Fremd ist der Fremde auch auf dem Dorfe

Man mag's als Fortsetzung nehmen oder als Neuausleuchtung im sanften Schein der Energiesparlampen. Ois Gusto.

Die Hinterhof-Party ging 1976 eigentlich erst richtig los. Op'n Dörp kam sie wohl nie an. Das meine ich aber erst, seit ich dasselbst sitze und auch dort Erfahrungen sammle. Ich kannte bis dahin nur die Großstadt. Mein ländlicheres Leben in der oberbayerischen Marktgemeinde, vielleicht an Beethovens Pastorale angelehnt, «hier habe ich die Szene am Bach geschrieben, und die Goldammern da oben, die Wachteln, Nachtigallen und Kuckucke ringsum haben mitkomponiert», das war eher ein Intermezzo meiner heiteren Apassionata, diesem nach der völkischen Enzyclopaediae Wikipedia «formensprengenden ‹Ausdruck radikaler Subjektivität›» des Meisters, die sich in wörtlich reduzierter Form, wie ich gerade entdecke, seitenweise als mehr oder minder reizvolles Unternehmen von Unterhosen erweist, aus der ich per Anhalter zu fliehen gezwungen ward, da das Städtchen einen sogenannten g'spinnerten Kopfgesteuerten wie mich nicht ernähren wollte. Die Besuche bei einheimischer Dorfbevölkerung kamen nur zustande, weil ich immer zurückhaltend war und man deshalb auf mich zukam. Ich habe es mir früh zum Prinzip gemacht, was ich vermutlich im Elternhaus gelernt habe, zu tun, wie es bei Franzosen, Katzen, Kindern bestens funktioniert: Immer einladend wirken, besser einladend sein, aber nie die Offensive ergreifen. Dann kommen sie von alleine auf einen zu, selbst dann, wenn ihnen das geradezu gefährlich fremd erscheint. Die Neugierde siegt, und ich werde eingereiht. Deshalb erfuhr ich auch früher schon temporär ein wenig von den Geheimnissen des Dorflebens.

Nun, weit drinnen im 21. Jahrhundert, weiß ich, daß sich auch auf dem Dorf grundsätzlich daran nichts geändert hat, jedenfalls nicht viel. Fremd bleibt fremd, auch wenn längst Stadtflüchtlinge Einzug gehalten haben und nach ihrer Vorstellung die Idylle wieder herzustellen versuchen, was daran scheitern mag, daß sie meinen, alles organisieren zu müssen, wie sie's städtisch infrastrukturell kennen. Sich einfach in die Dorfmitte setzen und abzuwarten, was da denn kommen mag, sei's der Bus, die Post oder die Zukunft, das liegt ihnen nicht.


Die urbane Manageritis hat auch das Landleben in den Griff bekommen. Andererseits könnte es sich auch auf althergebrachte Weise günstiger verhalten, würde man Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Integrationshilfe, althergebrachte Mittel zur Sozialisiation. Aber am liebsten bleiben auch die Alteingesessenen nach wie vor unter sich. Auch wenn man via Fernsehen und Internet längst weiß, wie es in der Welt zugeht. Und da es nicht nur hier im Ort kein Wirtshaus mehr gibt, weil sie lieber in die Ferne sehen als in sie zu schweifen, bleiben sie vorm Fernseher sitzen oder spielen virtuell, auch mit der Liebe (dieses Buch hat mir Frau Braggelmann auf den Steh-, nicht Stammtisch, gelegt, offensichtlich bin ich endgültig in die Jahre gekommen), anstatt Skat zu kloppen bei 'ner lütten Lage und dem Dorftratsch, der meines Erachtens spannender sein kann als jeder scheinbare Tatort, selbst der aus Münster, in dem auch nichts aufregenderes aufflattert als ein paar gesprochene Pointen.

Daß hier selten Fremde hereinkommen, das mag hier auch daran liegen, daß es für Reisende ohne Ortskenntnis keine Durchfahrtsstraße gibt. Wer kein Herauskommen sieht, der fährt trotz Navigationskrücke lieber gleich gar nicht hinein. Die Ausflügler von Hamburg oder Lübeck, manchmal auch von Kiel aus bleiben lieber auf der Hauptrennstrecke, für die Motorradler schwingt sie sich obendrein so flott durch die reizvoll kurvige und hügelige Landschaft, und bleibe sie dadurch noch so unbekannt. Aber auch ohne diese quasi ausgesperrten Fremden oder vielleicht gerade deshalb bleibe ich ein Fremder, auch nach bald zehn Jahren und Spenden an den Kulturverein, dessen Veranstaltungen wie Flohmärkte, Osterfeuer und Dans op de Deel beim letzten verbliebenen richtigen Bauern mit allem, also so einer, wie ich Idyllist ihn mir vorstelle, mit Hühnern und Haussau, ansonsten gibt nur noch eine Schweinemast, ich brav und durchaus auch gerne besuche. Vielleicht sind meine Integrationbemühungen nicht ausreichend, bin ich zu zurückhaltend. Daß die Ente nach wie vor hamburgisch kraftfahrzeuggekennzeichnet ist, mag mit ein Grund sein, auch daß ich ansonsten in Ortsmitte kaum zu sehen bin, obwohl ich seit einiger Zeit nicht ständig gen Süden verschwinde, weil ich körperlich daran gehindert werde, aber weshalb auch, steht mir doch ein Gelände zur Verfügung, das seinesgleichen sucht. Doch möglicherweise hat das einen zu herrschaftlichen Anschein, hält man mich für einen golfenden Dauergast, zumal immer wieder so weit auswärtig gekennzeichnete Automobile auf den abseitig gelegenen Hof einfahren. Es mag jedoch auch daran gelegen sein, daß die Kunde vom erheblich größeren Nachbardorf, in dem ich vor zehn Jahren einen ersten holsteinischen Seßhaftigkeitsversuch startete, herüberdrang, nach der ich das Häuschen als französisches Exterritorium deklariert hatte, weil mir so kalt nicht nur ums Herz geworden war.


Aber auch die über Madame Lucette hinaus weiteren beiden, im Ort angesiedelten Französinnen leben still vor sich hin in ihren niedlichen kleinen Häuschen. Wir sind Fremde, auch wenn man sich offen gibt. Heiratsgesuche seitens der Einheimischen sind keine avisiert. Wären wir Kinder, wäre ich vermutlich längst Bestandteil der Gemeinde. Aber so sehe ich mich ständig in dem Bild, in dem nicht nur die Weiber des dritten Jahrtausends nach der neueren Zeitrechnung lauthals ausrufen: Holt die Wäsche rein, die Zigeuner kommen. Dabei sehe ich aus wie einer, der in anglischen, die Angeln und die Sachsen, wir wissen es, stammen ja hier aus der nördlicheren Gegend, also quasi regionalen Bekanntschaftanzeigen als Caucasian ausgewiesen wird. Daß väterlicherseits tatsächlich weit östliches, hinter europäischen Grenzen gewachsenes Blut in mir pulst, sieht man mir nicht an, nicht mehr, als ob ich etwas gegen die Schönheit getan hätte, als Kind haben sie mich in etwa als Japs bezeichnet, heute würde man sagen diskriminiert. Und blaue Augen habe ich obendrein. Doch vermutlich bin ich nicht blauäugig genug.

Proud to be ...
 
Mi, 29.08.2012 |  link | (3913) | 22 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Land.Leben


enzoo   (29.08.12, 17:35)   (link)  
als wir
also meine liebe frau und ich, vor kurzem durch die kooge schaukelten, die strassen da gemahnen des öfteren an die ungarischen mit ihren hochschaubahndellen und -beulen, hatten wir unsere navigationskrücke, wie sie unsere sabine, die von uns so ob der ausgesuchten sprecherin und nach ihr benannten sprachdatei gekost wird, nennen, nicht nur dabei, sondern auch eingeschaltet. das hat nicht nur nachteile, schon gar nicht den, dass man die "manuelle" navigation per hirn und mit unterstützung einer karte verlernte, so man sie denn jemals gelernt hat, und wenn man seinen denkapparat mit dem einschalten der navigationshilfe nicht gleichzeitig ausschaltet, nicht zu unterschätzende. nicht nur, dass einen diese elektronische schlaumeierin völlig stressfrei aus den stadtzentren der grossen metropolen hinaushilft - hinein findet man mit hilfe der "center" "centre" und "centro" schilder ja leicht - und zwar dorthin, wo man glaubt unbedingt hinzumüssen, und sei es nur nach hause, nein, sie führt einen, wenn man sie denn lässt und auch dementsprechend einstellt, an orte, an die man nie gekommen wäre, nicht nur, weil man deren existenz nicht wüsste, sondern auch, weil man ohne sie mit 80 kmh oder mehr in zwei kilometer entfernung auf der schnellstrasse vorbeidüste. ich weiss nicht, wie andere geräte sich verhalten, unseres jedenfalls kann man bei der streckenwahl einstellen auf "billig", "schnell" oder "kurz". wählt man die dritte option, dann führt einen das ding über kleinste nebenstrassen und landwirtschaftliche güterwege durch mitunter wunderbare gegenden, die einerseits zum langsam fahren zwingen, andererseits immer wieder zum stehenbleiben und geniessen ermuntern. wir folgen diesen ermunterungen gerne und oft, graben aus den tiefen des kofferraumes dann manchmal den picnic-korb, manchmal decke und buch und lassen es uns gut gehen, in aller ruhe. auch diesmal breiteten wir an solcher stelle in einem der zahlreichen kooge eine decke aus und schauten, ein glas in der hand, staunend auf die szenerie vor uns: ein paar hundert meter entfernt der deich, dahinter vermutlich das wattenmeer oder ein anderer koog, und dazwischen ein gar nicht so kleiner see, in dem sich die wollknäuelwolken und der yves-klein-blaue himmel spiegelten und auf dem tausende, vielleicht millionen von vögeln schwammen, tauchten, kreischten, zwitscherten, aufflogen, landeten, ihr gefieder putzten oder einfach so wie wir in die landschaft schauten. wir sassen eine ganze weile da und machten uns gegenseitig auf die dinge aufmerksam, die einem jeden von uns besonders auffielen. von irgendwo näherte sich das geräusch eines traktors, dann fuhr er an unserem lagerplatz vorbei, so ein riesending, wie es die industrielandwirtschaft da oben eben erfordert, und entfernte sich wieder. nur kurz darauf wurde das traktorengeräusch wieder lauter, diesmal kam das zuggerät im rückwärtsgang auf uns zu. der bauer stellte die maschine ab, stieg ab und trabte langsam zu uns. Wir grüssten einander und er blieb eine weile neben unserer decke stehen. mit einem blick auf unser auto (mit wiener kennzeichen, wir hatten unsere eigene karre per autoreisezug nach hamburg mitgebracht) meinte er, und er meinte es vermutlich nicht so böse, wie man hätte meinen können, dass er es meinte: "was machen sie hier eigentlich?", was ich in erinnerung an meine bäuerlichen wurzeln mit einem kurzen "schauen. schön da." beantwortete. da wurde er beredter: er frage sich seit einiger zeit, warum denn jetzt autos hier durchführen, fremde, nicht nur aus deutschland, auch aus dem ausland, wo er doch früher alleine, oder fast alleine gewesen sei immer, im koog, bei der arbeit. da erklärte ich ihm das mit den navigationsgeräten, mit dieser "kurz" einstellung, die erbarmungslos jede abkürzung fände, so auch durch "seinen" koog. "dagegen kann man nichts machen" fügte er sich in sein schicksal, verabschiedete sich und rumpelte mit seinem traktor davon.


jean stubenzweig   (29.08.12, 20:23)   (link)  
Recht geschieht mir,
mir wenig technikaffinem Menschen. Es mußte geschehen, daß ein Techofix wie Sie mich Mores lehrt, der mich liederlichen Burschen Mores weist. Aber wenn immer solche sanftwogenden, dennoch glasklar beinharte Zurechtweisungen dabei herausschauen, will ich meine Aversionen gegen diese karten- und kompaßfeindlichen hirnlosen, von höheren Mächten gesteuerten Rollatorführer beibehalten.

Ich bin mir im klaren, was diese Dinger zu leisten vermögen. Schon vor langer Zeit ist sogar eine nur an Bücher und sonst nichts glaubende Dame mithilfe eines solchen direkt über den Acker angeflogen gekommen, von dem, der an diesem Ausgang liegt, den ich immer nenne, wenn ich meine, den fände keiner. Allerdings sollte ich vorsichtig sein mit dieser ständigen Zurückweisung. Nicht, daß jemanden den Ehrgeiz packt, es beweisen zu wollen, wie man unser Kaff auch durch den finsternsten Wald und die tiefste Schlucht findet und es an die große Internetglocke hängt. Dann ist's nämlich aus mit der Ruh', die ich da beklagt habe. Beinahe zuckt es mich in der Löschhand. Doch ich lass' es sein, auch ich kann der Technik nicht entfliehen. So habe ich wenigstens den schönsten Navigationsnavigatorenerklärer auf meiner Seite, den ich je gelesen habe.

Aber nur so nebenbei: Ich bin mit einigen Piloten unterwegs gewesen, die haben es mit ihren teilweise sündhaft teuren, häufig nach Statuswert eingekauften Geräten nicht einmal bis zur nächstliegenden Autobahn geschafft oder sind gleich gar nicht mehr heruntergekommen von ihr und immerzu hin- und hergefahren auf ihr. Das hat ewas Beruhigendes. Für mich altertümlichen Landkartensammler und penetrantem Kompaßbenutzer jedenfalls. Und was gibt es Spannenderes, als von einer bezaubernden Copilotin mit einem zu zwei Dritteln auf der linken und nur verhalten auf der rechten Seite pochenden Herzen mich zig Kilometer in die entgegengesetze Geographie zu schicken, weil sie einfach die Rechte meiden will, und sei es, daß sie die Karte falsch herum hält. So ist das Leben weitaus abenteuerlicher und birgt entsprechend mehr Überraschungen. Mit einem Mal befindet man sich gar in einem völlig fremden Land und lernt neue Menschen kennen.

Die Sterne des Michelin. Im Deux-Chevaux-Kofferraum liegen mindestens noch einmal viermal soviel parat.



enzoo   (30.08.12, 10:17)   (link)  
oje.
zurechtweisen war ja ungefähr das letzte, was ich wollte. ich wollte einem wie ihnen, der die dinge ohnehin versucht von allen seiten zu beleuchten, einen lichtschalter drehen in einem bereich, von dem ich vermutete, dass sie die scheinwerfer darauf bisher nur aus einer richtung eingeschaltet hatten. und so wenig technikaffin scheinen sie ja nicht zu sein, mit einer apfelcomputerbatterie unterm dachstuhl. ich glaube aber, dass sie mich für weitaus technikaffiner vermuten als ich es tatsächlich bin.

denn auch ich liebe landkarten, und zwar aller art. ich habe, obschon keinerlei fähigkeiten geschweige denn lizenzen zum schifffahren vorliegen, seekarten von verschiedenen meeresgegenden dieser welt, nicht nur weil ich selbst welche kaufe, weil sie so SCHÖN sind, sondern weil mir liebe menschen, die von dieser begeisterung wissen, hin und wieder welche mitnehmen aus von ihnen bereisten gegenden. ich habe schon alte wanderkarten aus dem altpapiercontainer gepickt, karten ohne praktischen wert, weil die hütten darauf teilweise abgebrannt, manche wege darauf längst aufgelassen und von der natur zurückerobert wurden. ich gehe nie auf den berg (und das häufig) ohne eine papierene karte zur orientierung mitzuhaben, auf der neben hüttenstempeln und bemerkungen zu besonders attraktiven touren auch adressen und telefonnummern von menschen vermerkt sind, die man an langen hüttenabenden, wenn mal gerade kein akkordeonspieler da war, um für die sogenannte hüttengaudi zu sorgen, und es daher gelegenheit gab, andere wanderer kennenzulernen, ausgetauscht hat. auch die kontaktdaten eines nepalesischen sherpas befinden sich zum beispiel darauf. diese karten verorten daher nicht nur berge und die sie verbindenden wege, sondern teilweise auch mein leben.

seit einiger zeit aber habe ich nicht nur eine karte mit auf dem berg, sondern auch meinen gescheitfernsprecher vulgo smartphone, auf dem sich eine weichware befindet, die die gegangenen wege samt höhendifferenzen, dauer und dergleichen daten, ob nützlich oder unnütz, sei einmal nicht diskutiert, aufzeichnet. zu hause kann ich einen ausdruck von diesen daten machen, inklusive graphischem höhenprofil der tour. wenn eine solche besonders schön gewesen ist, dann mache ich einen solchen auch, schriebe noch ein paar notizen dazu und lege ihn irgendwo ab, mitunter auch an orten, wo ich ihn nicht mehr finde, aber das liegt eher an mir als an der sache selbst. für mich ist das eine ausgzeichnete ergänzung.

es würde mir nicht einfallen, auf einem berg ohne karte, aber nur mit wandernavigationssoftware herumzusteigen. aber auch nicht mehr, ohne beides im rucksack zu haben. wenn man früher in nebel geriet, der die eigenen bergschuhe unsichtbar machte, war das eine sehr ernste sache, wenn mir das heute passiert, ist es nur mehr ernst, weil ich dann meinen standort per gps herausfinde und auf die karte übertragen kann. so manche unklare lage wurde so recht schnell geklärt. auch hier: eine wunderbare ergänzung.

ich bin mit ihnen und allen, die der eigenverantwortlichen orientierung das wort reden. aber ich bin auch dafür, die dinge zu nutzen, die einem das leben leichter machen und ersatz oder ergänzung bieten, egal ob elektronisch oder nicht. und gehört nicht einen blog zu führen auch zu dieser kategorie: elektro statt papier, und verwenden sie nicht nebenbei auch noch normales papier?

wie gesagt, es ist mir völlig fern, sie oder irgendwen anderen zurechweisen oder belehren zu wollen. ich denke nur, dass die verteufelung (ohne gleichzeitig oder wenigstens irgendwann auche die vorteile zu nennen) dieser helfertechnik nicht ganz gerecht wird.


jean stubenzweig   (30.08.12, 11:23)   (link)  
Herrjeminné
Ich überaltere schnell mit meinen Anmerkungen. Ich komme darauf zurück, lieber Enzoo. Zunächst muß ich anderes verschriften. Denoch vorab: Ich hätte wohl hinter den gelehrten Mores eine zwinkernde Gefühlsglyphe setzen müssen. Ich weiß doch, daß Sie kein Oberlehrer mit ständig erhobenem Zeigefinger sind. Nehmen Sie mir doch bitte ab, daß ich ohne leichte Ironie, auch mir selbst gegenüber, oftmals nicht kann. Ich bin nunmal auf diese Weise sozialisiert worden. Das Leben ist mir ein ständiger Scherz.


enzoo   (30.08.12, 12:08)   (link)  
dann
haben wir wohl beide versagt. denn ich habe ihr zwinkern schon erkannt, dachte aber nicht, dass meine replik nicht auch ein wenig zwinkert. also: zur sicherheit: ;-)


jean stubenzweig   (30.08.12, 21:02)   (link)  
Ein Technikfeind

bin ich gewiß nicht, nie gewesen. Aber ich nutze seit je das, wofür sich viele der Neuigkeit dieser Gerätschaften wegen die Beine wochenlang in den Bauch stehen oder den Rücken vor der Präsentation auf hartem Pflaster wundliegen, als Hilfsmittel. Im Getöse um diese Konsumfetische liegt der Grund meiner Abneigung. Nichts liegt mir ferner, als unbedingt sofort Besitzer des allerneuesten Teils irgendeines Herstellers irgendeiner Gerätschaft sein zu müssen. Als das mit den Mobiltelephonen losging, als diese Geräte noch sündhaft teuer waren, da hatte ich solch ein Ding bereits, mit einer C-Netz-Sende- und Empfangsanlage von der fünffachen Tiefe und des doppelten Umfangs meines EiMäck-Bildschirms im Kofferraum, aber nicht des Statusses wegen, sondern weil es mir die Unabhängigkeit vom ständigen Sitzen im Büro verschaffte, ich also immer erreichbar war, zumindest für die Sekretärin, die in etwa den Raum der entsprechenden, dafür erforderlichen Vorwahl kannte, eine Position, die mir seit je ein Greuel war: das Festsitzen, wo auch immer. In meiner Umgebung überschlugen sich die Leute mit der Jagd nach den immer neuesten kleineren Telephonen, zahlten Unsummen für beispielsweise das finnische Dingsda, mit dem man seinen fast kompletten Verwaltungsapparat in der Jackentasche herumtragen konnte. Ich empfand das als affig, genauso wie das von ihnen bevorzugt gefahrene bayerische Automobil mit der Erscheinung und auch von mir so genannten Rennpanzers, von dem sein Eigner und weitere nicht zugege-benermaßen stolze weitere mir etwas von Sicherheit und, das wird's wohl gewesen sein, höherer Position vorgesabbelt haben. Das reden diejenigen, die früher Kampffahrzeuge schwedischer Bauart auf Journalistenrabatt kauften, etwas, das zu tun ich aus Peinlichkeitsgründen oder vielleicht auch, weil ich zu blöde dazu bin, ich nie auf die Idee gekommen wäre, und das heute mit irgendeiner andere Marke tun, die sie äußerlich einer bestimmten Berufsgruppe zuzuweisen scheint. Das sind bei weitem nicht nur solche Flachbildschirmfrivole, wie ich sie heute unter die Berühmtheitenjäger einskizziert habe. Da ich nahezu ausnahmslos mit Kollegen aus dem Kulturjournalismus zu tun hatte, kann ich mit Gewißheit auch nur diesen diesen Orden anhängen.

Neues habe ich mir nur dann gekauft, wenn es erforderlich war. Und das auch nur, wenn es die Phase des Ausgereiften überschritten hatte. Nicht wegen eines Geiz-ist-geil-Fimmels oder dieses anderen Ticks wegen, der sich Sparsamkeit nennt, sondern weil ich meine Ruhe haben wollte vor Überraschungen. Und mein nächster Ruhepunkt liegt in der Gewißheit, in Notzeiten gegebenenfalls herausfinden zu können, wo Hilfe zu erlangen ist. Den Computer, als man mich dann doch an ihn gekriegt hat, habe ich durchaus schätzen gelernt, wenn auch zunächst als nicht anderes denn eine erweiterte Schreibmaschine. Wenn ich heute ein bißchen was von seinen Funktionsmöglichkeiten weiß, dann auch nur, weil es immer irgendwie jemanden gab, der mir das eine oder andere mehr oder minder beiläufig dazu erzählte. Das waren durchweg Fachmenschen, die zu mir nachhause oder ins Büro kamen. Auch so können gute Bekanntschaften entstehen, die auch schonmal spätabends angefahren kommen, wenn ein Text zuende geschrieben werden muß, diese sündhaft teure Gurke sich aber als letztere erweist und sich in die Nichtmehr-Funktion zurückgezogen hat. Ich hatte schließlich nicht immer eine ganze Batterie Apfelkisten da stehen, zuweilen hatte ich tatsächlich nur einen einzigen. Heute ist das unvorstellbar. Aber zur Klärung: Die anderen hatte ich in inzwischen aufgelösten Wohnungen stehen, weil es mir lästig war, ständig mit dem EiBuck rumzurennen, und anschließend verliehen. In einem Fall kam ein EiPäd ins Haus, da durfte der EiMäck G4 weichen, weil dieses Lampengestell ohnehin zuviel Platz einnahm.

Beim EiPäd wäre ich sicherlich mit dabei, führe ich beruflich noch in der Gegend herum. Innerhalb meiner Familien habe ich die Vorzüge dieses niedlichen Dings kennengelernt, und ich wäre der mit Sicherheit benötigten Hilfe sicher, die ich benötigte, auch für das vermutlich noch hinzukommende EiTelePhone, denn zu gut erinnere ich mich der Hilflosigkeiten, denen ich anfänglich dem Rechner gegenüber ausgesetzt war. Ich war übrigens der einzige, der im Büro einen Apfel hatte, weil ich mich weigerte, so ein seinerzeit für mich unbenutzbares MD-DOSen-Gerät zu benutzen, das wir aus Geldknappheit zum Zeitungsmachen erstanden hatten. Ich hatte das bißchen Computern schließlich auf einem Classic-Apfel erlernt, und den wiederum hatte ich mir seiner einfachen Bedienbarkeit wegen zugelegt. In den Geschäftsräumen gab es immer jemand, der mich, und ja, das bin ich, Technikchaoten rettete, der vor Wut auch mal sämtliche Stecker irgendwelcher Aufnahmegeräte gezogen hat, weil etwas nicht funktionierte. Es kam immer wieder mal vor, daß ich erst anschließend zum Telephonhörer griff, um Hilfe zu erbeten, anstatt vorher das Gehirn wenigstens für diesen schlichten Vorgang einzuschalten. Auf einem Berggipfel könnte ich also durchaus in Gefahr geraten angefühls einer GPS-Technik. Mitnehmen täte ich sie, aber nur in Begleitung eines Inscheniörs. Wie wär's mit uns zwei? Möchten Sie mein Lebensretter sein. Keine Angst, ich komme ja kaum noch die Hühnerleiter zu meinem Landbett hoch, in die Galerie meiner Dorfkathedrale. Ich strebe keine Gipfel mehr an, der letzte kriegte ohnehin in den Sechzigern Besuch von mir. Das Wasser ist mir sympathischer.

Wie auch immer, wir sind wohl auch hierbei beieinander. Ich kann zwar mit dieser, hier digitalen Technik nicht umgehen, aber ich lehne sie keineswegs ab. Aber ich mache mich gerne über den Rummel lustig. Daß ich mich dabei «argumentativ» in den gemütlichen Ohrensessel des Alters und des Papierfreundes zurückziehen darf, ist eine meiner Waffen gegen die Verdummung durch die Konsumindustrie. Wie weit die fortgechritten ist, beweisen mir all die Menschen, die diese Güter kaufen müssen und dabei noch weniger damit umzugehen verstehen als ich. Nur eines werden Sie mit mir nicht erleben: daß ich meine Daten in irgendeine dieser Wolken gebe. Gestern erst hat mich mein nach europäischen Datenschutzbestimmungen, welche auch immer das sein mögen, tätiger Anbieter angeelektronikt, er hätte auch so ein Gebilde, in dem ich verschwinden könne. Nichtmal der kriegt mich, und so ein US-amerikanischer gleich gar nicht, nicht einmal mit der Argumentation, man müsse ausnutzen, was einem schadet. Dagegen bin ich dann doch zu sehr.

Ich grüße Sie herzlich gefühlszwinkernd aus dem Schaukelstuhl des Gestrigen. Nun steige ich die Hühnerleiter hinauf zum Gipfel des Kathedrälchens, um am idiotensicher bedienbaren Superhypoflachbildschirm, deshalb gekauft bei einem namhaften Hersteller, ein bißchen kulturelles BioÖko bei Arte und DreiSat kucken. Stecker zu ziehen, das hat die fortschreitende Gelassenheit gestrichen. Sie müssen also nicht befürchten, von mir wegen Programmversagung um Hilfe bittend angefunkt zu werden.




enzoo   (31.08.12, 13:16)   (link)  
bald
werden diese fernsehgeräte so dünn sein, dass sie durchsichtig sein werden und man sie daher als scheiben des panoramafensters benutzen kann.

hm. das ist vermutlich gar nicht so blöd: statt einer fensterscheibe ein tv-schirm im rahmen. die vorteile sind, ohne gross darüber nachzudenken: dann braucht das derzeitige riesending keinen platz mehr. wenn das wetter schlechter ist als man ertragen kann, zeigt der schirm auf wunsch ein foto oder ein video von draussen bei schönwetter (3D natürlich). die nötige technik vorausgesetzt kann man das bild auch nach aussen zeigen lassen und vom garten aus zusehen, wie deutschland viertelfussballeuropameister wird, ohne den grillplatz zu verlassen. schliesslich verleitet es vielleicht dazu, öfter mal wieder aus dem fenster zu schauen und dabei irgendwen vorbeikommenden von der arbeit abzuhalten, es muss ja nicht der bauer sein.

aber vermutlich gibt es sowas längst. mindestens in japan oder korea süd. ich bin gespannt, ob ich es noch erleben darf, dass die elektronische schnittstelle zum smartgerät, der wolke oder wiesonst das ding dann heissen wird, massenweise und natürlich zur ergebnisverbesserung der austeilenden konzerne gegen bezahlung durch die kunden in die körper derselben eingepflanzt wird (abseits von so sinnvollen bereits vorhandenen und eingesetzten helferlein für behinderte menschen, denen dadurch mobilität und/oder wahrnehmung zumindest teilweise wieder ermöglicht wird).

das wort "einpflanzen" verwendete ich nicht ohne absicht: "pflanzen" ist hier nicht nur ein begriff aus der naturgeschichte (schön, oder? meine kinder lachen immer, wenn ich solche worte verwende um schnurren aus meiner schulzeit zu erzählen) sondern "jemanden pflanzen" bedeutet jemanden aufziehen; "wüst mi pflanzen?" lautet eine frage kurz vor der handgreiflichkeit vorm würstelstand nächtens um drei. so werden wir laufend gepflanzt von der industrie mit begehrlichkeiten, die geweckt und, wie sie ja anmerken, zahlend und dafür auch noch dankend von mitternachtsshoppern aufgegriffen werden. aber wenn es dann soweit ist, dass man uns elektronisches zur noch grenzenloseren kommunikation offeriert, um dies dann im körper zu tragen, dann wird den marketiers ein besseres kunstwort zur implantation einfallen, vielleicht "youplant" (wahrscheinlich mit .com) oder "iplant", was dann nicht aubergine bedeuten wird, sondern eine fortsetzung vom pflanz durch die technikkonzerne. ja, wir sind auch hier beieinander.


jean stubenzweig   (31.08.12, 20:25)   (link)  
Viertelfussballeuropameister
Das gefällt mir gut. Das muß seine Wurzel im Ausruf des ORF-Reporters haben, der seinerzeit, ich sollte noch lange in München wohnen und hörte des öfteren den Nachbarschaftssender, lauthals verkündete, und wieder sei es, ich kann mich an die Sportart nicht mehr erinnern, irgendein Dauerlauf, uns gelungen, einen hervorragend neununddreißigsten Platz zu erringen. Diese Bescheidenheit hat mir Ihr Land beziehungsweise dessen Leute immer sympathisch gemacht. Nicht wie die Deutschen, die immer mindestens Meister aller Diszplinen werden wollen und denen beim Stand von Viertelfußballeuropameister die Puste ausgeht. Wissen Sie, welchen Rang die beim Konsumrausch der Unterhaltungselektronik (weshalb heißt die eigentlich so, ich habe damit nahezu ausnahmslos gearbeitet) wenigstens innerhalb Europas einnehmen, nachdem das ganze viele Geld im Kamin der Finanzwelt verbrennt und der Qualm wie bei der Papstwahl neues Leid verkündet? Die USA dürfen in diesem Wettbewerb nicht mitspielen, das wäre ein Insidergeschäft, haben sie den Kapitalismus schließlich erfunden, zumindest den der Neuzeit, den mit dem Turbo, und haben damit fast ganz Asien kolionalisiert. Das uns jetzt beliefert. Mit 'nem Apfel drauf und so weiter.


jean stubenzweig   (29.08.12, 21:44)   (link)  
In das erwähnte Buch
habe ich, wie quasi amusiert befohlen, soeben hineingelesen. Nach Seite 15: Ach du meine Güte. Das ist gehobener deutscher Humor und Geist. Wohin niedergegangen ist der Aufbau-Verlag? Ich weiß nicht so recht, ob ich das jetzt unter Mischkalkulation verbuchen soll, die Qualität subventioniert. Nun gut, Frau Braggelmann hat's von einer Verlagsvertriebsfrau geschenkt bekommen. Reihe ich's ein unter Werbemaßnahme mit falschem Zielobjekt.


kopfschuetteln   (29.08.12, 23:55)   (link)  
ach herr stubenzweig,
eines "muß" ich per ferndiagnose "einfach" loslassen: sie sind nicht blauäugig genug.

weil mir so kalt nicht nur ums Herz geworden war. deutsch in kaltland?

ganz spontan fiel mir ein: schon miss marple fand den dorftratsch unerläßlich. aber, das sind ansichten aus dem 20. jahrhundert.

navigation ist heutzutage das oh und ah. da mag ich gern in die kerbe hauen.
kind2 sagte: "sabine" hat so überhaupt keine ahnung.
die weitaus-bessere-hälfte bringt kind2 für gewöhnlich in den kindergarten, ohne navigationshilfe (das wollten wir nicht brauchen müssen). aber, wenn er (die weitaus-bessere-hälfte) von dienst wegen im kleinstwagen, aber darin nicht ohne naviagtionhilfe, versuchte, das kind2 in die "einrichtung" zu bringen, und so zu fahren, wie es ihm angesagt wird ... so wie letzte woche (da genau sagte kind2 das), würde er, bei geschätzten dreikommafünf kilometern luftlinie, im zweifel heute noch (ist natürlich reichlich übertrieben) rumgurken. jedenfalls rumgurken. ohne, jedenfalls nicht.


jean stubenzweig   (30.08.12, 11:02)   (link)  
Als ich ziemlich blauäugig
ankam im Holsteinischen, im hitzigen Endseptember direkt aus dem Marseille vor fast genau zehn Jahren (da fällt mir ein, die Geschichte muß ich noch zuende erzählen), da kühlte es sich im Anschluß recht ab, nicht zwischen meinem Anreisegrund und mir, aber doch in der Außentemperatur. Sie ging hinunter auf minus fünfundzwanzig Grad, drei Wochen lang; die Photographie hält es fest. Das war ich dann doch nicht mehr gewohnt. Da unten im Süden schneit es sogar hin und wieder, was so manche mir nicht glauben wollen, ich aber tatsächlich selbst erlebt habe, sogar Langlauf auf der Canebière am Office de Tourisme vorbei fand einmal statt. Aber mehr als ein paar Stunden hält solch ein Gestöber nie an. Wie alle, auch sommerlichen Gewittrigkeiten verzieht sich das rasch wieder, und es herrscht eitel Sonnenschein, wenn es im Winter auch recht fies sein kann da unten, da die Heizungen nicht eben auf diese Orientierungen eingestellt sind. Aber da oben, da ward mir zuweilen arg kalt, wegen übler Begleiterscheinungen auch ums Herz. Aber es gab einen Kaminofen im holsteinischen Schwedenhäuschen, der wärmte uns wieder auf, wozu auch eine bezaubernd durcheinandrige Familie beitrug, die mir den kalten Norden erleichterte. Es war fast wie in der Kindheit in Skandinavien. Das bläute die Augen.

Miss Marple lernte ich tatsächlich erst im 21. Jarhhundert kennen, und zwar, als ich im Norden angekommen war und am Dorfleben teilzunehmen begonnen hatte, daß sich mangels Wirtshäusern hin und wieder in lauschigen Gernsehabenden ausdrückte. Die alte Dame war mir zuvor nicht bekannt. Ich hatte selten Zeit, fernzusehen. Ich war ja durchweg unterwegs, und sei es in den Kneipen. Im 20. Jahrhundert war es noch nicht üblich, daß die Gastronomie diese Geräte aufstellte, auf daß alle Welt seine Informationen zu Mord und Totschlag allzeit zur Verfügung hatte.

Daß aus diesen Dingern einem eine Sabine entgegenspricht, das war mir bis gestern nicht bekannt. Ich meine Kind2 allerdings bestätigen zu müssen. Jedenfalls aus meiner Erfahrung zeigte sich sehr oft, daß diese Sabine keine Ahnung hat. Daraus schließe ich, wie notwendig dabei ein Studium der Informationstechnik, meinetwegen auch -technologie, zu sein scheint. Nehme ich Enzoo als den treffendsten Beweis. Er weiß, wie diese Geräte postzuprogrammieren sind, um in einem Koog den Bauern von seiner Arbeit abzuhalten.

Ach je, das ist auch schon wieder obsolet. Ich komme darauf zurück, lieber Enzoo. Denoch vorab: Ich hätte wohl hinter den gelehrten Mores eine zwinkernde Gefühlsglyphe setzen müssen. Ich weiß doch, daß Sie kein Oberlehrer mit ständig erhobenem Zeigefinger sind. Nehmen Sie mir doch bitte ab, daß ich ohne leichte Ironie, auch mir selbst gegenüber, oftmals nicht kann. Ich bin nunmal auf diese Weise sozialisiert worden. Das Leben ist mir ein ständiger Scherz.

Ich für meinen Teil habe noch niemanden kennengelernt, der dieser Sabine die richtige Sprache beibringen konnte, auf daß sie nicht ständig jemanden auf die falsche Fährte führt. Aber vielleicht mangelt es mir auch am richtigen Umgang. Ich kenne offensichtlich überwiegend Menschen, die gerne rumgurken. Nach Michelin, der nach meinem Sekundärwissen schließlich nicht in der besternten Gastronomie, sondern mit schlichten Hinweishilfen angefangen hat und mit dem ich immer gut gefahren bin, seit ich linksrheinische Voitures fahre und auf ihnen dahinrolle, ganz viel früher den klappernden R 4 von Renault und seit nunmehr gut zwölf Jahren den genauso lärmenden 2 CV von Citroën. Die Landkarten aus diesem Haus sind meines Erachtens ohnehin unübertroffen. Aus lauter Lust an ihnen kaufe ich jedes Jahr neue. Ich bin ein blauäugiges Michelin-Männchen. Nur blond, das bin ich nicht. Eher eine graue Maus.


kopfschuetteln   (30.08.12, 23:17)   (link)  
ich kann mir gut vorstellen,
daß ein wärmender kaminofen bei einer durcheinandrigen familie auch das herz zu wärmen vermag. ich kann mir sogar sehr gut vorstellen, daß durcheinandrige gelassener sind. und wenn den leuten (nicht erst) heute was fehlt, dann ist es gelassenheit. deswegen sind sie angesichts des fremden auch "immer gleich" so befremdet.

übrigens gefällt mir ihr Das Leben ist mir ein ständiger Scherz. sehr sehr gut.
darf ich adaptieren? "mein leben ist mir ein ständiger scherz, (und wo ist jetzt bitte die ironie?)" das dürfte sich mancher gern auf ein brett malen, sich an den kopf hauen und damit umherspazierenstolzieren. das mußte einfach sein.

navi(gationssystem) oder die gute alte straßenkarte? ich bin aus gründen nicht auf dem neuesten technischen stand. wenn aber jeder gemeine touri in der großen bösen stadt, egal wohin er will, über den potsdamer platz geführt wird, bleibe ich dem großen technischen fortschritt gegenüber skeptisch. denn fortschritt würde ich sehen, wenn "sabine" oder wer auch immer und wann auch immer, erkennt, daß das verkehrstechnischer blödsinn ist, so was. aber wie geschrieben, ich bin nicht auf dem laufenden.

mit michelin rumzugurken ist natürlich was ganz anderes. das macht man am besten mit gelassenheit.

lassen sie das bitte malen: sie als nicht blondes blauäugiges michelin-männchen, das sich als graue maus tarnt.

also, das grau möchte ich ihnen eigentlich wenigstens absprechen...


jean stubenzweig   (31.08.12, 15:29)   (link)  
Das Grau absprechen
können Sie mir nicht. Ich bin es. Dieser Tage erst sprach die mich alle zwei Wochen scherende Frau Braggelmann zu mir, ich hätte einen arg grauen Pelz, auch wenn er lediglich noch an den Rändern eines einstigen Hauptes wachse. Das Leben ist ein ständiger Scherz. Ironie. Des Schicksals.

Mein großer Apfel, das habe ich durch Zufall* endeckt, kann mein g'schertes Grau sogar ablichten.

Ich bin da durchaus eher an Enzoo dran, der solche Gerätschaften eben auch bedienen kann, die er programmiert, bevor er auf den Gipfel steigt. Auch wenn ich mich jetzt weit aus dem Fenster meines kartenbetriebenen Analogomobils lehne, doch meine Erfahrung der kleinen Erlebnisse innerhalb der Wissenschaft der Orientierungskrücken sagt mir: 1. die meisten können nicht das, was man so nennt, die sprechen dann gerne davon, etwas sei nicht richtig vorprogrammiert, vielleicht auch, ihnen sei das falsche Navigatonsystem aufoktroyiert worden. 2. Die Sparfähigkeit der Leutchens hierzulande ist bis zum schnäppchengeilen Geiz nicht zu bremsen. Sie kaufen, Hauptsache billig. Daß sie bei dieser Gelegenheit häufig uralte Weichware erwischen, möglicherweise eine aus der Zeit, als Herr Armstrong trompetete, das sei ein Schritt für die Menschheit, das können sie, wie es so schön neudeutsch oder akademisch für alle heißt, nicht verifizieren, schon gar nicht, daß auch diese Technik auf Konsum hin programmiert ist: immer wieder will neuester Kenntnisstand hinzugefügt werden. Ein Abbild davon mag man sich machen bei mir, der ich jedes Jahr wieder neue Michelins erstehe. Sicher, das kann etwas teurer werden, vor allem dann, wenn in der Handlung, die solches Bildungsmaterial im Angebot hat, auch noch Bücher einfach so herumliegen. Das scheint aber noch nicht durchgedrungen zu sein zu diesen ganzen sparbrötchigen Schnäppchenjägern, die ein Tommtomm oder wie auch immer diese Markenbuschtrommeln der Orientierungssuche heißen mögen auf dem Flohmarkt oder beim Billigheimer kaufen, anstatt zum Fachhändler ihres Vertrauens zu gehen und wenn doch, sich von ihm nicht nur beraten zu lassen, um dann der eine Mark fuffzisch weniger wegen aus dem Internet zu hökern, der ihnen, wie mir bei meinem anderen Kram, das alles nicht nur einstellt, sondern zugleich auch auf den aktuellen Stand bringt, auch zwei Jahre nach dem Kauf noch. Bei ihrer Milchmädchenminusrechnerei aber landen sie eben auf dem Mond oder kommen um den Potsdamer Platz nicht drumherum. Das sind dieselben, die lieber stundenlang um Lyon (entlang der Rhône) oder sonstwo im Stau stehen, anstatt zügig durch die Stadt zu fahren, weil sie glauben, also nicht wissen, wie vergleichsweise flott das rollen kann, wenn man nur bereit ist, seinen Trampelpfad einmal zu verlassen. Das sind ebenso diejenigen, die nie von der Idee ergriffen werden, sich an einer abseits gelegenen Tankstelle eine dieser großartig allwissenden Karten von Michelin zu kaufen, am Ende gar noch solch einen Resturantwegweiser aus demselben Haus. Sie haben ihren Europaatlas hinten auf der Ablage lliegen, auf ewig. Sie benötigen ihn schließlich auch nicht weiter, ist doch die Reise ans spanische Mittelmeer ausgeschildert, weist aus, wo sie ohnehin immer hinwollen und nirgendwo abwegig hingeraten, genau die Strecke, die ihnen ihr Mondnavigator namens der in die Jahre gekommenen Sabine nennt, wenn sie ihn fragen. Und wenn ihnen das auch noch viel zu teure Benzin, das im Land dieser ekelhaften Fröschefresser, durch das sie nunmal mit Ach- und Wehklagen hindurchmüssen wie alle anderen Lieferanten harter oder weicher Ware der sogenannten Unterhaltungsindustrie auch, die Kraftfahrzeugsteuer beinhaltet, was sie selbst-verständlich ebenso nicht wissen, ausgegangen ist, dann stehen sie noch morgen. Die nächste schönste Zeit des Jahres kommt mit Sicherheit. Solange müssen sie eben ihre Sparbrötchen auspacken und sich deutsch- oder meinetwegen niederländisch, die können das auch gut mit ihren Dosen am Rand der Autoroute, redlich nähren.


* Ich lese grundsätzlich keine Betriebsanleitungen. Schließlich müssen Gründe fürs Steckerziehen Ursachen haben.


kopfschuetteln   (01.09.12, 09:45)   (link)  
zum sternchen: ich lese hin und wieder betriebsanleitungen. ansonsten verlasse ich mich beim bedienen von jeglichen geräten auf meine intuition. notfalls, ja, wird der stecker gezogen.
apropos apple. ich habe ein blog entdeckt, das mir gut gefällt. womöglich kennen sie sogar den kopf, der dahinter steckt(?).


jean stubenzweig   (01.09.12, 11:50)   (link)  
Kennen wäre übertrieben.
Soweit ich weiß, handelt es sich um einen aus Regensburg stammenden Musikwissenschaftler, der in verschiedenen Disziplinen von Kunst und Kultur unterwegs ist. Ich assoziiere ihn erinnerungstechnisch mit einer nicht minder klugen und wissentlich wissenden Frau, die ebenfalls aus meinem bloggenden Gesichtsfeld verschwunden ist. Bei ihr habe ich seit meinen Anfängen bei Blogger.de immer wieder gerne hineingelesen. Ihr Name fällt mir nicht ein. Aber es ist angenehm, dank Ihrer Hilfe wieder zumindest an ihn herangeführt zu werden, habe ich bei ihm früher doch des öfteren und gerne gelesen. Ich hatte ihn aus den Blogaugen verloren.

Der Vergleich zwischen Apfelland und Ihrer alten Heimat ist zumindest witzig, obwohl ich ihn nicht so recht nachvollziehen kann, da mir das technische Verständnis dazu fehlt. Das beginnt spätestens mit seinem Kommentar: «Apple war schon immer was besonderes. Ich sage nur ISDN.» Den Zusammenhang bekomme ich nicht erfaßt. Einmal mehr bin ich wohl zu begriffsstutzig. Ich scheine ohne zarte Tritte an den Kopf nicht auszukommen. So, wie das neulich Enzoo getan hat, als ich das naheliegende 4'33 von John Cage nicht auf die nun wirklich einfache Reihe bekommen habe.

Ach ja: Intuition. Das ist der richtige Begriff. Übersetzt wird er allerdings neuerdings mit «Bauchgefühl». Ich höre ud lese das mittlerweile ständig, auch im Bereich «populär» aufbereiteter Naturwissenschaft und Technik.


jean stubenzweig   (01.09.12, 12:29)   (link)  
Interessant
ist übrigens Huflaikans Kommentar zu diesen Zeilen Adornos, die er in seine Seite gesetzt hat:
Nicht die Technik ist das Verhängnis, sondern ihre Verfilzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, von denen sie umklammert wird. Erinnert sei nur daran, daß die Rücksicht auf das Profit- und Herrschaftsinteresse die technische Entwicklung kanalisierte: sie stimmt einstweilen fatal mit Kontrollbedürfnissen zusammen. Nicht umsonst ist die Erfindung von Zerstörungsmitteln zum Prototyp der neuen Qualität von Technik geworden. Demgegenüber verkümmerten diejenigen ihrer Potentiale, die von Herrschaft, Zentralismus, Gewalt gegen die Natur sich entfernen und die es wohl auch gestatten würden, viel von dem zu heilen, was wörtlich und bildlich von der Technik beschädigt ist.
Theoder W. Adorno: Gesammelte Schriften, Band 8, Soziologische Schriften I: Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft?. S. 5363 (vgl. GS 8, S. 362-363)
Das gehört unbedingt zum hiesigen, in den letzten Tagen immer wieder erwähnten Thema, zu den elektrischen Medien, da mögen sie uns noch so sehr lediglich oder auch scheinbar am Rand beschäftigen im Vergleich zu den ganzen Gesichtserkennungsfreunden und Zwitscherern.


kopfschuetteln   (01.09.12, 22:28)   (link)  
ja, da ist was dran.
was ich in diesem zusammenhang interessant finde, ist daß sich zwar die technik ändert, aber nicht das grundproblem oder die grundfrage, wie autonom, und hier glaube ich, kann man getrost sagen, wir nicht sind. aber die antwort ist auch immer noch die gleiche, wie wir damit umgehen.

ich bin bei so alramrufen wie "digitale demenz" zum beispiel immer skeptisch. es ist ja nicht auszuschließen, daß sie gedächtnisarbeit auslagern, um dafür einer anderen (sinnvolleren?) gedächtnisarbeit platz zu machen. im aktuellen magazin der süddeutschen steht "dazu" ein interessanter artikel, eine kritische auseinandersetzung mit der hirnforschung, ist leider nicht online. der autor empfiehlt unter anderem (auch hirnforschern) die lektüre von der geist bei der arbeit (ich hoffe, die verlinkung auf den verlag ist ok.)

was mir noch zu intuition und "bauchgefühl" einfällt, ist folgendes. wir verfügen ja über erfahrungen. und intuition ist ja nicht reines gefühl, sondern das, was wir bereits kennen, (symbole, oder deren abwandlungen; auch farben haben eine bedeutung) zu nutzen, um das mit etwas noch unbekanntem neuen zu verbinden. also, sozusagen, auf der basis von versuch und irrtum zu lernen, irgendein gerät zu bedienen. das kommt vielleicht den meisten eher entgegen, als eine anleitung zu lesen und verstehen zu können (auch sich das praktisch vorstellen zu können, was sie nicht kennen), um es dann anzuwenden.

das "ich sage nur isdn" habe ich auch nicht verstanden, auch aus dem bauch heraus nicht.

haben sie die 4.33er geschichte eigentlich, womöglich, aus dem bauch heraus so geschrieben? also gut, das war die scherzfrage, weil das leben so ironisch ist, wie es ist.

wenn ich ihnen jetzt die maus absprechen würde. das mit dem grau muß ich ja glauben. ja! haben sie denn nicht die webcam abgeklebt? von wegen so: huhu, "verfassungsschutz"!
bevor das jetzt aus dem ruder läuft, verabschiede ich mich aus kurz-vor-moskau. beste grüße!


jean stubenzweig   (02.09.12, 13:30)   (link)  
Verlinken dürfen Sie
alles. Was ich allerdings nicht so gerne mag, sind uns einschlägig bekannte Verlagshäuser, die entsprechende Gesinnungen zu verbreiten trachten. Da würde ich löschen, besser, dahingehend umwandeln, daß allenfalls noch Namen oder Titel bleiben. Den Rest möge man sich dann heraussuchen. Wallstein ist meines Wissens ein seriöses Haus.

Ich stopfe mir bei den Sirenen zur «digitalen Demenz» zwar nicht die Ohren zu und binde mich an den Mast meiner unaufhaltsam dümpelnden Altersfregatte, immerzu bestätigend nickend. Daran, wie Sie es anmerken beziehungsweise worauf Huflaikan hinweist, ist unbedingt fortgesetzt zu denken, schließlich geht Lebbe weida, wie der andere große, bereits vor Franz Beckenbauer weissagende Philosoph Dragoslav Stepanović zu sagen pflegte, nicht nur im Fußball, auch im Hirn. Das Denken mit dem Bauch möge denen überlassen bleiben, die sich einzig auf ihre körperlichen Fähigkeiten berufen, mittels derer sie ausnahmslos materielle Gipfel erklimmen und höchstgelegene Zielbänder durchreißen.

Die Gehirne haben sich nunmal weiterentwickelt und werden das auch weiterhin tun. Wie man im Klappentext auf das «Ergebnis einer 200jährigen Geschichte» kommt, will mir allerdings nicht so recht meinen kopfgesteuerten Kronleuchter entflammen. Können wir so sicher sein, daß es vor der Moderne keine Hirnforschung gegeben hat? Was wissen wir, ob, wie etwa in der Medizin, nicht so manches Forschungsergebnis noch irgendwo im Verborgenen schlummert, eben lediglich noch nicht ausgegraben wurde. Bereits vor zweitausend Jahren, das wissen wir erst seit einiger Zeit, wurden Operationen am Gehirn vorgenommen. Weiß ich, ob die nicht längst Kabel verlegt haben und wenn ja wohin? Den habermasschen Hinweis auf ein unvollendetes Projekt der Moderne und möglicherweise unvollendbares halte ich für eine leichte, vielleicht schnoddrige, also einfach so dahingeworfene Aussage, die auf eine Hybris des Nichtwissenden im (postpost)modernen Sinn hinweisen könnte, etwa die, aus der Fülle der Informationen nicht mehr das Wesentliche herausfiltern zu können. Gut, das Buch stammt aus dem Jahr 2006, da könnten die Archäologen noch nicht so weit vorgedrungen sein. Aber zuzustimmen ist: «Theorien der Hirnforscher, mit denen sie versuchten, Sprache, Denken, Einbildungskraft, Moral und Gefühle im Gehirn zu lokalisieren, zu keinem Zeitpunkt unabhängig von den kulturellen, sozialen und politischen Umständen, unter denen sie ihre Forschungen betrieben.» Und dem Autor «für einen gelassenen und (selbst-)kritischen Umgang mit ihren Ergebnissen». Ich habe meine obere Festplatte zwar nicht ausgeschaltet, sie steht sozusagen stand by, aber sie hellt erst dann auf, wenn nachgewiesen sein wird, daß Computer und Internet die Menschen tatsächlich dümmer macht als sie zuvor bereits waren. Ich tendiere eher zu Ihrer Meinung, der Möglichkeit, «daß sie gedächtnisarbeit auslagern, um dafür einer anderen (sinnvolleren?) gedächtnisarbeit platz zu machen».

Das Bauchgefühl. Ich lese den Begriff ausnahmslos in eben diesem Sinn verwandt, in dem er auf bereits vorhandener Kenntnis beruht. Bei vielen anderen geschieht das häufig auch im Zusammenhang mit dem des Déja-vu. Ich habe das mal mit beziehungsweise in einem Herzchen versehen im Verborgenen angemerkt: die Paramnesie, in der Medizin eine Gedächtnisstörung, auch Confabulation genannt, bei der der Patient glaubt, bei der ein geistig Verwirrter sich an ein Ereignis zu erinnern glaubt, das nicht wirklich stattgefunden hat. «Ich habe da so ein Gefühl im Bauch», all das schon zu kennen, meint manch einer, interessanterweise häufiger eine, so jedenfalls meine Beobachtung, wobei sich die Frage stellt, ob Gewühl und Hertie sprachlich von weiblichen oder zumindest androgynen und damit eindeutig, besser vielleicht sekundärkreativen Menschheiten bevorzugt wird. Im normalen, aus dem Französischen kommenden Sprachgebrauch für nicht ganz so geistig Verwirrte heißt es nichts anderes als das Bekannte. Aber es wird allzu gerne ge- oder auch mißbraucht als irgendetwas, das von irgendwoher kommt. Etwas Mystisches scheint mir dabei häufig mitzuschwingen. Als wenn der Bauch einer höheren Sphäre angehörte und nicht dem Körper. Intuitiv zu handeln bedeutet nach meinem Wissen und Deuten, sich auf die im Verborgenen schlummernde Erkenntnis zu verlassen, die aber eben im Hinterstübchen des Gehirns ruht und nicht in den Gedärmen. Die Ermahnung von Ulfur Grai (Postskriptum) hat mich in meiner Selbsterforschung bisher nicht weitergebracht. Deshalb bleibe ich bis zur endgültigen Überzeugung durch die Darmforschung dabei: Bauchgefühl gilt nur für Verbindungen mit dem Gehirn, wie bei allen Organen. Der Darm (Bauch) mag zwar hat ein eigenes Gehirn haben, das unabhängig vom Kopf steuert. Gefühl bleibt dennoch weiterhin eine kopfgesteuerte Angelegenheit.

Ich gehe* jetzt erstmal raus, Frau Braggelmann besuchen. Zumal die nicht mehr so highgelightete, für kreisunläufige Semester wohlig moderate Sonne scheint und die auch ungespritzten, nicht nur die artifiziellen Äpfel, bei meiner heiligen Festplatte, sind gereift; bei mir vorm Fenster werden sie gerade wieder eingesammelt.


Auf Ihren Kommentar von gestern gehe ich morgen oder übermorgen ein. Ich gebe dem Gesabbel im allgemeinen heute den Vorzug, dazu das mit den Apfelgebern unten auf dem Vorhof unseres Angeweses. Die Rechenmaschine als Denkkrücke bleibt ausgeschaltet. Ich habe ohnehin das Gefühl, im Kopf, nicht im Gedärm, mittlerweile als ein Einsammler solcher Äpfel am richtigeren, mir eigentlich vorbestimmten Ort, nennen wir's Markt und mich den Schreier, angelangt zu sein. Stubenzweig und sein neuer Hyde-Park, der auf dem Gemüsehof.


* Gestern meinte mein landlordischer Vermieter, er müsse wohl demnächst eine Altersliftkrücke einbauen. Nein, entgegnete ich, ich wolle einen Fahrstuhl endlos nach oben, nicht immer nur so ein paar interruptierende Meter weiter. Diese ständig den Lebensfluß unterbrechende Denkerei ist so anstrengend.


jean stubenzweig   (02.09.12, 14:06)   (link)  
Soeben erfahre ich,
daß Frau Braggelmann sich einen Virus eingefangen hat, nicht an ihrem EiPäd, sondern im Bauch. Da bekomme ich ein so ungutes Gefühl in dem meinen und lasse mich lieber von anderen vollsabbeln. Also fahre ich dorthin, wo die Hamburgers so gerne sonntags Brot und Gemüse und geräuchererte Leberwurst und alles mögliche einkaufen, fast ließe es sich Lebensmittelshopping nennen, und quassle mit im Jaguar anfahrenden, seit Jahrzehnten fest verbundenen Lesbenehepaaren über nicht mehr vorhandenden Glanz bei Entenfluggeräten wie dem meinen. Bänkchen mit Tischchen für Fortgeschrittene stehen vor dem Lädchen, das eigentlich zu einem Hühnerhof gehört, in dem's ordentlich gackert. Trotzdem vermutlich à demain. Das Virtuelle kann so anstrengend sein.


kopfschuetteln   (03.09.12, 00:23)   (link)  
ich schreibe lieber was dazu,
wenn ich verlinke. allerdings würde ich ihnen keinen link in ihre gute stube setzen, den ich nicht auch bei mir setzte. besonders, das, was einschlägige verlagshäuser betrifft.

ich war den ganzen tag ausgeschaltet, offline zu neudeutsch, was auch mal ganz schön war. jetzt wartet noch der podcast zum thema "das gehirn", den ich heute in der frühe kurz an-gehört habe. aber besser ist es, ich fange noch mal von vorne an. mal "schauen", ob das mit erkenntnisgewinn endet (oder im grunde noch besser doch: beginnt).

insofern auch von mir morgen, oder übermorgen, mehr.

aber eines muß ich doch noch sagen, das ist sowas von verdächtig: radikal zu denken.

(ps: bestellen sie frau braggelmann unbekannterweise ganz unverdächtige besserungswünsche. das virtuelle ist so: daß ich so sieben oder acht artikel in die lesezeichen abgeschoben habe, die ich später, gelassen(?), ob zu spät oder nicht, lese oder kommentiere.)
bloß keinen stress.


jean stubenzweig   (03.09.12, 18:20)   (link)  
Meine Festplatte,
die bei mir da oben einst hohen Hauptes, scheint sich ebenfalls aufs gemütliche offline oder stand by zurückgekogen zu haben. Möglicherweise habe ich mir beim gestrigen Gemüse-, Kartoffeln-, Eier und Kuchenshoppinghopping einen Sonnenstich zugezogen. Ich bin völlig erschöpft, ich schaffe es gerade noch auf die Hängematte. Heute ist gar nicht los mit mir, kommentar- und leidartikellos sozusagen bin ich, also wird zunächst kaum mehr was kommen, es sei denn, mich erschlägt mit einem Mal ein Blitz aus Geist.. Dann komme ich nicht einmal mehr dazu, die Grüße auszurichten. Aber richtig: bloß keinen Streß. Ach, wie schön ist's, nichts zu tun und sich vom Nichtstun auszuruh'n. Ich denk', ich wär' ein Huhn und hätte nichts zu tun. Ich lege keinen Tag ein Ei, und trotzdem hab' ich frei. Nieder mit den Bergen an Kapital, freier Blick auf Nordafrika.


enzoo   (17.09.12, 09:56)   (link)  
vor einiger zeit
gings hier um navigation und karten, und ich habe gestern etwas gefunden, das hierzu passt und vielleicht auch ihr interesse haben kann: einen blog namens strange maps, in dem allerlei kartographisch abgebildet wird. ( http://bigthink.com/blogs/strange-maps )

da ist so manches interessante dabei, etwa das: http://bigthink.com/strange-maps/260-youll-never-moonwalk-alone

eine karte, die zeigt, dass die weite des fussmarsches von neil armstong am mond nicht einmal die ausmaße eines fussballfeldes ausmachte. das ist nicht nur gut dargestellt, weil es so gut vorstellbar wird, sondern auch ein wunderbares sinnbild für leere kilometer. wenn man nämlich rechnet 720.000 ("einmal mond hin und retour, bitte!") kilometer für grosszügig geschätzte 500 meter spaziergang, dann kommt als ergebnis heraus, dass man 1500 kilometer für jeden gegangenen meter zurücklegen musste. dagegen nimmt sich eine halbstündige innerstädtische autofahrt plus parkplatzsuche in die mukibude aber schon wirklich mickrig aus.















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