschatz der in Bälde gänzlich verunfallten deutschen Grammatik eingehen sollte.

Eine Teilschuld an seinem wirtschaftlichen Unfall scheint mir aber auch dieser Mehrfachpächter zu haben, der da so frei seine Erfahrungen zum besten gibt. Zumindest eines seiner Etablissements habe ich in nicht allzuguter Erinnerung. Drei- oder viermal war ich bestimmt dort, weil es eine Zeit gab, zu der diese Raststätte als Treffpunkt auserkoren war, und jedesmal habe ich den Ort nicht eben beglückt wieder verlassen. Hätte er sich mal an seine Ratschläge gehalten, die er anderen gibt, er wäre möglichweise nicht Pleitier geworden. Es geht nämlich tatsächlich auch anders. An eine Raststätte an deutscher Autobahn erinnere ich mich beispielsweise, in der bereits in den Neunzigern das Angebot so vielfältig und anregend war, daß sogar ich freiwillig dort das eine oder andere Mal ein gemütliches mehrgängiges Päuschen einlegte. Ob es die (in dieser Qualität) noch gibt, weiß ich nicht, denn ich bin seit einiger Zeit kaum noch längere Strecken mit dem Auto unterwegs. Ich meine, es müßte noch in Bayern gewesen sein, kurz vor Übertritt nach Neufünfland.

Ein Reizbegriff ist für mich allerdings Tank und Rast. Die Ablaßgebühren fürs Pinkeln kommen zumindest teilweise gleich mit der Gewinnmaximierung des Trinkwassers durch solche Unternehmen, die gerne auch den Fremdenverkehr einsacken. Für diese Verrohung der Sitten durch Investoren klage ich einmal mehr (Global-)Europa an, im besonderen die Regierungen der Länder, die das auch noch ge- und befördert haben. Da nutzt es auch nichts, daß der Deutschen liebster eingetragener Verein, der, den ich alleine seiner nebulösen Strukturen wegen (jemand aus meiner Famlie hat während des Studiums dort gejobbt und konnte hinter die Verwölkungen blicken) immer verachtet habe, kürzlich allwissend erklärte, die Qualität der Raststätten habe sich gebessert. Von der Tatsache abgesehen, daß ich diese windige, sich lange wie eine Behörde aufführende Interessengemeinschaft der immergleich Denkenden zu diesem Urteil nicht benötigt hätte, weil das bereits vor der Tafelversilberung an Tank und Rast der Fall war, die deutsche Autobahraststätte gehört auch weiterhin nicht unbedingt zu meinen Sehnsuchtsorten.


charon   (21.06.11, 01:25)   (link)  
Als Kind gefielen mir die französischen Raststätten so gut. Nicht alle, zumal ich nicht alle kannte, aber eine an der A7 oder A9, ich weiss nicht mehr, ganz besonders. Ich weiss auch nicht mehr, was so anders war: die Hitze, die Palmen und die üppigen Blumenbeete, die Orangina, die es damals noch nicht in jedem deutschen Supermarkt gab, oder die Gebäude und ihre Einrichtungen, die meiner Erinnerung nach schon immer etwas schicker und nicht ausschliesslich zweckgebunden waren.

In etwas abseits gelegenen Gegenden soll es ja Jugendliche geben, die ihre Abendstunden und Wochenenden auf Rastplätzen verbringen.


jean stubenzweig   (21.06.11, 15:40)   (link)  
Orangina wird's wohl gewesen
sein. Aber in den Raststätten werden die längst auch in Plastik serviert. Wie überhaupt sich auch dort die Lebensart der euroglobalen Weise zusehends annähert. Aber eben langsamer als anderswo, jedenfalls was Essen und Trinken betrifft. Ein Restoroute habe auch ich immer wieder mal angesteuert, ich meine, das bei Valence, bin aber nicht sicher, es kann auch Orange gewesen sein, das war essenstechnisch passable, im Außenbereich großräumig oder auch -zügig, mit Spielplätzen abseits der Autos und Wasserspielchen. Doch die Autoroute du Soleil während der Hauptreisezeit gleicht einem Höllenritt, besser: einem höllischen Stand. Da sind alle Barbaren* unterwegs, entweder auf dem Weg nach oder von Spanien zurück. Ab Lyon, von wo aus es sich auch schonmal zweihundert Kilometer in südlicher Richtung staut, bin ich nach ersten Erfahrungen nur noch runter, durch die Stadt, an der Rhône entlang, hintenrum raus und nur noch über die Dörfer gefahren. Häufig geht es nämlich neben der Autoroute fast parallel über kleinere Straßen weiter, mit schnuckeligen Raststätten, dort wo die Routiers ihre Camions anhalten, weil sie zu essen kriegen wie bei Muttern. Das dürfte auch für Kinder angenehmer sein als den Sonnenstand auf dem Dach bis nach Spanien. Allerdings getrauen sich die meisten das nicht, weil sie Angst haben, sich zu verfahren. Oder übernachten müssen. Das kostet doch wieder so teuer. Daß die Hotels in Frankreich um einiges günstiger und häufig ideal sind für Familien, das wissen viele nicht, weil sie's erst gar nicht in Erwägung ziehen. Das zählt also nicht weiter. Ach.

Ich erinnere mich tatsächlich an junge Leute meiner früheren Bayernzeit, die sich regelmäßig an Autobahnraststätten trafen. Dabei meine ich aber, daß eher die flotte Fahrt dorthin den Reiz ausmachte und weniger der Aufenthalt an sich. Wie das heute ist, kann ich nicht beurteilen. Aus meiner familiaren Ecke habe ich so etwas jedenfalls noch nicht gehört. Aber was weiß ich schon von dem, was hinter meinem Tellerrand in der Wirklichkeit tatsächlich los ist.

* Barbaren, das sind nach Meinung südlicher Siedler Stotterer oder Stammler, die oberhalb des Breitengrades von Lyon, des französischen «Weißwurstäquators», leben und mit denen eben deshalb keine Verständigung möglich ist.


charon   (21.06.11, 18:55)   (link)  
Autogrill
Mit dem Wort könnte man jetzt schön spielen. Aber ich muss packen, damit ich am Feiertag garantiert raststättenfrei in den Arbeitstag hinüberziehen kann.


jean stubenzweig   (21.06.11, 19:50)   (link)  
Feiertag?
Was wird denn schon wieder gefeiert? Ist schon wieder einer auferstanden?


charon   (21.06.11, 20:12)   (link)  
Bei den Gläubigen ist doch jeder Tag ein Feiertag, nicht? Diesmal nennt er sich Fronleichnam. Da werden Sie wieder den Hausaltar vor die Tür stellen, das Volk daran vorbei prozessieren lassen und die Glocken werden noch lauter, länger und häufiger läuten als sonst. Aber Sie kennen das doch alles aus eigener Anschauung.


jean stubenzweig   (21.06.11, 21:35)   (link)  
Ah, die Mysterien meines Alltags.


Das Gespenst, 1982 (von hier)

Aber ich bitte um Nachsicht meiner momentanen Verwirrtheit. Ich befinde mich zur Zeit in Feindesland. Dort klingen die Glocken eher nüchtern. Nach dem Löschen der Höllengluten allerdings nicht mehr.




jean stubenzweig   (22.06.11, 05:15)   (link)  
Sie nicht rasten wollender
Fährmann – Zippert zappt auch Ihnen durchdachte Ratschläge.


charon   (22.06.11, 10:57)   (link)  
Fahren die alle zum Baden an die Panke?


jean stubenzweig   (22.06.11, 20:27)   (link)  
Wer zu Pfingsten losgefahren
ist wie die ganzen Bolles und seine Zeit stehend auf der Avus verbracht hat, der hat die Stinkepanke jetzt vielleicht voll und Pankow als Ziel auserkoren. Vielleicht gibt's dort ja eine noch zu entdeckende Strandbar, schöner noch als die am Kanzleramt und an der man, vor allem, baden kann. Berichten Sie. Für die Freunde des mediterranen Berlin. Mit mir sollten Sie allerdings nicht rechnen.


damals   (19.06.11, 19:43)   (link)  
Tja, so ist es wohl. Ich kann auch nachvollziehen, dass die Menschen im Urlaub das Vertraute suchen. Ich finde es bloß verwunderlich, in welchen Weltgegenden sie es suchen. Um die halbe Welt jetten und sich dann dort zu Hause fühlen wollen - das wirkt schon ein bisschen größenwahnsinnig.

Ach, und das mit den vermieteten Berggipfeln, dazu habe ich die Entsprechung schon 1986 in Rumänien gesehen, wo uns im Retezat-Gebirge gleich auf dem ersten gipfel ein Propagandaplakat begrüßte. Ob der Konzern sich nun "Republik" oder "AG" nennt, macht das wohl keinen großen Unterschied.


mark793   (19.06.11, 20:46)   (link)  
@damals:
Ob der Konzern sich nun "Republik" oder "AG" nennt, macht das wohl keinen großen Unterschied.

Lustig, dass Sie das sagen. Ich habe Mitte der 80er als Student in mehreren großen Unternehmen gejobbt und mich angesichts von so viel Schlendrian, Fehlplanung und dergleichen gefragt, wo genau eigentlich der Unterschied zwischen einem Großunternehmen mit seinen zentralistischen Top-Down-Strukturen und sagenwirmal der Sowjetunion liegt. Davon abgesehen, dass die Großfirmen niemand in den Gulag schicken, habe ich den Hauptunterschied vor allem in der Größenordnung gesehen...


jean stubenzweig   (20.06.11, 13:09)   (link)  
Das Vertraute suchen sie
vielleicht gar nicht einmal so sehr in der Fremde. Aber dort zu verkehren, das vermittelt ihnen doch tagaus, tagein der Reiz der Überflutung zur schönsten Zeit des Jahres. Wahrscheinlich würden die meisten ohnehin lieber zuhause bleiben, aber dann könnten sie doch nicht mitsingen im nachferiellen Chor, in gewisser Weise wäre man als Stubenhocker sozusagen diskriminiert. Möglicherweise gehört das zu den Suggestionen, auch dieses Terrain des Bürgertums, der finanziell Bessergestellten endlich erobern zu müssen, denen es zu früheren Zeiten allein vergönnt war, auf Reisen zu gehen, die Welt zu sehen. Und da durch die Massenproduktion alles so billig geworden ist, nimmt man es eben mit und sonnt sich im Glanz des Weitgereisten. Doch da das wirkliche Interesse am Kennenlernen des Fremden sich in Grenzen halten dürfte, bleibt der Mensch lieber in seinem kleinen Kreis halbwegs gewohnter Umgebung.

Am erstaunlichsten scheint mir dabei allerdings, mit welcher Selbstverständlichkeit die Leutchens dann gerne erzählen, wo sie überall in der Welt waren – während der drei Wochen am Swimmingpool oder an der Strandbar der Hotels, deren Gelände sie für die Dauer des Urlaubs nie verlassen haben. In diese Kategorie gehören auch die Kreuzfahrer, die zwar hin und wieder an Land gehen, aber häufig genug allein zum Ansichtskartenkauf und für drei Stunden. Denn pünktlich um neunzehn Uhr wird an Bord schließlich das Abendessen serviert, und mit einem Smoking feinmachen fürs dîner aux chandelles im Dunstkreis des im Prospekt des Veranstalters angekündigten Capitaine québécois muß der zu diesem ganzen Abenteuer von der Gattin verdammte Innungsmeister Röhrich, eigentlich im gemütlichen Ruhestand, aus Bad Bramstedt sich auch noch. Für einen Warft-Besuch da links oben, wohin's auch nicht so weit gewesen wäre, hätte er ja noch Verständnis aufgebracht, man muß schließlich flexibel sein heutzutage, zumal es einen Grund für einen kürzeren Aufenthalt gegeben hätte: das Schiffchen muß los, bei Niedrigwasser droht nämlich die Sandbank im Wattenmeer. Das allein wäre schon Abenteuerurlaub genug gewesen.

Es mag sein, daß der Unterschied zwischen Staatspropaganda und Reklame nicht allzu groß zu sein scheint. Aber daß einer Völkergemeinschaft Erde oder Gestein von gewählten Politikern ungefragt gleich des Volkes Tafelsilber verscherbelt wird, um Löcher im Sparstrumpf zu stopfen, die garantiert nicht von Oma, sondern von Papierhändlern und Investoren bzw. deren Vasallen in den Ministerien verursacht wurden, dagegen habe ich sehr viel. Daß das auch noch zu Werbemaßnahmen geschieht, gerät fast zum Randaspekt. Aber egal wie mittlerweile wohl den meisten ist mir das keineswegs.


charon   (20.06.11, 20:40)   (link)  
Als der Bürger sich frei
wähnte, da zog es ihn hinaus in die weite Welt. Doch sollte es damals noch nicht allzu weit gehen und obendrein noch "schön" sein bzw. dem eigenen ästhetischen Empfinden entsprechen. Also erfand er die Schweiz, in Holstein, in der Mark Brandenburg, in Sachsen, in Franken usw. Heute reicht Schweiz nicht mehr. Die Toskana liegt in Hessen, in der Pfalz oder am Kaiserstuhl (dort auch ersatzweise die Provence), Baggerseen werden zu Lagunen erklärt oder die Riviera an die Strände deutscher Großstadgewässer verlegt.

Es ist nur eine unter vielen Dimensionen des bürgerlichen Reisens: die Bestätigung des eigenen Lebensentwurfs in der Fremde, die man sich zur Not auch gerne einmal nach Hause kommen läßt. Nur verwirren lassen, möchte man sich nicht. Denn wozu fährt man denn in Urlaub?


jean stubenzweig   (21.06.11, 13:05)   (link)  
Liegt's am Selbstwertgefühl
der Einheimischen? Oder hat es eher mit den leicht wirren, sich mittlerweile als weltläufig ausweisenden Identifikationsmustern zu tun, die vielleicht ein bißchen allzu weitgereisten Fremdenverkehrsdirektoren an Fachhochschulen gelehrt wurden? Ich stelle mir vor, wie der jüngere den älteren Toskana-Liebhaber, Minister für Fremdenverkehr und Wirtschaft seit der Zeit der gleichnamigen Fraktion, beim Italiener in Nieder-Florstadt oder Landau oder Breisach sitzen und feststellen bzw. darüber sinnieren, wie es beim Chianti doch so schön ist, und der jüngere abschließend meint, das steigere die Übernachtungszahlen garantiert. Wegen Äppelwoi oder Riesling oder Weißherbst führe heutzutage schließlich niemand mehr los.

Leicht vorstellbar sind ähnliche Paarungen auch für andere Regionen. Bei einer volksnahen lütten Lage oder Pils und Auerhahn sitzen die frisch gekürte Eventmanagerin des Landkreises und der Dörpschult im Nordlicht-Knurrhahn von Norddeich und beschließen nach einer Deckelumrundung den Bau einer Pétanque-Bahn (im schweizerisch-holsteinischen Lütjensee gibt's bereits eine). Längst beinahe voll integrierte Feriengäste von so einer Sportzeitung aus München hatten dem Vorsteher des Ortes davon erzählt und ordentlich honorierte Banden- sowie Trikotwerbung für die Fußballer des heimischen TUS Frisia Norddeich angeboten. Worauf die beiden nach der zweiten Deckelumkreisung beschließen, Prospekte drucken sowie eine Webseite erstellen zu lassen, aus denen hervorgeht, daß in der Region schon aus Gründen des Erhalts von Traditionen zwar auch weiterhin geboßelt bzw. mit Klooten geschossen würde, aber wegen der landschaftlichen Ähnlichkeit und dem höheren Bekanntheitsgrad von Emden, dessen Seehafen sowie dem Dollart Ostfriesland fortan als Bouches-du-Rhône des Nordens zu bezeichnen. Eine fußballfeldgroße Halle in Güstrow böte sich ebenso an, mit Bobbahn, auch geeignet für ein bißchen Abfahrtslauf und vor allem Après-ski – das Sankt Moritz des Nordostens. Und so weiter.

Aber ich vermute, die Leutchens werden es sich nicht nehmen lassen, auch weiterhin in den Billigflieger nach Antalya, in die Dominikanische Republik oder nach Mallorca zu steigen. Urlaub zuhause ist nämlich ziemlich teuer. Das ist also eher was fürs Alt-Bürgertum.


ilnonno   (20.06.11, 20:13)   (link)  
Bei dem Thema kann ich mich leicht aus der Affäre ziehen. Etliche Jahre war ich beruflich dermassen viel in allen möglichen Ecken der Welt unterwegs, dass ich nie im Leben auf die Idee gekommen wäre, freiwillig irgendwo hinzufahren. Das hatte nebenbei den Vorteil direkter Kontakte zu den Leuten, ihren Mitarbeitern und Familien, man bekam einen Eindruck, wie die leben, arbeiten, was sie essen, wieviel sie trinken.

Ich habe keine Ahnung, wie das als Urlauber auch nur halbwegs funktionieren könnte.

Irgendwann war ich soweit, privat gar nirgends mehr hinzugehen. Zum Glück geriet ich dann an meine Frau, die mir nach und nach klarmachen konnte, dass man durchaus ohne triftigen Grund durch eine Altstadtgasse gehen kann. Aber eine Urlaubsreise?

Zum Glück bin ich immer noch genügend unterwegs, um die Abneigung gegen Raststätten und Hotelketten nicht zu verlieren.


jean stubenzweig   (20.06.11, 22:09)   (link)  
Es kommt darauf an,
wie man Urlaub oder Ferien definiert. Die angenehmsten und interessantesten Begegnungen hatte ich sicherlich ebenfalls beruflich, da ich mir immer viel Zeit genommen habe, ich das Glück oder auch das Privileg hatte, sie mir nehmen zu können. Aber man kann Menschen durchaus auch während eines Urlaubs kennenlernen. Ich habe das das eine ums andere Mal erlebt. Dafür benötigt es allerdings die erwähnte Zeit oder die Bereitschaft, besser: das Vergnügen, sich ziellos treiben zu lassen und so lange an einem Ort zu bleiben, an dem man gerade in angenehme Gesellschaft geraten ist. Auf diese Weise bin ich des öfteren eine Woche oder auch länger geblieben und nicht selten wieder hingefahren. Auch Freundschaften sind so entstanden, selbst zu als arrogant und abweisend verschrieenen Franzosen. Dabei habe ich es immer gehalten wie mit Katzen und kleinen Kindern: sich nie aufdrängen, sondern sie auf sich zukommen lassen. Mit einem Mal ist man kein Tourist mehr.

Allerdings bin ich überwiegend alleine gereist. Doch selbst das mehrmalige Gebummle gemeinsam mit einer langjährigen Gefährtin erbrachte ähnliche Erfahrungen. Einfach losfahren, am besten allenfalls nach Kompaß, und sich höchstens eine Richtung, nie aber ein bestimmtes Ziel vornehmen.


ilnonno   (20.06.11, 23:40)   (link)  
Ja freilich. Man kann immer und überall Leute kennenlernen. An meine anstrengende Firma war ich nur geraten, weil ich Geld für vier Wochen Interrailen verdienen wollte. Daraus, also aus dem Interrailen, wurde nie mehr etwas. Aber die beiden Jahre zuvor war ich jeweils vier Wochen mit der Bahn unterwegs. Jede Menge Leute konnte ich da kennenlernen, auch intensiv, weil ich pflichtvergessen, ziel- und zeitlos unterwegs war.

Nie vergesse ich den alten Bauern im Zug von Bordeaux (er sagte: Borrrdeaux) nach Marseille (?). Ich hatte Wein (80FF die Flasche), er Schinken, Käse und Brot vom eigenen Hof. Ein Gelage im Zugabteil.

Genausowenig vergesse ich die Göttin, die sich wie in einem Traum im St. James-Park neben mich ins Gras setzte. Nach kurzer Teit lagen wir im Gras, sie hatte ihren Kopf auf meinem Bauch liegen und wir schauten in den Himmel. Ihr entsetzter Blick, als ich sagte: "ich muss zum Zug". Weil ich am nächsten Tag eine Verabredung mit einem Freund in Paris hatte...


mark793   (20.06.11, 20:52)   (link)  
Max Goldt schrieb dazu sinngemäß, Reisen bilde weit weniger als gehaltvolles Zuhausebleiben. Um beispielsweise festzustellen, dass es in Indien viel Armut gibt, müsse man nicht zwingend hinfliegen.

Und da kann ich nur beipflichten.


ilnonno   (20.06.11, 20:57)   (link)  
Mit "Neckermann zu Rastaman", das ist 30 Jahre alt. Erschreckend, wie wenig von den damals fast schon konsensfähigen Gedanken übrig geblieben ist. Selbst viele Grüne haben heute wahrscheinlich keine Ahnung, was mit dem Text gemeint sein könnte.

http://www.youtube.com/watch?v=zJUtoP2cm5w


jean stubenzweig   (20.06.11, 21:29)   (link)  
Und dann noch Mannesmann
hinten rein. Ach, ist das schön. Da kommt ja richtig Urlaubsstimmung auf.
Aber Schwoißfuaß – von denen hatte ich zuvor noch nie gehört. Das Internet ist die wahre und einzige Bildungsinstitution.


charon   (20.06.11, 21:54)   (link)  
Ach,
Sie kannten die nicht? Über die musikalische Qualität würde ich mittlerweile ja streiten, aber einige Textzeilen waren damals "Kult" avant la lettre. Die Zeile "Reggae und Ragout - Rà - gu" gefällt mir noch immer.

Manchmal waren sie auch ein bißchen derb (was heißt damals, die treten als Altrocker ja immer noch auf):

"... de gaile Böck, dia hand a Freindin, de Brave, dia gugged blöd de oine dia siehsch en dr Disco, de andere dia wixed em Bett..."

Aber wenn schon Schwabenkultur, dann Wolle Kriwanek nicht vergessen. Doch der führt noch weiter vom Thema weg.




phom   (20.06.11, 22:43)   (link)  
@mark793, da möchte ich Ihnen widersprechen. Armut wird nämlich erst plastisch, wenn man sie am eigenen Leib erlebt oder miterlebt. Es mag bedrückend sein, von hungernden Kindern in der Zeitung zu lesen und die Bilder von ihnen im Fernsehen zwischen einer Schokoriegel- und einer iPad-Werbepause anzusehen, aber es ist eine ganz andere Qualität, wenn man sich inmitten dieser Menschen befindet. Andere Qualität auch in dem Sinn, als es das eigene Weltbild in einer ganz anderen Weise beeinflussen kann. Der Tod ist im Fernsehen allgegenwärtig, denn es finden allein an einem Fernsehabend dutzende Menschen ihren fiktiven Tod. Allein der Akt des Sterbens ist im TieVie nichts Tragisches mehr, erst die musikalische Untermalung des Dahinscheidens schafft Betrübnis.

Ich glaube, dass es keiner Dokumentation gelingt, das darzustellen, womit die Realität zu überzeugen vermag. Wer wird sich sozial engagieren, nachdem er mit dem Elend auf Augenhöhe war und es nicht nur aus der Ferne in einer sicheren Umgebung betrachtet hat - mit der Option, umzuschalten, wenn die Eindrücke zuviel werden? Die Opfer eines Krieges unterscheiden sich auch oft von den gefilterten Bildern aus dem Fernsehen. Insofern halte ich solche Erfahrungen für sehr wichtig. Ich glaube aber auch, dass man in Hinkunft nicht mehr allzu weit reisen muss, um dem Elend zu begegnen.


jean stubenzweig   (20.06.11, 22:44)   (link)  
Ich kenne so vieles nicht,
guter Charon. Im besonderen mag's an der Musik oder vielleicht besser an der Szien gelegen haben, die nicht unbedingt die meine war und ich deshalb auch höchst selten auf Veranstaltungen dieser Art geraten bin. Aber wenn es dann tatsächlich mal jemand geschafft hatte, mich auf eine zu verschleppen, dann bin ich auch gerne geblieben und habe mich wohl gefühlt. Richtigen, heute würde man sagen authentischen Punk habe ich zum Beispiel kennengelernt, weil mir ein gewisser Erdferkel bei Abwesenheit die Freundschaft aufzukündigen drohte. Der Gefahr wollte ich mich nicht aussetzen. Und richtig gut war's.


mark793   (20.06.11, 23:13)   (link)  
@phom:
_Im Prinzip_ möchte ich Ihnen beipflichten, aber auch die intensivere Berührung mit der Armut "vor Ort" vermag abzustumpfen. Ich selber bin ja aus Europa nie herausgekommen, aber ich hab oft genug im weitergereisten Bekannten- und Kollegenkreis gehört, also Indien (oder welche Destination auch immer) war totaaal toll, aber die ständige Bettelei ist ja wirklich lästig, man könne ja schließlich nicht jedem helfen mit seinen begrenzten Mitteln und überhaupt bringe man als Reisender doch eh schon einen Haufen Geld ins Land. Ehrlich gesagt kenne ich nicht viele, die nach so einer Fernreise ihre materiellen und sontigen Wertmaßstäbe nachjustiert haben, oft genug ist es doch noch zuätzlicher Kick von Exotik, sagen zu können, man sei nah dran gewesen an irgendwelchem Elend. Aber ändern tut es wahrscheinlich nur bei den wenigsten was, es ist doch kaum mehr als ein Distinktionsmerkmal gegenüber irgendwelchen Necker- und Ballermännern.


phom   (22.06.11, 23:29)   (link)  
@mark793
Es stimmt, dass man Menschen, die von Haus aus keinen Bezug dazu haben und sich nicht dafür interessieren, schwer dazu bewegen wird können, in irgendeiner Weise aktiv zu werden. Das gilt jedoch für alle Lebensbereiche. Diese Leute verschließen dann die Augen und erkennen das Offensichtliche nicht, wollen es nicht wahrhaben. Generell eröffnet ein unbekanntes Umfeld aber auch die Möglichkeit, gewohnte Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Man kann dann nicht umschalten, wenn die Situation ungustiös wird oder an einem Armen vorbeigehen, der symbolisch die Hand aufhält, wenn die Armen zu zahlreich sind. Es fällt mitunter schwer, wegzusehen. Also ein gewisses Potential steckt schon darin, dass jemand seine Lebensweise dadurch etwas „überlegter“ gestaltet, womöglich geschieht dies mitunter auch unbewusst.

Vielleicht messe ich diesem Potential aber auch eine zu große Bedeutung bei. Zwar kenne ich Leute, die durch solche Erlebnisse gewissermaßen eine „Wandlung“ erfahren haben, aber mein Bekanntenkreis dürfte alles andere als repräsentativ sein. Pauschaltouristen werden vermutlich auch wenig Anteil nehmen, wenn sie beim Transfer zu ihrem All-Inklusive Club an baufälligen Hütten, die andere ihr Zuhause nennen, vorbeifahren. Der Raki wird ihnen nicht weniger munden und der Appetit bei der allabendlichen Ausspeisung wird der gewohnte sein.


phom   (20.06.11, 22:18)   (link)  
Hin und wieder fällt mir ja auch ein klassischer Reisekatalog in die Hand, den ich dann und wann auch – ohne tiefere Hintergedanken – durchblättere. Im Leben würde ich keine Pauschalreise buchen, damit können Sie mich jagen, wenn Sie das Bedürfnis dazu haben. Es ist ganz und gar nicht die Art von Reise, die mir behagt. Den Begriff der Reise halte ich in diesem Zusammenhang sogar für unpassend, denn es handelt sich bei der typischen Pauschalreise vielmehr um einen „Transport“, also um die Verbringung einer Ware von A nach B, wobei die Ware in diesem Fall eben ein Tourist ist. Die Ware wird im Abgangsland auf ein Transportmittel verladen, zweimal umgeladen und anschließend liegt sie eine Woche, einem diffusen Genuss frönend, „sardinenmäßig“ am schmalen Sandstrandstreifen herum und erfährt irgendeine Art von Wertschöpfung*, bis sie wieder verfrachtet und zurücktransportiert wird. Kann es befriedigend sein, sich sieben Tage hindurch, nebst einer Rotte von Gleichgesinnten, industriemäßig braten zu lassen? – Wahrscheinlich, denn welche Veranlassung hätte man denn sonst, sich diesem zweifelhaften Genuss hinzugeben...

Als absolut töricht erachte ich aber die im Moment wieder aktuellen Matura/Abiturreisen, die mit über 1.000 € zu Buche schlagen und deren primärer Zweck es ist, sich in einem fernen Land abseits von Verpflichtungen und Familie sieben Tage lang das Blut so sehr mit Alkohol anzureichern, dass es irrelevant wird, wo man ist, wer man ist und auf wem man ist. Das ist schade, denn ich glaube, dass es für junge Leute und Leute generell sehr vorteilhaft sein kann, auf Tuchfühlung mit Menschen von außerhalb zu gehen und Anteil an ihrer Kultur und Mentalität zu nehmen. Wenn der Lokalkolorit nämlich ausschließlich aus den regionalen Spirituosen besteht, ist das zwar gut und nett, aber meines Erachtens zuwenig. Unabhängig von der ökologischen Fragwürdigkeit des Reisens sind damit oft Erfahrungen verknüpft, die einen Menschen für sein weiteres Leben prägen - und nicht unbedingt im negativen Sinne.

*die Dunkelfärbung der Epidermis zur besseren Unterscheidbarkeit von denjenigen, die im Land blieben?


jean stubenzweig   (21.06.11, 21:37)   (link)  
Auf Sie komme ich noch zurück.
Aber jetzt koche ich. Nicht vor Wut. Sauce. Nicht aus der Tüte. Aus Knochen.


jean stubenzweig   (22.06.11, 15:12)   (link)  
Pauschalreisen vergleiche
ich jetzt mal mit dem Einkauf, ob das nun Nahrungsmittel sind oder sonstige Ver- oder Gebrauchsalltäglichkeiten. Immer wieder werden dabei die niedrigeren Kosten als Argument angeführt. Ich habe das nie gelten lassen, immer darauf hingewiesen, daß das in den meisten Fällen insofern eine Fehlkalkulation sei, da die Nahrung häufig minderwertig, weil voller Zusatzstoffe et cetera, in anderen Bereichen das Zeugs meistens schneller kaputt ist, als man es nachkaufen kann. Mittlerweile wird mir das sogar aus dem jüngeren Familienkreis bestätigt. Man besinnt sich darauf, vielleicht besser doch ein etwas hochwertigeres Stückchen zu erstehen und länger in dessen Genuß zu bleiben. Es hat allerdings ein Weilchen gebraucht, bis diese Erkenntnis sich bis nach oben durcharbeiten konnte. Bei Pauschalreisen habe ich den Eindruck, daß die Bucher und Nutzer häufig gar nicht wissen, wie wohltuend und angenehm so eine Bummelfahrt sein kann. Und oft genug ist es nicht einmal so viel teurer, wenn man davon ausgeht, daß die Hotels in vielen Fällen nicht den drei oder vier Sternen entsprechen, die's schließlich unbedingt sein müssen in der schönsten Zeit des Jahres, zumindest in der Deklaration des Reiseveranstalters. Ein bißchen Heimat möchte schon sein. Wie bei der Verköstigung der abendlichen Mahlmassen. Aber den meisten dürfte es ohnehin wurscht sein, auf welche Weise Geschmack in die Wurst oder den Urlaub kommt. Hauptsache, es schmeckt. Wie zuhause auf dem Balkon der Kaninchenstallarchitektur eben oder dem Reihen- oder Vierfachhälftenhäuschen mit dem vom Automobilclub dringend empfohlenen koreanischen sechszylindrischen Rennpanzer im Carport, der auch noch abbezahlt werden will. Aus dem Discounter, der auf die Packung der Salamikomposition aus dänischem und von Polen in Mecklenburg verarbeitetem Borstenvieh und Schweinespeck sowie allen Ingredienzien der internationalen chemischen Industrie hat drucken lassen: Feurig. Original ungarisches Rezept. Globalisierung verpflichtet.

Aber vielleicht irre ich mich ja und die meisten Menschen finden nur dann Erholung, wenn sie möglichst weit weg waren, dort, wohin auch die anderen Fliegen hinstreben: auf den großen Haufen. Mir reicht es schon, daß ich ständig Kurven gehen muß, um nicht in einen reinzutreten, wenn ich mal dort durchmuß, wo sie alle ihre Geschäfte hinterlassen. Mein Bild vom Mäander sieht anders aus.

Womit wir bei dem Blut wären, der mir dabei so manches Mal kocht. Aber etwas überrascht frage ich: Die Abiturienten/Maturanden auch? Die reden doch soviel über Individualität und gar Eliten, in denen der immerfort Strebsame Einzelne aufginge. Gemeinsamkeit ja, das ist etwas Großartiges, das würde ich auch als Fortgeschrittener nicht missen wollen, zusammenzusitzen und ein paar Fäßchen Wein zu leeren. Aber Massenbesäufnis, und dann auch noch möglichst weit weg, was man am zentral gelegenen Strand von Emscher, Mosel, Maas, Mur, Neckar oder Leine auch haben kann? Ja, wo gehen sie denn hin, diese ganze jungen Anders- und Querdenker? Wer wird mir das erklären? – Ach, ich will's gar nicht wissen, sonst kumulieren sich noch Endzeitstimmungen in meinem gemütlichen Oberstübchen, die da lauten könnten Verlust der Mitte vom ollen Sedlmayr oder Der Aufstand der Massen von Ortega y Gasset, de Mans Vermassung und Kulturverfall möge als klappentextbildender Schlagzeilenausgleich ebenso nicht vergessen werden wie Spenglers Untergang des Abendlandes, und versuchen Fragen aufzuwerfen, die mich aus meiner Schaukelstuhlruhe werfen.

Wie auch immer: Es ist an der Zeit, Kerosin weltweit endlich mindestens so hoch zu besteuern wie in Deutschland das Benzin. Und für Autobahngebühren habe ich bereits vor fünfzehn, zwanzig Jahren plädiert. Aber ob sie's davon abhalten wird, das ist dann doch wieder fraglich. Vermutlich fahren heute wieder ziemlich viele Deutsche gleichzeitig los. Dafür gibt's schließlich sogenannte Brückentage (Übber die Brick). Aber zur Not gibt's ja noch Raststätten. Sogar in Frankreich.


phom   (22.06.11, 23:45)   (link)  
Nun, wer „billig kauft, kauft doppelt“, so eine Redensart, die ich in diesem Zusammenhang bemühen möchte. Dass die Anschaffungen häufig eine relativ kurze Lebenszeit haben, ja oft gerade einmal die Gewährleistungs- oder Garantiefrist überdauern, ist vielleicht nicht immer nur Zufall. Was hier volkswirtschaftlich sinnvoll ist, erscheint ökologisch zumindest fragwürdig zu sein. Die Wegwerfgesellschaft ist nämlich so systemimmanent wie das Wirtschaftswachstum – es geht nicht ohne, denn wir sind geradezu verdammt zum Wachstum. Man könnte langlebige Produkte produzieren, wodurch seltener Neuanschaffungen getätigt würden. In der Folge würde jedoch die Nachfrage insgesamt sinken, was erst einmal die Verkäufer im Einzelhandel spüren würden, dann wäre aber auch der Produktionsbereich von einer massiven Arbeitslosigkeit betroffen. Die weitere Folge wäre ein konjunktureller Abschwung. Nun ist es aber so, dass unser Wirtschaftssystem dergestalt konzipiert ist, dass faktisch eine Hochkonjunktur herrschen muss, damit sich „das Rad dreht“.

Was die Nahrung anbelangt, bin ich ganz bei Ihnen. Wer glaubt, er könnte in einer der amerikanischen Junkfoodausgabestellen kostengünstig essen, der irrt sich oft in zweierlei Hinsicht. Einerseits ist dort die Verpackung oft gesünder als die Nahrung selbst und würde man bei regelmäßigem Konsum die gesundheitlichen Kosten miteinberechnen, käme es bedeutend teurer, dort einzukehren – man könnte sagen, dass der Preis hier „als Regler versagt“... andererseits ist Nährschlamm dieser Art meist nicht geeignet, längerfristig ein Sättigungsgefühl zu erzeugen, was frühzeitig einen erneuten Konsumwunsch bewirkt. Die kurzen Kohlenhydratketten werden rasch aufgespalten, die Glukose wird schnell freigesetzt, verdünnisiert sich allerdings auch ebenso rasch wieder. Das ist bei „richtigem Essen“, also etwa Vollkornprodukten, nicht der Fall. Die Kohlenhydrate sind langkettiger (Oligo/Polysaccharide), die Aufspaltung nimmt mehr Zeit in Anspruch, die Steigerung der Blutzuckerkonzentration erfolgt gleichmäßiger und die Nahrung sättigt insgesamt auch länger, was durch eine vitaminreiche Nahrung noch unterstützt wird. Aber auch hier gilt: „Wer billig kauft, kauft doppelt (und doppelt ist gut für die Wirtschaft)“.

„Ein bisschen Heimat möchte schon sein“, sagen Sie. Zumindest will man die Lebensqualität auch im Urlaub keineswegs senken – die türkischen All-Inklusive Clubs sind eigentlich isolierte Traumschlösser, umgeben von einer realen Welt mit realen Problemen wie Hunger und Armut. Unweit dieser gesicherten und umzäunten Hotelburgen befinden sich die baufälligen Hütten der einheimischen Bevölkerung, die man mitunter gar nicht zu Gesicht bekommen will. Es sind dies keine Bilder, mit denen man zwischen Sonnenbad und Raki konfrontiert werden möchte. Man hat schließlich dafür bezahlt, etwas derartiges nicht sehen zu müssen. Realität war im Preis nicht inbegriffen.

Die Abiturenten und Maturanten sind auf diesen Zug aufgesprungen, wenngleich es doch Fische gibt, die gegen den Strom schwimmen. Man muss den Veranstaltern dieser Trinkreisen aber auch zugestehen, dass ihre Marketingarbeit nicht von schlechten Eltern ist. Seit um 1997 herum das Werbeverbot an Schulen fiel, dürfen sie uneingeschränkt für ihre Trinkreisen werben – mitunter sogar während der Unterrichtszeit. Ehemalige Mitreisende fungieren als Promotionsgirls oder -boys, weden herumgereicht und dürfen für eine kleine Prämie darüber plaudern, wie toll diese Veranstaltung nicht war und dass es ein Fehler wäre, nicht auf der Stelle hier und dort zu unterschreiben, denn das Kontingent ist beschränkt und wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Es wäre vermutlich nicht abwegig, würde man diese Praktiken als „aggressives Marketing“ bezeichnen.

Bezüglich der Kerosinsteuern und Autobahngebühren würde ich Ihnen beipflichten, hege jedoch keine großen Hoffnungen, dass solche Vorschläge bei uns gehört werden. In einem Land, in dem ein hochrangiger Vertreter der laut Umfragen stärksten Partei Nummernschilder und Pflichtversicherung für Radfahrer fordert und damit definiert, welchen Stellenwert ökologische Fortbewegungsmittel haben.

Und zu den Brückentagen... die Franzosen sagen ja „faire le pont“ dazu – ich wusste allerdings nicht, dass es den Begriff im Deutschen auch gibt. In Österreich sagt man nämlich liebevoll „Zwickeltag“. Sie haben meinen Horizont wieder einmal erweitert.


jean stubenzweig   (23.06.11, 04:30)   (link)  
Wie, Werbung an Schulen?
In Österreich? Allerdings traue ich den Deutschen das nicht minder zu. Noch ein Grund für mich, die Weltregierung anzustreben, zumindest die Position eines europäischen Kommissars für Verbote.

Brückentag. Ich kannte es aus dem Französischen, habe es in Deutschland vor etwa zwei oder drei Jahren zum erstenmal gehört, vermute jedoch, daß der Begriff schon länger in Gebrauch ist. Vermutlich hat die in letzter Zeit so oft bemühte Brückentechnologie denselben Bedeutungsstamm (die ja eigentlich Überbrückungs-, vor allem aber -technik heißen müßte, da Erstgenanntes alleine die Forschung betrifft). Zwickeltag hingegen lese ich zum erstenmal. Woher stammt das eigentümolisch? In München hat ein Bekannter den Zwickel des öfteren bemüht – für ein Fünfmarkstück.

Ich lege mich jetzt erstmal unter die Brücke. Vielleicht mehr, wenn der Tag und ich etwas heller sind.


ilnonno   (23.06.11, 16:39)   (link)  
Pardon. War der Zwickel nicht das Zweimarkstück? Der Fünfer hieß Heiermann, in Süddeutschland eher weniger gebräuchlich.


jean stubenzweig   (23.06.11, 20:13)   (link)  
Sie haben wohl recht.
Ich war anfänglich auch unsicher. Nun haben Sie mir meine Sicherheit zurückgegeben. Dann war's doch eher Frankfurt und nicht München. Dann war's doch dieser bunt gewandete Herr, der der Dame in Tigerleopard, der früheren Kieztracht des Bahnhofsviertels, an den Kopf geworfen hat: Mer soll sei bleed Maul ned so weit uffreiße, wenn mer für e Trambähnkärtsche loche gehd. Und die geantwortet hatte, er sei ein Heiermannloddel in Rende und sein ganzer Harem ned amal mehr 'n Zwiggel wert. Also: Zwickel Zweimark-, Heiermann Fünfmarkstück.

Ich bitte um Vergebung für die geschaffene Verwirrung. Dieses Babylonische bringt einen aber auch völlig durcheinander. Doch zum Glück arbeitet man mittlerweile intensiv auch an der Vereinheitlichung der Sprache.


jean stubenzweig   (23.06.11, 14:29)   (link)  
Gebetsmühle Wirtschaftswachstum,
anders ist sie wohl nicht benennen als im Kontext des Glaubens, auch wenn dem nichtmissionarischen Buddhismus damit Unrecht geschehen mag. Ich hatte früh Zweifel daran, daß dies dauerhaft funktionieren könne. Wobei das mit der Funktion natürlich eine Frage der Perspektive ist. Vor einiger Zeit rollte ich von Besançon aus den direkten Weg über die nahezu leere, vermutlich weil gebührenbewehrte Autoroute und ließ das Federvieh und den dazu zu reichenden wunderbaren Burgunderwein zwischen meinen Papillen vortanzen, die mir zum wiederholten Mal in Bourguignon serviert werden würden.

Da kam auf france inter ein deutschchristlicher Demokrat zu Wort, der zu einem Wirtschaftspredigertreffen im nahen Lyon eingeladen gewesen war. Beim gemäßigten Dahinrollen hörte ich sodann einem das Himmelreich verkündigenden Herrn zu, der die weltumpannende Gemeinde nebst noch immer Ungläubigen auf noch mehr Verbrauch alles Erdenklichen einzuschwören versuchte, weil sonst die Apokalypse über die Erde komme. Nach einer Weile vordergründig schlüssig klingender Argumentation hatte sich das in Wein badende Poulet de Bresse endgültig aus meinem gemütlichen Oberstübchen verabschiedet und wurde ersetzt vom Bild eines hubschraubernden Walkürenritts, dessen Insassen bei aufgepflanztem Bajonett losgeflogen waren, um einen Herrscher zu liquidieren, der sich ein eigenes Terror-Reich im System des Terrors eingerichtet hatte. Davon, daß es immer, immer weiterginge, ja, es weitergehen müsse mit dem Wachstum, versuchte dieser Stellvertreter des goldenen Kalbes auf Erden mir in mein offenbar dauerhaft begriffsstutziges Hirn zu martern. Aber ich war nunmal glaubensresistent. Mir will seit anhaltend ergründelten Gedanken zum Thema partout nicht einleuchten, wie etwas ewig wachsen soll auf einem Gelände, das mittlerweile nahezu ausnahmslos aus Halden unsäglichen Mülls besteht. Selbst wenn diese Landschaftsgärtner noch weitere Megatonnen Wachstumschemie daraufkippen, kann eines Tages nur noch Plastik darauf sprießen. Jedenfalls noch solange, bis auch die dafür erforderlichen Quellen versiegt sind, die in Millionen Jahren gewachsen und in hundertfünfzig verbraucht wurden. Wenn das kein gesundes Wachstum ist.

Nein, ich habe nichts gegen Produktion und Handel. Letzterer hat zweifelsohne Fortschritt und Wohlstand erbracht. Auch ich habe mich und war daran beteiligt, wenn auch bedacht, in Maßen und in allerseltensten Fällen auf Pump. Das mag die Art und Weise meiner ewiggestrigen Sozialisation mit sich gebracht haben, und ich lehne mich einigermaßen zufrieden in meinem Ohrensessel zurück, wenn ich erleben darf, wie Jüngere langsam ebenfalls zu solchen Erkenntnissen gelangen. Denn was in den letzten sechzig, im besonderen allein in den vergangenen gut zwanzig Jahren über die Menschheit gekippt wurde im Namen der globalen Religion Wachstum, das kann nur zu einem Ende führen, das nur denen wurscht ist, mit welcher Art von Salami der Rest der Menschheit vergiftet wird, bei denen, die dort, wo andere ein Gehirn haben, ein glitzerndes Stück Edelmetall seinen Sitz hat, denen die Sintflut trotz eindeutiger Vorzeichen sonstwo vorbeigeht, weil es ihnen an einer Phantasie mangelt, die die «Wissenschaft» der Ökonomie nicht zu lehren scheint. Vielleicht liegt's an einer Forschungsarbeit, die kaum stattfindet, weil sie keinen raschen Mehrwert erbringt.

Ihnen werde ich die Mechanismen dieser Ignoranz kaum erklären müssen. Aber es gibt noch ein paar, die hier (klammheimlich) mitlesen. Die dürfen jetzt wieder den Kopf schütteln über diesen Weltfremdling mit seinen Ansichten, die aus der Zeit eines gewissen Methusalem stammen. Der aber wurde immerhin fast tausend Jahre alt.


behrens   (25.06.11, 03:43)   (link)  
Bin anscheinend eine von den „klammheimlichen“ Lesern. Obwohl das Thema Ihres Beitrags nicht das der Religion ist, sondern das des aus den Fugen geratenen Wirtschaftswachstums, lassen Sie es sich nicht nehmen, immer wieder genussvoll Ihre Antipathie gegen das Religiöse einfließen zu lassen. Und da komme ich jetzt doch ins Sinnieren, was wohl dazu geführt haben mag, dass alles, was auch nur den Hauch des Religiösen an sich trägt, für Sie offenbar die Wurzel alles Bösen darstellt. Liegt es vielleicht daran, dass Sie als Kind versehentlich vom Pastor ins Taufbecken fallen gelassen wurden? Oder liegt es daran, dass Sie zu den bedauerlichen Kindern gehörten, denen Kleriker eingebläut haben, dass auf Masturbation die Strafe des Fegefeuers steht? Oder gehörten sie etwa zu den noch bedauerlicheren Kindern, die dies tatsächlich auch geglaubt haben? Oder war alles noch viel schlimmer und Ihre Eltern waren Zeugen Jehovas, wodurch Ihnen jedes Weihnachtsmärchen, jedes Klassenfest und jeglicher vorehelicher Kontakt zum anderen Geschlecht verboten war?

Es muss etwas ganz Schlimmes gewesen sein – soviel steht fest. Eine so ausgeprägte selektive Wahrnehmung muss zweifelsohne ihren Grund haben.

Wenigstens findet der Buddhismus vor Ihren Augen Gnade. Allerdings so völlig ohne Mission lief es auch bei dem nicht ab, Buddha hatte zeitlebens auch Jünger um sich geschart und verbreitete seine Lehren und beließ es nicht dabei, seinen Glauben einfach nur still für sich allein zu leben. Und da wir schon mal dabei sind – der Islam beispielsweise hat aus ganz eigennützigen Gründen nicht missioniert. Die sogenannte Toleranz hatte auch den ganz pragmatischen Grund, dass durch Mission die Kopfsteuer für Nichtmuslime durch die Lappen gegangen wäre.

Aber im Ernst – natürlich hat Religion fürchterliche Erscheinungen mit sich gebracht. Kreuzzüge, Hexenverfolgung, Unterjochung, Kollaboration mit der weltlichen Macht, Verteufelung der Sexualität, Ausrottung anderer Religionen und Ausbeutung im Namen des Glaubens. Aber sind die nichtreligiösen Systeme soviel besser? Die beiden Weltkriege sind nicht durch Religion ausgelöst worden. Was in den sogenannten atheistischen Staaten wie Russland oder China passiert, ist auch nicht gerade ein Beispiel für Toleranz und friedliches Miteinander.

Wenn’s nur so einfach wäre und lediglich eine einzige Sache wäre verantwortlich für alles Unschöne dieser Welt. Aber ich fürchte, es ist doch etwas komplizierter und auch wenn man alle Kirchen abfackeln würde, alle Kleriker in Umerziehungslager steckt und die Bibel auf die Liste der jugendgefährdenden Schriften setzt – es gäbe immer noch genug, womit sich Menschen das Leben schwer machen würden. Und die Sache mit dem Wirtschaftswachstum – jetzt sind wir wieder beim Thema – würde auch ohne deutschchristliche Politiker voll und ganz aus dem Ruder geraten.


jean stubenzweig   (25.06.11, 13:01)   (link)  
Der eine lacht über Witze,
klopft sich vielleicht gar auf die Schenkel und applaudiert heftig bis rasend über eine Ironie oder Satire, über die der andere nicht einmal ein Stirnrunzeln zustande bringt, weil ihm die Waschsalon-Comedy zu vereinfachend und häufig zu krachledern daherkommt. Unsere Meinungen gehen also auch über den Bereich der Religionen hinaus weiter auseinander, als ich nach Lektüre bei Ihnen ursprünglich annahm. Nein, an Sie als «klammheimliche» Leserin dachte ich dabei nicht. Mir schwebten da eher recht konsumfreudige Menschen vor, denen ich gerne hin und wieder Denkanstöße gebe, weil ich zu wissen meine, daß denen solche Winke mit dem Zaunpfahl zur fortschreitenden Einsicht verhelfen könnten. Ich kann obendrein keinen Zusammenhang erkennen, da eindeutig von Wirtschaft die Rede ist, die, wenn auch in sarkastischer Anspielung, längst landläufig ebenfalls den Religionen im allgemeinen zugeordnet wird. Nicht jeder fühlt sich bei solchen Reizwörtern persönlich angesprochen.

Und nochmals nein: Ich bin, darauf habe ich in meiner hiesigen Kladde mehrfach hingewiesen, auch Ihnen gegenüber, hier und als Querverweis innerhalb der Debatte bei Ihnen vermutlich nicht angekommen, ohne jede Religion aufgewachsen. Gerne wiederhole ich's in einfacherer Form: Mein Vater war der Ansicht, ein Mensch solle das später, wenn das Denken über die Phase des Keimens hinaus zu einem kräftigen Stamm gewachsen ist, für sich selbst entscheiden. Meine Mutter war einsichtig genug, und das als Mensch, der sich später in die Obhut von Menschen begeben sollte, deren Art, Glauben zu praktizieren, in mir, bei dem sich zwar bereits die Milde des vom Alter her leicht Fortgeschrittenen abzeichnete, sich dennoch nicht die Gelassenheit einstellen sollte, die meine Skepsis hätte verringern können.

Ich entstamme väterlicherseits einem familiaren Umfeld tiefgläubiger, im Orthodoxen verwurzelter Menschen aus dem Nordosten, direkt hinter der Grenze Europas, die Ende der dreißiger Jahre in Richtung Levante ausgewandert und teilweise weitergezogen sind in die USA. Ein bißchen was quasi historisch Nomadisches scheint man mir sozusagen in die Wiege gelegt zu haben. Diese Familie hat mich unter anderem dazu bewogen, mich einige Zeit intensiv nicht nur mit der ihr eigenen Religion auseinanderzusetzen, sondern auch mit der anderer. Ich meine also behaupten zu dürfen, so ausreichend informiert zu sein, daß es der Richtigstellung eines dahingeworfenen flapsigen Sätzchens zum Buddhismus nicht bedarf. Ich komme ja auch nicht auf die Idee, Sie dahingehend korrigieren zu wollen, daß zwar keine zwei Weltkriege durch Religion ausgelöst, aber in deren Namen grauenvolle Schlachten geschlagen und Massaker vollzogen worden sind. Als irritierend empfinde ich es auch, im Zusammenhang mit mir von Systemen, von «sogenannten atheistischen Staaten wie Russland oder China» zu schreiben. Ich wüßte nicht, dazu Anlaß gegeben zu haben. Ich nehme mir schließlich auch nicht heraus, mich Deutschland gegenüber als von einem religiösen Staat oder gar System zu äußern. Es wäre ohne weiteres möglich, das an den Haaren herbeizuziehen, obwohl ich fest daran glauben könnte angesichts und angehörs des alltäglichen Angebots, sei es in den kleinen oder in den großen Medien, hier oder in öffentlich-rechtlicher Beschallung. Aber Religion ist schließlich eine rein private Angelegenheit, wenn es bei mir manchmal auch anders ankommt.

Sei's drum, Sie tragen Ihr Kreuz, verteidigen vehement Ihre Anschaung der Welt, unterteilen sie der Sache gemäß in Gutes und Böses. Das sei Ihnen unbenommen. Ich sehe sie allerdings anders, jedenfalls nicht so dualistisch. Und ich werde das auch weiterhin aus meiner Perspektive darstellen und nicht damit aufhören, meine Witzchen darüber zu machen, schon alleine deshalb, um mir meine Crux etwas zu erleichtern. Gründe genug für Ärger und mein Urteil habe ich. Und es werden nicht weniger.


vert   (27.06.11, 16:38)   (link)  
wenn man sich mal von der vorstellung löst, dass religion nur weltreligion bedeutet und eben auch die kleinen und größeren sekten mit all ihren endzeit- und heilsversprechen mit in die überlegung mit einbezieht, relativiert sich religionsvorstellung als oligopoles makrosystem. aus der abstraktion destilliert sich ein immer wieder kehrendes muster, das völlig problemlos auch auf die wirtschaftsreligiösen und tiefgläubigen des nicht endenwollenden wachstums übertragbar ist.
wie sie darauf kommen, generelle abneigung gegen religiöse erweckung mit individualpsychologisierenden anekdötchen zusammenzuinterpretieren, erschließt sich mir nicht.
der biblische bezug auf das goldene kalb dürfte doch gerade christlich sozialisierten menschen in diesem zusammenhang verständlich sein und ist ausdruck einer sozialen praxis, die eben ohne glauben aber nicht ohne wissen und historizität auskommt.

das eschatologische moment des kaiser-/führerkults und ganz besonders der ns-bewegung ist doch wohl nur schwer zu übersehen, oder? ganz abgesehen davon, dass die wehrmacht in beide weltkriege mit christlich gesegneten waffen und einem deutlichen wahlspruch zog.


jagothello   (25.06.11, 14:00)   (link)  
Es schienen so golden die Sterne
Das berufliche Auswärtssein grenzt ab, erhebt, verleiht Bedeutung. Daher spricht und schreibt man so gern darüber. Ein Distinktionsmerkmal wie andere Statussymbole auch.
Und auch sonst stiftet das Reisen Sinn. Die Menschen spüren, dass unter all dem busy,- Kommerz- und Phoneterror ihre Empfindungsfähigkeiten verschütt zu gehen drohen. Die millionenfachen Reisen in die globalisierten Kulturlandschaften verstehe ich als archaische Versuche, den Ballast abzuwerfen. Atmen können am kretischen Olivenbaum; 1000 Jahre alt, aufgeladen mit mythischer Energie. Oder eben am Meer; reine, Homersche Ursprünglichkeit.
Die Reise, nein, das Reisen ist aber auch ein deutsch- romantisches Motiv, zutiefst verwurzelt in uns Nordlandbewohnern, denn es gibt ein kulturell verbürgtes Heilversprechen: Weg von hier, weg von mir, hin zum Sehnsuchtsort. Nirgends, nie und nimmer schöner als bei Eichendorff:

Sehnsucht
Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte,
Da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!
(...)

Auch Eichendorff hätte sich, das sei mal zugegeben, an hektarweiten Rastanlagen mit Chemieklo gestört; ihm schwebten da eher Brot- und Felsquellwasser-Pausen an steilen Bergesschluchten vor...


jean stubenzweig   (25.06.11, 21:43)   (link)  
Eine neuerliche Wiedergeburt,
spiele ich mit Ihren Gedanken jetzt mal ein bißchen, für die einen, diejenigen mit dem Tatendrang nach Erneuerung antiken Glanzes, auf der Suche nach den Wurzeln des authentischen euroglobalen Kapitalismus, in einer Art New Renaissance, mit der neue Werte geschaffen werden, ob sie nun echt sind und was taugen oder nicht, Hauptsache es macht was her und zeigt das rotierende Glück an: Architainment für die Fun-Gesellschaft. Sozusagen Bingo.

Auf der anderen Seite die jetztzeitigen Romantiker in ihrer Sehnsucht nach dem Mittelalter, aber ohne die mitten durch diese Gesellschaftslandschaft fließende Scheiße. Aber vergessen Sie mir die anderen Romantiker nicht. Jean Paul – ich verzeihe ihm wegen seiner extraordinairen Schriftstellereien, daß er aus Liebe zu Rousseau den Namen Jean angenommen hat, selbst wenn ihn das arg grüngesichtig macht, aber er war eben ein Romantiker und kein Aufklärer – Jean Paul also möchte ich da nennen, der sich auch allzu gerne auf Reisen befand, nicht nur von Dame zu Dame, dem Schöpfer des badereisenden Dr. Katzenberger, dem Sammler «veritabler ausgestopfter Mißgeburten». Dieser Franke ist es auch, der uns in seiner Vorschule der Ästhetik (1813, hier nach Miller 1959) gemahnt: Nicht einmal in Griechenland könnte das alte auferstehen. [...] Die griechischen Götter sind uns nur flache Bilder und leere Kleider unserer Empfindungen, nicht lebendige Wesen. Auch zu den Nordlandbewohnern hat er sich darin geäußert:

Sonderlich heiter ist das nordische Leben so wenig als der Himmel darüber; mitten in unsern hellesten Winter-Mittagen werden lange Abendschatten geworfen, moralisch und physisch; und daß die Sonne als Phöbus ein Land nicht licht-, holz-, dach,- kost- und pelzfrei hält, das spüren die Phöbus-Söhne am ersten. In den schönen Ländern fliegen die Schiffe singend am Ufer hin, wo ein Hafen am andern ist.

Jean-Antoine Watteau: Einschiffung nach Kythera , 1718
Schloss Charlottenburg, Berlin
Photographie Rainer Zenz


Denn die Geschichte zeigt, daß die Menschheit sich nicht ändern wird. Gib ihr ein Spielzeug in die Hand, und flugs wird sie alles vergessen, was sie tatsächlich klein oder unten hält. Und daß der Einzelne winzig und unbedeutend ist, wie die Romantik das beispielsweise gelehrt hat, und der eine oder die andere das tatsächlich auch in Vernunft leben, das gehört nicht zum Bildungsideal der vielen Einzigartigen. Die herangezüchtete Solipsistenmaschine baut sich auf in Form von Geschwafel, das ihnen tagtäglich achtundvierzig Stunden lang unentwegt, bis in die Träume hinein, aus allen medialen Geschützrohren in die Gehirne gespritzt wird. [...] Diese Individualisten, auch nicht diese ganzen sogenannten hochbezahlten Fachkräfte, merken dabei nicht einmal, wie sie gleich Marionetten an ihrer eigenen Nase herumgeführt werden.

Der Mensch im nordländisch romantischen Format:

Caspar David Friedrich: Der Mönch am Meer, 1809
Alte Nationalgalerie, Berlin
Photographie: Sitacuisses


Den Eichendorff, meine Verbeugung, den haben Sie da oben wirklich hervorragend plaziert.


jagothello   (26.06.11, 19:48)   (link)  
Todestrieb?!
Ich denke, der Reisende wird sich der wahrhaften Motive jenseits des vordergründigen Willens, zu entspannen, abzuschalten usw. gar nicht immer so genau bewusst. Über die Ursachen seiner Sehnsuchtsklage bleibt ja auch Eichendorff höchstselbst im Unklaren. "Ach, wer da mitreisen könnte." Ja, aber warum? Vielleicht ist es in erster Linie die Suche nach Stimmung, denn Pauschaltourist, Toskana-Gourmet, Globetrotter oder Mönch laufen allesamt Risiko, den Abgründen nahe zu kommen und zwar gerade auch am hoffnungsvollen Orte, wie man sieht.
Friedrich scheint mir Stimmungen einzufangen, deren Urgründen der Reisende sich nähern mag, die aber dennoch in den unerreichbaren 7/8 der Freudschen Es-Schluchten verborgen bleiben. Alfred Adler weiß wie immer genaueres. Lob jedenfalls zurück: Die Kunst, die hilft uns beim Verstehen. Vielleicht macht das ihren eigentlichen Sinn & Charakter aus?


jean stubenzweig   (27.06.11, 18:48)   (link)  
Verstehen erweckt sie,
auch behilflich sein kann sie dabei, solange man sie nicht so neo- oder gebrauchsesoterisch oder utilitaristisch spirituell betrachtet bzw. nutzt, wie das mittlerweile weitgehend gang und gäbe ist. Mir schwebt dabei vor allem das Bild von der wundersamen Verwandlung der Tapeten in Aktien vor, und nicht wenige Menschen habe ich kennengelernt, die am Anfang ihrer mehr oder minder gelungenen «Karriere» als Künstler der Meinung waren, sich mit der Vergangenheit ihrer noch zu schaffenden Werke auseinanderzusetzen, das halte nur vom unaufhaltsamen Aufstieg zumindest aufs Trittbrett des Sockels goldenes Kalb ab. Sie haben ihre Zeit sinnvoller genutzt, etwa gleich zu Beginn des akademischen Studiums die Belegung mehrerer Vorträge verschiedener Dozenten zum Thema Das Verhalten am Kunstmarkt. Die Kunst und deren Geschichte, aus der Verstehen zu «gewinnen» wäre, hat sie nicht sonderlich interessiert.

Kunst bilde nicht die Wirklichkeit ab, sie mache sichtbar, lehrte uns bereits Paul Klee. Doch es bleibt uns immer noch genug. Bernhard Waldenfels paraphrasierte Klee einmal innerhalb Gottfried Boehms gebundener Fragestellung Was ist ein Bild? in einem Aufsatz mit dem Titel Ordnungen des Sichtbaren: «Rätselhaft ist nicht erst das Unsichtbare, sondern schon das Sichtbare.» Gerade Friedrich als der Deutschen Lieblingssehnsuchtsmaler hat daran entscheidenden Anteil.


jagothello   (27.06.11, 21:04)   (link)  
Sie: Die Mathematik
Verstehen erweckt sie, ja, in der Tat. Wie sich echtes Verstehen aber vollzieht- das ist so etwas wie ein Lebensthema geworden für mich.
Als kleines Mädchen lebte Sonja Kowalewskaja in einem dürftigen Kleinkindzimmer, welches ihr Vater mangels Geld mit Vorlesungsmitschriften zur Differentialrechnung tapezierte. Klein Sonja konnte gerade mal ein wenig addieren, sinnierte aber, so will es die Legende, jahrelang über die kryptische Symbolsprache, bis sich irgendwann... Verständnis einstellte. Wahrscheinlich das tiefste und wahrhafteste, das es nur geben kann. Sonja brachte es später zu Weltruhm als Mathematikerin- übrigens die erste Frau im Olymp. Auch diese schöne Kunst bleibt ohne das konstruierende Gehirn also blutleer und tot.


jean stubenzweig   (28.06.11, 14:42)   (link)  
Ein lebhaftes, ein sehr schönes
Bild ist das von Klein-Sonja und dem wohl unerläßlichen und funktionierenden Gehirn. Aber warum fällt mir jetzt ausgerechnet wieder Tucholsky mit seinem Neuschnee ein?
«In Polen lebte einmal ein armer Jude, der hatte kein Geld, zu studieren, aber die Mathematik brannte ihm im Gehirn. Er las, was er bekommen konnte, die paar spärlichen Bücher, und er studierte und dachte, dachte für sich weiter. Und erfand eines Tages etwas, er entdeckte es, ein ganz neues System, und er fühlte: ich habe etwas gefunden. Und als er seine kleine Stadt verließ und in die Welt hinauskam, da sah er neue Bücher, und das, was er für sich entdeckt hatte, das gab es bereits: es war die Differentialrechnung. Und da starb er. Die Leute sagen: an der Schwindsucht. Aber er ist nicht an der Schwindsucht gestorben.»



jagothello   (29.06.11, 00:40)   (link)  
Wo ist denn hier...
... der "gefällt mir"- Link? Suche schon die ganze Zeit!


jean stubenzweig   (29.06.11, 18:02)   (link)  
Mir scheint, Sie wähnen
sich hier in einer geselligen, auch sozial genannten volldigitalen Monologplattform. Dabei handelt es sich bei den hiesigen Seiten um ein altbackenes Poesiealbum, das lediglich technisch ein bißchen modernisierter daherkommt: 1 und 0 (oder so ähnlich). Darunter fällt auch die Sprache. So sagt man beispielsweise nicht mehr Bindestrich, das verstehen nur noch Ewiggestrige oder Oberlehrer, mittlerweile heißt das minus, wie beim Rechenschieber. Aber die Menschen sprechen schließlich auch nicht mehr miteinander oder tauschen sich aus – sie kommunizieren etwas, meistens ziemlich authentisch. Machen Sie also einfach, so wurde ich kürzlich heftig belehrt, einen Dot. Immerhin laufen Sie bei dieser schlichteren Vorgehensweise nicht Gefahr, vermerchandeisingt zu werden.


kopfschuetteln   (16.07.11, 12:52)   (link)  
hallo herr stubenzweig, ich glaube, das könnte ihnen gefallen.


jean stubenzweig   (18.07.11, 09:27)   (link)  
Meiner Vorleserin Dank.
Ja, das hat mir gefallen.


schmollsenior   (19.07.11, 16:23)   (link)  
Das nächste Land
«Das Ehepaar aus Stuttgart im Schnellrestaurant. Die Gespräche drehen sich, wie immer unter Touristen, ums Geld: Billigflüge, billige Hotels und Restaurants, Spartips für Billigreisen in Billigländer etc. Der Tourismus ist eine Form des Fernhandels, der, wie zu Zeiten Marco Polos, das Preisgefälle zwischen verschiedenen Weltgegenden ausnutzt. Die Kenntnis von Land und Leuten ist dabei nur ein unbeabsichtigter (aber nützlicher) Nebeneffekt.

Die randalierenden US-Marines in der Rumfabrik. Riesenbabys mit kahlgeschorenen Schädeln. Schon nach dem zweiten Rumcocktail sind sie stockbetrunken und werden von Militärpolizisten in Gewahrsam genommen. Fließbandarbeit als Touristenattraktion. Der Abfall der Rumproduktion, die Melasse, wird zur Herstellung von Soft Drinks (Limonade) verwandt.

Ich bewege mich auf ausgetretenen Pfaden. All das habe ich schon früher gesehen, gedacht, empfunden. Die Redundanz der Wahrnehmung entspringt der Repetition der Bilder: ‹Alles schon dagewesen› (Rabbi Ben Akiba in Gutzkows Uriel Acosta).

Das Reisen (ebenso wie das Essen, Trinken, Lesen, Lieben) beruht auf der Illusion, daß das nächste Land, das nächste Beefsteak, der nächste Drink, der nächste Roman oder die nächste Frau anders sein wird als alle vorangegangenen; die lebenslange Suche nach dem ultimativen Fick, dem ultimativen Steak, das alle bisherigen übertrifft: gerade richtig, blutig, aber nicht zu sehr. Dabei vergessen wir, daß die Wahrheit des Puddings im Essen liegt, genauer gesagt: daß der Pudding immer schon aufgegessen ist. Die Zukunft ist die Vergangenheit, die sich als Gegenwart kostümiert: das eine Mal als Tragödie, das nächste Mal als Farce. Es kann nur schlimmer kommen als gehabt: mehr ist nicht drin.»
Aus: Hans Christoph Buch: Der Herbst des großen Kommunikators, Suhrkamp Verlag, 1986

Zwischen Hans Christoph Buch und Hans Pfitzinger selig bestand zu dessen Lebzeiten ein Austausch. Bevor Pfitzinger sein (inzwischen leider geschlossenes) taz-Blog begründete, war er als Mitstreiter fast von der ersten Stunde an des Laubacher Feuilleton mit dabei, in der Folge auch bei der Anfang 2008 geschlossenen Seite schmoll et copains. Darin waren Buchs Zeilen unter dem obigen Titel bereits einmal (nach)veröffentlicht.

«Alles schon dagewesen» läßt Karl Gutzkow in Uriel Acosta (1846) den Rabbi Ben Akiba sagen. Darauf verweist Hans Christoph Buch in seinem Roman und fügt an:
«Die Redundanz der Wahrnehmung entspringt der Repetition der Bilder. [...] Das Reisen (ebenso wie das Essen, Trinken, Lesen, Lieben) beruht auf der Illusion, daß das nächste Land, das nächste Beefsteak, der nächste Drink, der nächste Roman oder die nächste Frau anders sein wird als alle vorangegangenen; die lebenslange Suche nach dem ultimativen Fick, dem ultimativen Steak, das alle bisherigen übertrifft: gerade richtig, blutig, aber nicht zu sehr. Dabei vergessen wir, daß die Wahrheit des Puddings im Essen liegt, genauer gesagt: daß der Pudding immer schon aufgegessen ist. Die Zukunft ist die Vergangenheit, die sich als Gegenwart kostümiert: das eine Mal als Tragödie, das nächste Mal als Farce. Es kann nur schlimmer kommen als gehabt: mehr ist nicht drin.»



jean stubenzweig   (19.07.11, 22:34)   (link)  
In Gondeln gondeln ...
Canale Grande
Venezia, 14 febbraio

My Darling!
Gestern noch in Verona, und heute sind wir schon in der lagunenumrauschten Königin der Meere! Welch ungeheure Eindrücke ziehen hier doch in raschem Wechsel an uns vorüber! Hier spricht ja jeder Stein zu dem Gebildeten, und man kommt aus der künstlerischen Erregung ja eigentlich nie heraus.

In Verona hat mich am meisten das Grab von Romeo und Julia interessiert. Zu denken, daß man hier an der Ruhestätte dieser beiden Unglücklichen steht, deren Schicksal uns so sehr gerührt hat, und daß vielleicht ganz in der Nähe jener Palazzo ist, auf dessen Balkon das liebeglühende Mädchen sprach: It was the nightingale and not the lark!!

Gott, wie man hier diese Poesie erst so recht versteht! Eigentlich müßte man mit Moissi hiersein.

[...] So bevölkert unsere Phantasie auch die toten Gebäude mit den Gestalten der Dichtung.

Von Verona sind wir im direttissimo hierhergefahren.

Meyer hat es uns zwar zur Pflicht gemacht, daß wir in Vicenza aussteigen, um die dortige Architektur zu sehen, aber Fritz sagte, wir hätten genug zu tun, wenn wir die eigentlichen Clous kennenlernen wollten.

Und Kunstgelehrte haben doch alle einen Vogel. Findest Du nicht auch?

In Venezia sind wir am Bahnhofe sogleich in eine Gondola gestiegen und nach dem Hotel gefahren.

Gott, wie mir da zumute war! So romantisch!

Ich mußte immer an ein Lied denken, das man früher so oft hörte, mit dem Refrain: «So singt der Gondoliere» oder so ähnlich. Aber eigentlich war es eine Enttäuschung, die Gondel nämlich und der Gondoliere. Ich dachte mir die Leute viel pittoresker, als schlanke Jünglinge mit silberbestickten violetten Eskarpins usw. So sahen sie nun nicht aus.

Ach, Darling, unsere Phantasie spiegelt uns doch so manches viel malerischer vor!

Für heute Schluß! Wir sollen noch eine Serenata auf dem Canale Grande hören.

Addio carissima mia! Tanti saluti! Tausend Grüße und Küsse!

Deine Mathilde.
•••

15. Februar

Oller Bouillonkopp!
[...] Die Reise war bis jetzt so lila. In Verona bekiekten wir eine olle Ruine, die früher mal ein Zirkus oder Theater war. Ich sagte, Theaterruinen haben wir nu in Berlin genug, wo jede Saison 'n paar verkrachen, aber da kriegte ich's nicht schlecht ab. Bildung — Junge!

Hierzulande sin die ollen Klamotten Heiligtümer, und meine Mathilde siet fortwährend den Geist der Geschichte herumschweben.

Ich sage bloß, 'ne ordentliche Portlandzementfabrik her, un rin mit die Ruinen. Dafor können se uns noch dienen, die ollen Ruinen.

Aber sag das mal zu diese Jüngerinnen Baedeckers, und dann ein Blick, vastehste, der durch West und Hemd geht.

Am Grabe Romeos bemühte sich die Gattin, eine Träne rinnen zu lassen, un natürlich hat sie's auch fertiggebracht. Dabei soll der Kerl schon über hundert Jahre tot sein! Haste Worte?

Nu sind wir also glücklich hier in der Stadt, wo man in Gondeln gondelt. Du sollst mal sehen, wie verzückt die Damenwelt ins Wasser kiekt, bloß weil's Lagune heißt. Es spiegelt sich aber nischt darin, dazu ist es viel zu dreckig.

Am Markusplatz erzählte uns der Fremdenführer, daß vor ein paar Jahren der Turm eingestürzt ist. Na, was ich sage! Die Trümmer haben sie wieder zusammengekleistert, statt mal ordentlich mit Eisenbeton ranzugehen.

Allens wegen die Fremden un damit Baedecker recht hat.

Sie leben hierzulande von der Vergangenheit und Jeschichte, damit sie nischt zu arbeiten brauchen. Das is die Jeschichte.

Eine Gesellschaft sage ich Dir! Schieba!

An der Grenze haben sie mir meine Kiste Bremer Zigarren gemaust oder konfisziert, wie man hier sagt. Und nu soll einer die Stinkadores italianos rauchen! Nee. Schön is anders.

Nu lebe wohl! Ihr sitzt wohl bei Stahlmann und spielt den deutschen Dreimännerskat? Der vierte Mann schwimmt in Wonne und Renässanxe und freut sich, wenn er wieder mal 'n ordentlichen Grand mit vieren aus der Hand kriegt.

Grüße Schmidtke und Krüger und sage ihnen, ich kann's nicht erwarten, daß ich wieder mal unter vernünftigen Menschen bin.

Was soll mir der Molo? Ich spiel lieber 'n Solo! Au!

Euer Fritze Käsebier

Ludwig Thoma, aus: Warum in die Ferne? Das Lesebuch zum Daheimbleiben, eingerichtet von Hans Christian Kosler, insel tb 1332, Frankfurt am Main und Leipzig 1991, S. 161ff.















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