Hauptstädtische Schlachterei

Da verläßt man einmal sein Blütensternengärtchen und begibt sich in die große Stadt, um zu schauen, was die so macht — und gerät unversehens in eine Schlachterei.

Von vorn: Es sind ja nicht nur ideologische Gründe, daß man den Blick in die privaten Fernsehanstalten vermeidet. Auf das ganze Werbegekreische mag man sich nicht einlassen, die Programme mag man nicht sehen, weil diese geistige Tieffliegerei einen unangenehm berührt, die sogenannte Filmkunst meidet man ohnehin, da sie überwiegend aus dem überseeisch westlich stehenden Müllkübel kommt. Diese Abscheu führt sogar dazu, daß man ein völlig danebenliegendes Vor-, besser Nachurteil produziert und das dann revidieren muß, nur weil die seligen Zeiten unvergessen bleiben, da die Öffentlich-Rechtlichen zumindest ansatzweise noch ihrem «Bildungsauftrag» nachkamen und Nachrichten ohne sarkastische oder gar zynische Wertung lieferten und deshalb immer noch mit einem Restlob oder der Bewertung kleineres Übel wegkommen. So also schaltet man nächtens das Gerät ein und landet dort, wo man sich einige Zeit zuvor sachdienliche Hinweise über eine andere zusammenbrechende öffentlich-rechtliche Angelegenheit namens S-Bahn abgeholt hat, in der aus mehreren Teilen zusammengebastelten Anstalt also, in die man hin und wieder hineinschaut, da man letztendlich dann doch wissen möchte, wie's neuerlich so zugeht in der Stadt, die einen zehn Jahre seines Lebens gekostet hat. Und gerät unversehens an einen Filmanfang, von dem man zunächst einmal unsicher ist, ob das Signet oben rechts am Bildschirm nicht eine satirisch hämische oder höhnische Abwandlung oder auch Verfälschung ist wie die, die diesen bohèmischen oder schlicht böhmischen Irokesen in etwa sagen läßt, für Geld ginge er auch mit Zensor[inn]en ins Bett. Ein-, zwei-, dreimal switcht man vor und zurück, um den Sachverhalt zu prüfen und nicht schon wieder ungerecht werden zu müssen. Und mit Verblüffung stellt man fest, daß es sich um eine Tatsache handelt: Der RBB, etwas schöner klingend auch Rundfunk Berlin Brandenburg, sendet nachts einen Film von einer Brutalität, gegen die das Geschehen in einer akkordmordenden Großschlachterei harmlos wirken dürfte; spielen hier doch Menschen mit, die Menschen darstellen (man will ja schon gar nicht mit solchen Vergleichen daherkommen).

Nun gut, ein Kandidat für Gewinne der Horrorfilmindustrie war ich noch nie, ich krieche schon bei ein paar Takten Hitchcock unters Sofa. Deshalb schaue ich mir solches ja auch nicht an beziehungsweise meide ich die privaten Fernsehsender; die für mich ohnehin aus den unterschiedlichsten Gründen ausnahmslos aus Horror bestehen. Als der Filmanfang lief, der bildlich und musikalisch illustrierend bereits auf ein kommendes Massaker hinwies, dachte ich noch kurz, bloß weg hier, was ich in meiner Ängstlichkeit dann auch tat. Dann jedoch kam ich zu dem Gedanken, hier könne doch wohl was nicht stimmen, hier müßte ich mich geirrt haben, so etwas würde doch öffentlich-rechtlich nicht gezeigt. Ich kehrte zurück und schaute mir das tapfer ein paar Minuten an. Da wurden mal eben so ein paar Menchen abgeschlachtet, und der mit einer Polizeimarke und anderen, von breiten Bevölkerungsschichten bevorzugten Energien ausgerüstete US-amerikanische Ober-Rambo oder auch -Rächer brachte das auf seine Weise wieder ins gesellschaftlich massenweise geschätzte Lot, indem er zurückschlachtete. Daran ändert auch nichts der beschönigende RBB-Hinweis, «als knallharter Cop eine echte Paraderolle — die aus heutiger Perspektive durchaus ironische Züge trägt».

Die Moral von der Geschicht' kenne ich lediglich aus der Inhaltsangabe, da mein Nervenkostüm zu dünn ist für solche bildlichen Unterweisungen. Aber einen Tag danach frage ich mich: Sind die Berliner und ihre benachbarten Brandenburger tatsächlich soweit heruntergekommen, daß man meinen möchte, der von den Bewohnern der Hauptstadt vermutlich am meisten angewiderte Tegernseeanrainer übertreibe kein bißchen? Meint der berlinisch-brandenburgische Sender, meint dessen Intendantin, die ich als ausgesprochen sanfte und kultivierte Frau in Erinnerung habe, das Fernsehen sei schließlich für alle da, weshalb man auch damit dienen müsse? Oder meint man wegen des Quotendrucks sich ebenfalls in die tiefsten Tiefen geistiger Niederungen begeben zu müssen, die «normalerweise» von der privaten Konkurrenz beackert werden?

Dann bleibt allerdings tatsächlich nichts als die des öfteren gestellte Forderung, die öffentlich-rechtlichen moralischen Anstalten zu schließen, zumindest die gesetzlich gestützten Gebühren dafür abzuschaffen. Denn ihren Auftrag haben sie ohnehin verfehlt mit ihrem Wiederholungs- und Werbefernsehen, das, bis auf Massenmüll, nicht nennenswert eigenes mehr produziert. Ab in den großen Container, in dem die anderen bereits auf dem Krankheitsherd kochen. Dann darf es Gebühren nur noch für die Inselchen der Minderheiten geben, meinetwegen auch höhere. Dann will ich auch nie mehr andere Meinungen mißbrauchen, die Äußerungen über «die neuesten Entwicklungen auf dem vietnamesischen Buchmarkt» sowie dem «Yakmist in der Energiewirtschaft der inneren Mongolei» abgeben. Ebenso will ich mich nicht mehr über Annette Gerlach beklagen — die im übrigen offensichtlich auch gar nichts kann für die Choucroute-Choreographie, steht oder sitzt sie doch auch in natura so gespreizt herum oder grimassiert so widernatürlich oder werbefigürlich wie in meinem Blütensternengärtchen. Das ist mir dann allemale lieber als ein solches sozusagen programmatisches Gemetzel, nach dem man sich nicht wundern darf, wenn nur noch die leere Schädelhülle übrigbleibt.
 
So, 19.07.2009 |  link | (2313) | 24 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 

Choucroute-Choreographie

Eine schwierige Phase gab es in meinem Leben, nachdem man mich hinaufgeschickt hatte neben mich mit Sirren, nicht Sirenen, ich dann aber wieder hinunter mußte zu mir, in mein damals noch einziges Ego hinein, weil die Medizin meinte, ich sei noch nicht so weit, da oben neben mir und meinen anderen Ichen herumzuschweben. Zwar begann ich nach ein paar Wochen wieder das zu werden, was man gemeinhin als gesund oder auch arbeitsfähig bezeichnet, aber ein leicht rosafarbenes Flimmern umgab fortan meinen Blick in die Wirklichkeit. Da fühlte ich mich unter anderem geborgen auf der abgelegenen, aber deshalb wohl auch seligmachenden Insel inmitten der weiten Fernsehwelt. Über arte ließ ich nicht nur nichts kommen, sondern ich beteiligte mich an der Verschönerung dieses Eilands, indem ich unter anderem den einen oder anderen Geranienkasten vor Balkonien aufhängte, schließlich sollte das Dorf noch schöner werden. Meine positivkritischen Briefe wurden auch dankbar entgegengenommen, ja sogar teilweise veröffentlicht. Ich fühlte mich der Gemeinschaft oder auch Gemeinde zugehörig. Und tatsächlich schien mir neben meinem Tagwerk, in dem ich mich mit dem schnöden, eine harte Wirklichkeit spiegelnden Alltag der schönen Künste zu beschäftigen hatte, nichts zu bleiben als dieser wunderschöne Schein einer Welt, die morgens um sieben eben nicht noch in Dortmund, sondern, wie Marcus Hammerschmitt es trefflich formulierte, «auf den Hochebenen Perus» befand. Auch mich interessierten (nicht nur) die «Wasserknappheit» da oben im fernen Lateinamerika oder «die neuesten Entwicklungen auf dem vietnamesischen Buchmarkt» sowie der «Yakmist in der Energiewirtschaft der inneren Mongolei». Es waren auch die Damen, über die ich mich dann allerdings, als die Zuneigung zu meiner Insel irgendwann doch nachließ, da es so eng zu werden schien wie weiland das eingemauerte Berlin, leicht despektierlich äußerte.

Jahrelang war ich also diesem Senderchen in Strasbourg geradezu hoffnungslos verfallen, ob ich nun rechts oder links des Rheins hockte, in dessen Süden ich mir Anfang des Jahrtausends einen Fluchtgang gegraben hatte wie weiland Ernst Jüngers Anarch in Eumeswil; ich war für die wirkliche Welt verloren. In Strasbourg stand mein Rückzugswäldchen. Bis die Politikerstimmen lauter wurden, die mehr Zuschauer forderten, im anderen Fall Schließung oder Vereinigung mit 3sat. Man schickte 1999 NDR-Intendant Jobst Plog an die Präsidenten-Front. Es begann auf der Suche nach der Quote im riesigen Zuschauerhaufen eine seltsame Rumstocherei mit der Stange im Nebel. Die erbrachte bisweilen arg unfreiwillig komisch anmutende Choreographien mit verstärkten Hinweisen auf das Menschliche. Das animierte mich dann zu bisweilen heftigen Ausfällen. Aber wie so oft kriegt der Überbringer der Botschaft die Prügel. Auf das Personal habe ich nämlich eingedroschen. Und in meiner offensichtlich unerwiderten Liebe haben die Mädels am meisten abbekommen. Sie seien offenbar allesamt aus einer Mannequinschule Ost entlaufen. Schwer ins Visier meiner ungezügelten Vorhaltungen kam zum Ende hin Simone von Stosch. Von ihr meinte ich, sie trüge erheblich zum Charme des deutsch-französischen Ostzonenfernsehens bei. Es war aber auch zu grotesk, wie sie sich vor der Kamera bewegte.

In unserem norddeutschen Büro im ehemaligen Zonenrandgebiet lassen wir uns analog bestrahlen, regional werden wir vom NDR (bis kurz vor Hamburg) als deutsches Ostgebiet besendet. Wer also Neuigkeiten aus Schleswig-Holstein via Weltraum betrachten möchte, bekommt Mecklenburgisch-Vorpommersches vor die Augen. Und damit Frau von Stosch. Schaut man diese Provinzneuigkeiten nicht allzu oft, vermag dabei durchaus der Eindruck entstehen, sie hätten keine andere Moderatorin da rechts oben zwischen Usedom und Schwerin. Das geht so weit, daß sie mittlerweile sogar digitalisiert erscheint, auf EinsExtra, mit dem SMS- oder auch twittrigen Nachrichtenprogramm der ARD, der Niedergang der Welt in Sekunden nur. Doch das ist unerheblich. Denn Madame Simone bewegt sich so — es ließe sich auch behaupten, sie tue es nicht —, wie ich es mir manchmal bei arte gewünscht hätte, daß sie es täte: etwas zurückhaltender, nicht mit dieser affigen Attitude, von der die elsässischen Lischen et Fritzchen sich vermutlich vorstellen, sie stelle pariserische Leichtigkeit dar. Aber man hat eben seinen Glucksmann nicht gelesen, der da schrieb: «Die Franzosen schienen Affen zu sein, die rückwärts von Ast zu Ast auf einen Baum hinaufklettern und oben angekommen den Hintern zeigen.» (Von der Herkunft Frankreichs aus dem Geist der Philosophie.)

Nun müßte ich mich bei Simone von Stosch entschuldigen für die verbalen Früchte, die mein Füllhorn über sie erbrach. Ich werde es nicht tun. Denn nun erlebe ich sie als eine, die da vor der Kamera sitzt oder steht, von der besagte Lieschen und Fitzchen, diesmal die von Rügen oder Oh! so dumm, annehmen müssen, das sei die weltstädtische Vornehmheit, wie sie nunmal in der Hauptstadt des Norddeutschen (Rundfunks) gepflegt würde. Vermutlich entspricht dieses Tantenhafte ohnehin eher ihrem Naturell, weshalb das mit dem Elsässischen Ballett auch so gar nicht richtig klappen wollte, und möglicherweise ist sie selber aus dieser Strasbourger Operetten-Choreographie in die des schwerinischen Bauerntheaters geflüchtet.

Aber die Frage bleibt, wer da nun der Regisseur bei arte ist, der diese seltsamen Bewegungsabläufe vor allem der Moderatorinnen inszeniert? Nun gut, auf den Internetseiten scheint es sich gegenüber früher ein wenig zu normalisieren, sieht man mal von Nena ab, die sie mit der Sackkarre auf die Sommerbühne geschoben haben. Aber vor der arte-Kamera steht die eigentlich geschätzte und beim Heimatsander WDR bequem sitzende oder stehende Judith Schulte-Loh immer noch da, als wollte sie gleich einen mongolesisch-sauerländischen Sauerkrauttanz starten.


Nein, es war kein Traum.
 
Sa, 27.06.2009 |  link | (3433) | 10 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 

Von oben besteuert

Ich solle mir mein rechtes Auge rausreißen, empfahl mir gestern ein Herr, der sozusagen gut reden hat zum Thema, und berief sich dabei leicht ironisch unterfütternd auf ein Standardwerk, das Liebe und Gerechtigkeit verheißt. Davon mal abgesehen, daß man immer wieder überrascht sein darf von der Gewalttätigkeit — auch Autoaggression fällt meines Erachtens darunter —, die in diesem sogenannten Buch der Bücher teilweise mitschwingt und auf das sich bevorzugt Parteien einer Religion berufen, die der zunehmenden Gewalt Herr zu werden gedenken, indem sie ihre avantgardistischen Frauen vorschicken, dieselbe in Medien und weiteren Randgebieten des Lebens zu verbieten, da sie der Meinung sind, die Gesellschaft würde damit zu Grabe getragen. Daß es ein Kreuz ist mit denen, das nicht sie tragen, sondern es anderen aufschultern, die mit dieser sonderbaren Frömmigkeit im Namen hausieren gehen, darauf mögen sie gar nicht kommen, obwohl sie, hätten sie in der Schule ein klein wenig aufgepaßt und nicht immerzu nur das Rechnen geübt, eigentlich wissen müßten, daß es Barmherzig- und Gerechtigkeit auch schon vor der Zeit gab, als ein paar Wenige Gebote daraus in den Stein meißelten. Die Bergpredigt, entnahm ich vor einigen Wochen dem Mund eines Schriftstellers, gab es lange vor dem Christentum.

Diese Christen, die uns immerfort zu anständigen Menschen machen wollen, indem sie uns Gebote gebieten und Verbote auferlegen, haben es, als es noch keine Ausweichmöglichkeiten gab, mit der irdischen Gerechtigkeit, auch das dürfte hinlänglich bekannt sein, bisweilen nicht so genaugenommen. Bei der Suche nach der einzig wahren Wahrheit griffen sie auch schonmal zu Hausmitteln, die auch heute gerne wieder angewandt werden, der Magen-Darm-Spülung etwa mit dem Eintrichtern von ziemlichen Wassermengen. Das längere Hineintauchen in diese gehört ebenfalls zu den probaten, wiederaufgenommenen Mitteln, einer Sache auf den Grund zu gehen. Bisweilen berief und beruft der eine oder andere Rechtsausleger sich dabei auf den Steuermann da oben, der das alles letztlich angeordnet habe und der über allem stehe. War einer partout nicht bereit, sich der ihm vorgegebenen Wahrheit zu bekennen, wurde er kleiner gemacht. Ginge das auch heute noch, meinen sicherlich einige, wäre das Piratenproblem bald gelöst wie weiland bei den Störtebekers. Ob die nun reine Hallodris, heute würde man sie vermutlich Aventurer nennen, oder solche waren, die auch was zu beißen haben wollten, so richtig ist das wohl noch nicht geklärt. Wahrscheinlich waren sie beides. Sicher hingegen scheint eines: es gab Gerechtigkeit unter ihnen. Was man von der heutigen Hanse nicht unbedingt behaupten kann. So schickt man eben, wie damals auch, ein paar Kriegsschiffe hin, um sie am Entern des kleinen Stückchens vom großen Globalkuchen zu hindern. Und auf daß bloß keiner hineingelange ins Paradies, verlegt man die früheren Schutzwälle an alle erdenkliche Außengrenzen der Alten und der Neuen Welt. Sie müssen eben selber klarkommen. Und alles im Namen jener Gerechtigkeit, die mittels Übertragung eben dieses Buches mal herbeigeführt werden sollte, dessen Über-Setzer vom einen in das andere Testament allerdings selbst bisweilen seltsame Interpretationen ablieferte: «... muß ich hier die weltliche Obrigkeit unterrichten [...] aufrührerische Mörder, Räuber, Gotteslästerer, welche auch heidnische Obrigkeit zu strafen Recht und Macht hat, ja dazu schuldig ist, solche Buben zu strafen. Denn darum trägt sie das Schwert und ist Gottes Dienerin über den, der übel tut; Röm. 13,4.»

Mit einem anderen Steuermann, aufbauend auf den, dessentwegen ich mir gestern eben das rechte Auge rausgerissen habe, ging ich mit dem gemeinhin als verdummend bekannten und vom intellektuell geschulten Menschen deshalb abzulehnenden Fernsehen via nicht minder bildungsfeindlichem Aufzeichnungsgerät kurz danach auf hohe See, nur noch mit dem linken Auge sehend: erst den Teil des von mir immer gemiedenen Mittelmeers, in dem sie in Massen herumdümpeln, die selten genutzten und auch ansonsten keinem weiteren Nutzen unterworfenen Schiffe, denen man irgendwelche Krisen nicht so recht anzusehen bereit ist. Von dort aus reise ich mit im Cabriolet zum Preis von drei Jahresgehältern eines recht gut verdienenden, allerdings fest angestellten Mittelständlers. Wir legen an auf einer Bootsmesse. Der aus dem Arbeitermilieu stammende Freiberufler hat seine Nice-Wohnung an der blauen Küste gerade verkauft, und nun juckt es ihn samt geisteswissenschaftlerischen US-Gattin, das Geld wieder anzulegen, quasi umzutauschen in eine schwimmende Behausung.

Bereitwillig erklärt er dabei, wie und wo er das Fahrzeug steuerlich gelten machen kann, überhaupt, wieviel Steuern er jährlich bezahlt für seine Häuser, die er meist günstig kauft, um sie dann, gesetzestreu die Spekulationsfristen abwartend, um ein Vielfaches wieder zu veräußern. Seiner Argumentation ist leicht folgen, nach der es richtig gewesen sei, 1996 die Vermögenssteuer abgeschafft zu haben. Denn er könne, bei nurmehr einstündiger Arbeit täglich, nunmal besser rechnen und sei somit kreativer als andere, etwa die ihm im absolut sachlichen Film Gegenübergestellten, der Zeitungsredakteur mit als Krankenschwester tätigen Ehefrau samt drei Kindern, siebenmal mehr mehr bezahlen. Auch die Begründung dafür ist einfach: Letztgenannten, die, wollen sie alles erledigt bekommen, was ein Berufs- und Familienleben mit sich bringt, auf rund fünfzehn, sechzehn Stunden täglich kommen, werden die monatlichen, gut vierzigprozentigen Abgaben vom Bruttoverdienst von achttausendsechshundert Euro direkt abgezogen. Steuerprüfungen von Millionären, so das scheinbar marginale Fazit dieser tränenfreien Reportage, seien nicht nur selten, sondern häufig genug per Anweisung durch übergeordnete Stellen direkt unterbunden. Das gerne geäußerte Argument seitens Betroffener, da hingen schließlich Arbeitsplätze dran, ist angesichts des gespiegelten Einpersonen-Unternehmens in besonderem Maße einleuchtend.

Jetzt habe ich mir mein linkes Auge wohl auch noch rausgerissen, lieber Herr Erdwein.
 
Fr, 12.06.2009 |  link | (2095) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 

Ort und Nicht-Ort

Sympathisch ist mir das Gesicht immer gewesen. Und seit er mit einem alten VW-Bus, den ich ihm von Anfang an als attitudenfreies Teil seiner selbst zugestand, durch Schleswig-Holstein tuckert, als wär's ein alter Trecker oder auch Fischerkahn, bin ich, wenn es sich gerade ergibt, mit dabei. Manchmal warf bei mir notorischem Zweifler die Unbefangenheit dieses vor zweihundert Jahren aus Schweden eingewanderten gelösten, wohl weil dilettierenden Reporters die Frage auf: Ist diese ungezwungene, lässige Fröhlichkeit Schauspielerei oder das, was als Authentizität in den Sprachalltag eingedrungen ist? Seit einigen Tagen bin ich sicher: Der ist echt. Vor allem im Beweis des Gegenteils dessen, das dem Norddeutschen landläufig unterstellt, er sei unnahbar und wortkarg. Nicht ganz zu unrecht gilt er dem NDR ja als Vorzeige-Kieler. Das führt Milberg allerdings auf die Tatsache zurück, daß er seiner Heimatstadt im zarten Alter von achtzehn Jahren den Rücken gekehrt habe und sie vermutlich deshalb so gerne immer wieder aufsuche, offensichtlich nicht nur beruflich. «München war gut zu mir», war seine schlichte, aber einleuchtende Begründung. Solche Erfahrungen hatte ich durchaus auch, aber letztendlich erging es mir anders, aber das ist eine andere Geschichte; sie dauerte so lange, wie Milberg in der Stadt lebt, die ich dann endlich verlassen durfte.

Selten geschah es, daß ich einem Schauspieler so gerne zugehört habe wie in dieser in die Nacht versteckten Hörfunk-Sendung Leute des SWR, in der bei eingeschalteter Kamera Gespräche mit allen möglichen Menschen stattfinden. Alleine sein gepflegtes, gleichwohl unprätentiöses Deutsch, bar jeder breitenwirksamen Schnoddrigkeit, wäre es wert gewesen, ihm zuzuhören. Aber zu sagen hatte er auch was. In den dreißig Minuten sprach er, knapp, aber dennoch kenntnisreich befragt von Stefan Siller, über sich als Schauspieler, über das sich daraus ergebende Leben et vice versa. Zwar warf er bei einer tiefergehenden Frage nach dem Privaten ein Stop-Schild beinahe leyendischen Ausmaßes in sein Gesicht, gab dann aber doch einiges preis, beispielsweise weshalb Patchwork und Liebe einander nicht ausschließen, stringent und ohne paraphilosphische Weisheiten.

Zum Ende des Gesprächs wurde ich dann noch wacher, als ich es ohnehin war der unterhaltenden Inhalte wegen, kam doch ein Thema auf, das mich seit langem beschäftigt und das ich, zumindest wenn's ums Essen geht, auch immer wieder aufgreife: Nachhaltigkeit. So unangenehm der Begriff auf mich auch wirkt, weil ich ihn für eine irreführende oder auch von der eigentlichen Problematik ablenkenden Politikerphrase halte wie den der Entsorgung, so werde ich dennoch mit ihm leben müssen, da mich sonst bald niemand mehr versteht, wenn ich ihn vermeide. Von Gesprächspartner Siller darauf angesprochen, begründete Milberg schlüssig sein Engagement bei einer Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht habe, «frei von Ideologie» nachhaltig zu leben. Öko schwinge da gar nicht mehr mit oder es ginge auch ohne oder so ähnlich drückte Milberg sich aus und sprach von «strategischem Konsum». Das machte mich dann doch stutzig. Und nachdem ich auf der Seite des Vereins war, der sich den Namen eines Begriffes gegeben hat, den ich eigentlich der Literatur, vielleicht gar der Philosphie zuordne und der als Nicht-Ort, als nicht umsetzbarer Wunschtraum von einer Gesellschaft bezeichnet wird, wurde ich darin bestätigt. Letztendlich geht es doch wieder um nichts anderes als um das, was ich in Faire Ritter mal leicht gröblich skizziert habe. Sicher, es ist modifiziert, das Nachhaltige. Aber es bleibt unterm Strich doch nichts weiter als die Aufforderung zum Konsum. Und daß er «strategisch» genannt wird, bedeutet nichts anderes als Krieg, entstammt der Begriff doch der militärischen Terminologie; mein dickbuchiger kluger Kluge sagt mir: der Stratege ist ein Heerführer. Demnach: Öko, das alte, auf weniger ist mehr basierende Haushalten, ist der -logie beraubt, besteht nur noch aus Kopf, hat keinen Leib und keine Seele mehr und ist damit tot, so tot wie die Grünen als einstige Bewahrer, die jetzt als falschkonservativ ihre Villen in der Toskana einfordern. Auf in den Kampf, el capitalismo.
 
Sa, 02.05.2009 |  link | (1530) | 6 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 

Kinderfernsehen?

Manchmal produziert die Europäische Union, zumindest eine ihrer bastardischen Frühgeburten, auch positiv Bemerkenswertes. Damit meine ich nicht unbedingt Schlagerwettbewerbe. Mir fällt da eher Zeichentrick ein. Habe ich mich früher bereits köstlich amüsiert bei Noahs Insel, ist es nun seit einiger Zeit Pitt & Kantrop.

Meist kommen solche Filme aus Frankreich, auch wenn andere Namen oder Länder (da-)vorstehen. Denn dort befindet sich nunmal die europäische Wurzel dessen, das heutzutage Cartoon oder Animation genannt wird. Es ist die Zeichensprache, die mich darauf hinweist, die ich zu erkennen meine wie eine französische Handschrift. Wohl am typischsten dürfte mein über alles geliebter Titeuf sein, den ich seit den Neunzigern mit le miracle de la vie kenne, nach dem ich auch meinen Sohn nennen würde, würde mir nochmal einer zugeflogen werden von so einem klapprigen Großschnäbler, und den es seit einiger Zeit auch als Fernsehserie gibt (allerdings ist er aus den deutschen Kinderkanälen entschwunden, wahrscheinlich war er zu literarisch, zu philosophisch für das eher pragmatisch denkende deutsche Kind). Vermutlich hat der Erfolg solcher Machenschaften unter anderem damit zu tun, daß Kinderserien dieser Art offensichtlich gar nicht für die Kleinen hergestellt werden, sondern von den Zeichnern und Produzenten für sich selbst und ihren Freundeskreis. In Frankreich gehört solches ohnehin zur Hochkultur.

Allerdings kann man es auch so sehen: Die kleinen Kinder haben ihren Spaß auf ihrer Ebene, unter anderem an den teilweise sehr komischen Bildern, und für die großen sind die Texte bestimmt. Zur Zeit lache ich mich jedenfalls regelmäßig kringelig über die satirischen Spiegelbilder der Erwachsenenwelt aus der kindischen Perspektive bei Pitt & Kantrop.


Titeuf ist entsprungen: dvdrama avec TF1; © zep (Glénat).
 
So, 29.03.2009 |  link | (3541) | 21 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 

Halbwertzeit des Wissens

Das Öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehen bringt mich dort, wo es sich der Masse zugewandt demokratisch-aufklärerisch geriert, immer wieder mal in verzweifelnde Verblüffung und andersrum. So räumte vergangene Woche die Experten-TV-Sendung neues unter Zuhilfenahme einer buchbewerbenden Autorenkrücke unter anderem mit dem «Mythos» auf, Viren und sonstige Monster würden Apfel-Systeme nicht angreifen. Durchaus täten sie das, aber wie! Das ist mal wieder so eine halbe Wahrheit wie die bei dem mehrfach und vorgestern erst wieder erwähnten Beuysschen Diktum, jeder Mensch sei ein Künstler.

Das erinnert mich an die Äußerung von Anne Maier, die dem Wissen sogenannter Experten eine «eingeschränkte Halbwertzeit» vorwitzelte. Damals planten Direktorium und andere hauptamtliche Mitarbeiter des doch eigentlich recht renommierten Münchner Kunstvereins eine Ausstellung, die unter anderem das Informel sowie die Situationistische Internationale zum Thema hatte. Da käme man wohl kaum, so das damalige Vorstandsmitglied Maier, um einen Künstler herum, den deutschen «spiritus rector» dieser Bewegung(en). Doch man kannte ihn nicht in dieser altehrwürdigen Institution, dem ältesten deutschen Kunstverein, also ausgerechnet in der deutschen Stadt, in der das am meisten Wirbel verursacht hatte, nicht zuletzt durch die Mitwirkung des Galeristen Otto van de Loo. Es ging um Hans Platschek, der Titel eines seiner vielen Bücher lautet Über die Dummheit in der Malerei.

Diese öffentlich-rechtliche Macintosh-Entmythologisierung (man möchte meinen, Rudolf Bultmann habe mitgewirkt) also fand in der Form statt, indem man darauf verwies, auch der Apfel sei angreifbar. Vermutlich assoziierte man die Vertreibung aus dem Paradies. Diesen zweifelsohne feinen Geräten, die, lange bevor sie von ein paar Menschlein als Massenabgrenzungsstimulans entdeckt wurden, einfach nichts als gut und einfachst zu bedienen waren, muß doch endlich irgendwie der Garaus gemacht werden im deutschen Fernsehen. Und so wird nicht weiter darüber nachgedacht. Das Prüfen von Fakten ist ohnehin nicht Sache einer Redaktion. Und der jugendlich-frischen Moderatorin zwischen zwei eingeschränkt witzigen Internetkomödianten Aufgabe ist das schließlich auch nicht; sie dürfte ohnehin in besagtem Flachwasser der «eingeschränkten Halbwertzeit» dümpeln. Daß sich diese hackenden und virenverteilenden Kämpfer der Computerwelt mittlerweile auch den Systemen der nach wie vor eindrucksvoll gestalteten Geräten angenommen haben, dürfte im Zusammenhang einer Steigerung des Marktanteils stehen und der wiederum damit, daß sie seit 2006 von anderen Prozessoren «angetrieben» werden. Daß diese Information unterbleibt, hat die Büddenwarderin, die's ohnehin nicht so mit diesen ganzen technischen Weisheiten hat und sich deshalb auch weitgehend aus Sicherungsmaßnahmen raushält, schier gegen mich aufgebracht. Mein Hinweis, sie schreibe ihre Lockungen mit Apfelpfannkuchen schließlich an ein Methusalem für das allgemeine technische Neuheitenverständnis und auch noch mit einem System, das noch Jahrhunderte auf die Sintflut der Hacker warten würde, ausgenommen vielleicht staatsschützende, für das alles sich also keiner der manischen Netzpenetratoren interessiere, glättete sich die Gischt ihres Wutblutes dann wieder ein wenig. Was blieb, war die Frage, weshalb einem die öffentlich-rechtlichen Aufklärer das nicht mitteilten, denn man zahle immerhin ganz ordentlich reichlich Gebühren für dieses Informationsrecht. Einmal mehr vermochte ich lediglich auf die vermutlich «eingeschränkte Halbwertzeit» des jungdynamischen Journalismus verweisen.


Das hat einen Beitrag aus der Erinnerung hochgespült, der ähnliche Irritationen durch Experten aufwies.


Design-Genetik?
«Der auf jahrzehntelanger, stetiger Produktinnovation basierende Erfolg der Apple Inc. hat in jüngster Zeit einige betagtere deutsche ‹Markenexperten› dazu verleitet, die Gründe dafür den FAZ- bis Absatzwirtschaft-Lesern mit selbstgebasteltem und dann von ahnungslosen Journalisten unredigiertem Markentheorie-Bombast verklickern zu wollen — worüber Apple-Kenner natürlich schallend gelacht haben.»

Der hier lacht, die anderen auslacht, ist Bernd Kreutz auf seiner Seite Reklamehimmel. Und man kann durchaus mitlachen, na ja, zumindest ein wenig schmunzeln darüber, wie der erfahrene Werbefachmann in gewohnt drastischen Worten meint, das Tal der Unwissenden fluten zu müssen (auf daß es sie hinwegschwemme aus der Öffentlichkeitsherstellung?). Vermutlich hätten «diese Pseudotheoretiker», schreibt er in Richtung derer, die leichtfertig vom genetischen Code der Marke Apple «schwafeln», noch nichts von der Ulmer Hochschule für Gestaltung gehört, «auf deren Maximen schon der Erfolg der Firma Braun beruhte und deren reine Lehre heute Apple in die Praxis umsetzt».

So weit, so gut und auch amusant — für unsereins, die wir ebenfalls seit etwa tausend Jahren mit Macintosh-Gerätschaften den Volksbildungsacker pflügen. Und wahrlich käme uns nichts anderes ins Haus, wie unsereins ja auch mit Braun geweckt, gefönt, Haare geschnitten, musiziert, rasiert und epiliert wird. Darauf wurde hier mit Braun-O-Manie ja bereits hingewiesen. Mit einer solchen Design-Bewertung ist bei uns also durchaus offene Türen einrennen. Aber bei Bernd Kreutz liest sich das so, als ob Steve Jobs Dieter Rams als Chefdesigner installiert hätte. Das wäre jedenfalls dann noch nicht bis zu uns durchgedrungen.

Bekannt ist oder sollte sein, daß es letztlich eine Art idealistischer Ableger der Ulmer Schule war oder der Tradition des Bauhauses entsprungen ist: die Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd. Dort nämlich hatte Hartmut Esslinger studiert, und der hat frog design gegründet, Gestalter der mittlerweile legendären Rechner von Macintosh in den achtziger Jahren. Das sieht man ihnen erfreulicherweise auch heute noch an. Hartmut Esslinger von Federal Republic Of Germany-Design also hat entscheidenden Anteil daran. 2006 hat er alle Anteile an frog design verkauft. Sollte deshalb den Referenzen von frog design auch nicht zu entnehmen sein, daß die Verbindung zu Apple noch heute existiert? Bestünde sie nach wie vor, wäre das sicherlich einschlägig vermerkt; eine solche Krone setzt man sich doch auf. Es ist allerdings eine Tatsache, daß, wie Daniel Turner in der Technology Review schreibt, «Apple-Mitarbeiter sich in Gesprächen regelmäßig dafür entschuldigen, daß sie eigentlich nichts sagen können. Neue Geräte werden in einer kleinen Gruppe ausgeheckt, wer über Produktideen plaudert, wird gnadenlos gefeuert oder — wie im Falle von Fanblogs — verklagt. Nicht ohne Grund witzeln Apple-Mitarbeiter, bei ihnen gelte der Mafia-Schweigekodex Omerta.»

Aber vermutlich ist Bernd Kreutz mit seinen Verbindungen weitaus besser informiert als unsereins opn Dörp in Kurz-vor-hinter-Sibirien und weiß ganz genau, daß Steve Jobs den Design-Ötzi Hans Gugelot im Hinterzimmer im Glaskasten aufgebahrt hat, wohlbehütet und -bewacht von Braun-Rams.
 
Do, 19.03.2009 |  link | (5379) | 4 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 

Altschul-TV

«Grämen Sie sich nicht», schrieb ich gestern dem Herrn über Mumien, Analphabeten und Diebe. «Sie sind auf dem besten Wege, nicht zu verblöden.» Auslöser waren die Selbstzweifel, die ein großes deutsches Nachrichtenmagazin bei ihm zu sähen trachtete für den Fall, nicht über eine bestimmte «Laientenorkarriere» informiert zu sein.

Es ist ohnehin an der Zeit, daß auch unsereins sich mal (wieder) über die TV-Qualität ausläßt. Da über Inhalte kaum zu reden ist, weil ich sie so gut wie nicht kenne, mir aber trotzdem gerne ein Urteil erlaube aufgrund meiner sekundenweisen Aufenthalte im untersten Fernsehkeller, auch nichts davon verstehe, da ich mir sowieso nur Dokumentationen, Magazine und Reportagen anschaue, ich mich also deutscherseits im wesentlichen von drei Programmen nähre, die da sind: 3sat, arte (da kann man übrigens den französischen Ton via Satellit quasi zuschalten) und phoenix (in dieser Wertungsreihenfolge), tue ich zum restlichen Angebot also schweigend und fachsimpele mit Herrn Nnier über Hilfsmittel und Nebensächlichkeiten.

Auch ich verfüge über Festplattenhighfidelitytechnik (nein, ich schreibe nicht Technologie, denn nur weil's alle dem Neuanglischen nachtun, wird's dadurch nicht richtiger). Aber ich nutze sie nicht, weil sie in mir Aversionen hervorruft. Ich bin nämlich der geborene Nicht-Programmierer. In früheren Zeiten habe ich es mehrfach fertiggebracht, aus Wut übers Nichtgelingen alle Stecker zu ziehen, was jeweils zur Folge hatte, daß mein immerfreundlicher und -geduldiger Fernsehlieferant und -reparateur jedes Mal alles wieder neu zu justieren hatte. Glücklicherweise hatte er sein Ladengeschäft im Haus. Das war früher, im Süden der deutschen Republik. In norddeutschen Landen habe ich zwar einen ebensolchen immerfreundlichen und -geduldigen Fernsehlieferanten und -reparateur, aber so ein Malheur bedeutete dann etwa fünfzehn Kilometer Anfahrt. Deshalb ziehe ich keine Stecker mehr. Die Unterbrechung der Stromzufuhr erledigt dann hin und wieder der dreibuchstäbige Energieversorger für mich. «Hand», so sah das bereits der frühe Medien- und Wirtschaftsexperte Goethe, «wird nur von Hand gewaschen ...» (Ein bißchen geklittert, aber dafür nicht lateinisch.)

Ich lasse mich im norddeutschen Büro im ehemaligen Zonenrandgebiet analog bestrahlen, regional werden wir vom NDR (bis kurz vor Hamburg) als deutsches Ostgebiet besendet. Allerdings geht's auch digital, dann kann man sozusagen nach Gusto autonom und im einzelnen empfangen: von Hedemünden via Heide bis nach Emden, von Norddeich via Sylt und Flensburg, den Ausreißer Bremen nicht zu vergessen, auch noch Hamburg, und dann eben die endlose Weite blühender Landschaften bis kurz vor Świnoujście und auch noch hinein, also via Wolgast nach Usedom. Aber nicht dafür habe ich vor etwa zwei, drei Jahren (?) so einen DVBT-Empfänger samt Zimmerantenne gekauft, sondern weil man mir suggerierte, die analoge Nabelschnur würde in Kürze durchtrennt. Zwar werde ich nach wie vor über sie versorgt, aber so habe ich wenigstens vorausblickend was für die notleidende deutsche Wirtschaft getan, zumal ich doch grundsätzlich in dem Land einkaufe, in dem ich mich aufhalte. Na ja, fast grundsätzlich. Ein wenig mag's auch daran gelegen haben, daß ich einen immerfreundlichen und -geduldigen Fernsehlieferanten und -reparateur habe, zu dem ich so gerne gehe wie die Büddenwarderin ein bestimmtes Kosmetikabteil an der Mönckebergstraße frequentiert; was ihr der salbungsvolle Töpfchen- und Tiegelbefüller mit dem Vertriebenennamen bedeutet, ist für mich der Hersteller unschlagbar guter deutscher Fernseherwertarbeit, an dem ich einfach nicht vorbeikomme, weshalb ich auch bald über mehr von diesen Gerätschaften verfüge als die Büddenwarderin an brauchbaren Haushaltsgeräten wie Messer et cetera (bei denen ich ebenfalls suchtgefährdet bin und deshalb vorgebe, mich aus Inflationsängsten in edle Metalle zu flüchten).

Ach, halt, noch einen Grund gibt es, weshalb ich mir solch einen DVBT-Empfänger zugelegt habe: weil ich mit dem auch circa achtzig Gigabyte (?) aufzeichnen kann. Doch den nutze ich kaum, da ich's, wie erwähnt, mit dem Programmieren nicht habe, und auch, weil ich so ein Altvorderer bin, der für den Empfang in seinen acht Jahren alten fränkischen Riesen-Leu lieber die Salatschüssel nutzt, weil er darüber auch die Berliner und die Pfälzer und die badenwürttembergischen und den Volksmusiksender aus Mitteldeutschland und sonst noch irgendwelche Regionalprogramme empfangen kann. Frage man mich nicht, weshalb ich da ab und an reingucke! Masochismus? Hang zum Niedern im Öffentlich-Rechtlichen? Aber ein Alibi habe ich dann doch: den bayerischen Alpha-Sender, der sich digital nicht anbietet, was ich für ein erhebliches Manko halte, da ich anderswo die beiden bebilderten köstlichen philosophischen (Dampfradio-)Plauderer sowie die zwanzig und mehr Jahre alten Reiseberichte nicht geboten bekomme, in denen Gott sich noch in Frankreich aufhielt und noch nicht vor seinem ungarischen Nachfolger geflohen war.

Da zu einem ordentlichen Büro auch ein Ruhebett gehört, auf dem man der Tage oder auch der Nächte Last zwischendurch wegschlafen kann, steht oben in der Galerie noch ein Lager und vor diesem ein — logisch! — flachgebettetes hochtechnisches Gerät (samt Empfänger plus Zimmerantenne), der Empänger ebenfalls vom mittelständischen deutschen Hersteller, der überdies nicht nur meine formalästhetischen Bedürfnisse erfüllt: Bedienbarkeit kommt von innen und will draußen als Schönheit gefallen, internationalisch: form follows function; denn ich kann ohne Gebrabbel nunmal nicht einschlafen. Aber da ist nichts mit Festplatte. Denn noch so ein Gerät, das ich nicht bedienen kann, wäre dann ein bißchen viel, habe ich doch ohnehin alles mögliche, das ich nicht brauche, da ich es nicht nutze.

In Marseille habe ich so'n Technikkram erst gar nicht. Da sieht Fernsehen anders aus: Runter zum Alten Hafen, aufs Schiffchen und dann rüber zu den Inseln und dann von der Île Pomegues, dem Tour Pomeguet aus rübergucken nach Afrika.

Beim obigen Banner handelt es sich um die Titelzeile des Internetional Project Bildstörung von Volker Hildebrandt
 
Mi, 29.10.2008 |  link | (3521) | 3 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 

Katholischer Phoenix?

Zum öffentlich-rechtlichen Umschiebebahnhof habe ich mich hier bereits einmal geäußert. Da meinte ich, es sei nicht weiter von Belang, «würden da nicht mittlerweile beispielsweise Reportagen wiederholt, die nachweislich von der Aktualität eingeholt worden sind. Wer da hineingerät und nicht ausreichend informiert ist, kann auch schonmal auf die falsche Fährte gebracht werden. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern dürfte der öffentlich-rechtlichen Informationspflicht erheblich zuwiderlaufen. Zumal man es auch hier den Privaten nachmacht und zunehmend gerne den Abspann vernachlässigt, aus dem zumindest zu erkennen wäre, aus welcher Zeit die jeweilige Produktion stammt. Beispielsweise Reiseberichte zu zeigen, die auch nicht mehr annähernd an die tatsächlichen Gegebenheiten hinreichen und dann so zu tun, als seien die gestern gerade gedreht, dürfte als Beleg für ein qualitativ hochstehendes Angebot kaum ausreichen.»

Dieser Tage nun geschah bei phoenix geradezu absonderliches. Wiederholt wurde im Rahmen der Reihe Historische Ereignisse eine Dokumentation über die Zeit nach dem Aufsteigen des weißen Rauchs zugunsten des Polen Karel Wojtyla, unter dem der nun amtierende Ober-Bayer Josef Ratzinger als «schneidig scharf formulierende[r] römische[r] Großinquisitor, der Feind aller Reformen und oberste[r] Strippenzieher aller vatikanischen Reaktionäre» und damit als dessen «Panzergeneral» gedient hat, wie Robert Misik im österreichischen Magazin Falter «Gottes Antwort auf die 68er» bezeichnet hat. Nun läßt sich durchaus behaupten, unsereins trauere diesem 2005 gen Himmel gefahrenen und vom größten Teil seiner Globalgemeinde bereits zu Lebzeiten heiliggesprochenen Seelsorger ebensowenig nach wie diesem kürzlich auf seinem kärntnerischen Nachhauseweg aufgestiegenen anderen, gar nicht so komischen Heiligen. Doch als Osservatore wider den (Un-)Geist jedweder religiöser Mission möchte man ja durchaus analytisch mit zurückblicken, zumal es von diesem Verstorbenen heißt, er habe quasi im Alleingang den Sozialismus niedergerungen — und, wie ich meine, erheblich zu der Seligkeit des Nichtwissens beigetragen, die sich epidemisch breitzumachen droht: weniger Bank Run, dafür mehr Reichtum in der, durch die Kirche.

Aber das ist ja nicht das Thema. Das wurde durchaus in Maßen, zwar weniger umfassend politisch als eher aus kirchlicher Perspektive, kritisch beäugt in der Dokumentation Der Superpapst. Es geht um den zu Beginn des Filmes und dann etwa alle fünf Minuten eingeblendeten Hinweis: «Film von 2003». Und das, obwohl links unten kontinuierlich zu lesen war: Historische Ereignisse. Es kann nicht davon ausgegangenen werden, daß man in den Redaktionsstuben von phoenix mein (oben erwähntes) Flehen erhört hat. Was war der Grund für die Maßnahme? Schert man sich doch ansonsten wenig darum, ob irgendwelche Fakten noch gültig sind oder nicht. Wollte man eine Reaktion vermeiden wie bei der 1938 ausgestrahlten fiktiven Rundfunkreportage Krieg der Welten von H. G. Wells, von der kolportiert wird, sie habe unter Hörern teilweise Panik hervorgerufen, da die Landung Außerirdischer dargestellt wurde?

Befürchtete man beim Bonner Sender, der eine oder andere Zuschauer könnte unbeabsichtigt dem Kollateralglauben verfallen insofern, als der Alte von oben runtergefahren sei wie weiland der Dienstmann Hingerl Aloisius, von dem der Herr Gott ja meinte, er sei im Himmel nicht zu gebrauchen?

Und der Ratzinger nicht auf Erden?
 
Mo, 20.10.2008 |  link | (1401) | 1 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 

Gestörte Verbildung

Internetional Project Bildstörung


Medienkritisches sendet wöchentlich der Norden. Vor der Zapp-Kamera steht eine sympathische Ansagerin, die sich ansonsten im Vorabendprogramm auf einem roten Sofa auch als Stellerin von Fragen an Celebritäten des Gängigen betätigt. Bei ihrer ins aktuelle Spätabendprogramm abgewanderten Vorgängerin konnte bisweilen der Eindruck aufkommen, sie habe bei dem einen oder anderen Thema persönlich mitrecherchiert; aber vielleicht hatte die ja immer nur den wichtigeren Blick. Diese hier, die seit einiger Zeit aktuelle also, erweist sich allerdings eindeutig als Stimme der Redaktion; aber vielleicht hat sie lediglich den nicht so wichtigen Blick. Auf jeden Fall fingerzeigte sie gestern stellvertretend ein wenig eingeschnappt auf Zapp-Redaktionsmeriten, als es hieß, andere täten das eine oder andere Thema aufgreifen, ohne einen Hinweis darauf zu geben, wer ihn eigentlich zuerst aufgegriffen und ans Licht nicht nur der öffentlichen Rechtlichkeit gezerrt habe. Bei mir kam das so an, als ob andere quasi ein kleines bißchen zappzerapp gemacht hätten bei Zapp.

Um dann direkt im Anschluß ein Thema mit vielen laufenden Bildchen zu versehen, das seit Monaten unaufhörlich durchs Internet und im Anschluß durch die (betroffenen) Zeitungen und Magazine marschiert ist oder auch mittlerweile nicht mehr, da es sich so langsam etwas ältlich liest. Aber ohne darauf hinzuweisen, wie alt der Hut ist, den Zapp seinen Zuschauern da aufsetzt und so tut, als käme er geradewegs von der redaktionellen Kopfbedeckungsklöpplerin. Nun mag man sich durchaus auf eine mögliche Argumentation einlassen, schließlich würde nicht jeder tagtäglich tiefschürfend im informierenden Netz herumsuchen oder sich am Ende gar innerhalb des Blätterwalds für die Hintergründe dessen interessieren, das einem aus diesem immerzu in den unterschiedlichsten Varianten entgegenschimmert oder -schillert, nämlich: Wer ist am dümmsten, weil er immer irgendwie was am dicksten hat oder auch nicht. Sehr gerne aufgegriffen von allen möglichen grauen Blättern oder bunten Blättchen, jeweils mit Verweis auf ein- und dieselbe hochwissenschaftliche Quelle. Aber einfach nur ein paar bewegte Illustrationen aus dem Archiv drumherumkleben um dieses nun wirklich und wahrlich sattsam Bekannte und jedweden Hinweis darauf verweigern, man sei auf verschiedenen Informationsflohmärkten auf diese seit langem abgelutschte Kamelle gestoßen? Mal so ganz ohne die oben erwähnte Ehrpusseligkeit erwähnen, so neu sei das Ganze nicht, aber — meinetwegen — selbstverständlich erfülle man seine öffentlich-rechtliche Informationspficht ...

Nun ist es andererseits nicht so, daß mir Das Beste am Norden grundsätzlich mißfiele (auch wenn manchmal der Eindruck entstehen muß). Da gibt es durchaus einiges, an dem ich meine typisch norddeutsche Freude> habe. Hinzurechnen möchte ich da einen Hamburger, mit dem es kürzlich auf NDR-Kultur ein mittägliches Gespräch gab, das mir zu diesem Zeitpunkt Abwesenden auf ein leicht in die Medienjahre gekommenes Medium namens Kassette aufgezeichnet ins Willkommens-körbchen gelegt wurde. Zwar kannte ich diesen Interviewten vor ein paar Wochen noch gar nicht, da ich bei aktuellem deutschen Humor sämtliche Körperöffnungen schließe, die ihn irgendwie in mich dringen lassen könnten (und von dem ich weiß, seit ich ihn zwei- oder dreimal den lieben Kleinen gegenüber höflicherweise mitertragen habe). Auch war ich auch dann noch skeptisch, nachdem Herr Nnier ihn immer wieder emphatisch gefeiert hatte. Aber nach diesem Interview weiß ich, daß ich nicht ganz so hermetisch sein darf, wie ich das ganz gerne bin. Zumal Heinz Strunk das geäußert hat, was ich zwar nicht beurteilen kann, aber unbedingt und heftig bestätigen muß:
«Die deutsche Comedy-Szene ist das Schlimmste und Furchtbarste, was mir je unter die Augen gekommen ist. Mein Lebensziel ist es, sie ein für allemal auszurotten. Die Fun-Freitage im Fernsehen sind für mich ein Hochverrat an der ehrenwerten Idee des deutschen Humors, die Persönlichkeiten wie Loriot oder Helge Schneider geprägt haben. Doch was Mario Barth und Konsorten unters Volk bringen, ist in meinen Augen eine niveaulose und arme Frechheit, die dazu beiträgt, damit wir alle noch mehr verdummen. Ich kann da keinen Funken von Originalität erkennen. Deshalb reagiere ich auch sehr empfindlich darauf, wenn ich als ‹Comedian› bezeichnet werde, denn der Begriff ist eindeutig besetzt. Und zwar negativ.»

 
Do, 02.10.2008 |  link | (3921) | 9 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 

Slow Shave

Es ist durchaus beachtenswert, welche Mühe man sich gibt, den sich von des Tages Last vor dem Bildschirm Erholenden einfühlsam mit den Unbilden eines traurigen Alltags vertraut zu machen (was man naheliegenderweise dann auch gebannt verfolgt, keinen Sekundenbruchteil auslassend). In diesen (über-)lebenshilferelevanten Service-Sendungen des Spätnachmittags- oder Vorabendprogramms, die für den wegen eines dringenden Arbeitstrinkens verhinderten GEZahler spätnächtens oder auch frühmorgens wiederholt werden, sind nicht nur das korrekte Blumengießen oder das optimale Plazieren von Backpapier im Mikrowellengerät ein Thema, auch auf die Unantastbarkeit einer selten gewordenen, weil aussterbenden Stechmückenrasse wird hingewiesen. Nicht zuletzt kommt auf denjenigen hochprofessionelle Unterstützung zu, dem der Arbeitsmarkt bislang nicht die ihm gebührende Beachtung geschenkt hat.

Allem voran steht allerdings die Produktinformation, die gerne von einem ausführlichen Neunzig-Sekunden-Interview begleitet wird, wie man es von einem unverständlicherweise kürzlich geschaßten österreichischen Fachmann für deutsche Klostergartenkräuter kannte. Ausführliche Vergleichstests, beispielsweise zwischen Raps-, Sesam, Oliven- oder Motorenöl, gehören ebenso zum Informationsprogramm wie die unterschiedlichen Möglichkeiten einer gründlichen und vor allem raschen Rasur, da es sich bei der frühmorgendlichen Zeit, wie allgemein bekannt, um eine doch sehr kostbare handelt. Dabei wird selbstverständlich selten auf die öffentliche Meinung verzichtet. Deshalb zogen für einen Vorspann zu einer dieser Untersuchungen kürzlich Reporter der größten öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalt aus, um Passanten nach ihrem Rasierverhalten zu befragen. Wobei es in erster Linie weibliche Befragte waren, die die verblüffendsten Meinungen zum besten gaben. So verwies eine etwa zweiundzwanzigjährige Frau die Frage glatt oder dreitagebärtig? ins Zeitlose: Egal, wenn ich es liebe, kann das auch einen Bart haben.

Ausführlichen Tests unterzogen wurden die Grundhautglättungsrarten. Wobei die interessante Information hinzukam, daß die unermüdliche privatwirtschaftliche Forschung dem Gegensatzpaar Naß- oder Trockenrasur eine Kompromißmöglichkeit hinzugefügt hat: die Naß-Trockenrasur. (Leider reichte die Sendezeit nicht aus, deren Funktionsprinzip zu erläutern. Zu sehen war ein vermutlich elektrisches Gerät. Es kann nur, wie es in der Sprache des Polizeisprechers coram publico heißt, gemutmaßt werden, daß dieses, ähnlich der Waschmaschine, an die städtische oder landesverbundliche Wasserversorgung angeschlossen wird.) Testpersonen waren konsequenterweise typologisch höchst unterschiedliche und durchaus faszinierende Charaktere, die anzunehmenderweise nach den beispielhaften Kriterien des italienischen Gerichtsmediziners und Psychiaters Cesare Lombroso ausgewählt und überraschenderweise allesamt innerhalb einer kölnisch-nächtlichen Pokerrunde ausgemacht wurden.

Diesen zugeteilt wurden: 1.: preisgünstiges Einmal- beziehungsweise, je nach Bartwuchsintensität, Mehrfachnaßrasiergerät zum Preis von etwa je 0,25 Euro; 2.: ein ebensolches, allerdings der Premiumklasse angehörendes zum Preis von 4,50 Euro pro (Rasur-)Kopf; 3.: das erwähnte elektrische Marken-Naß-Trocken-Rasiergerät zum Preis von etwa 69,99 Euro. Als Gutachter bestellt waren zwei namentlich genannte Barbiermeister (die zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen hier leider nicht erwähnt werden können); sie hatten anhand von Wattetests den Glättungsgrad beziehungsweise -grat festzustellen.

Als Testsieger hervor ging das Mehrfachnaßrasiergerät der mehrschneidigen gehobenen Klasse. Es hinterließ nicht nur eindeutig weniger Verletzungsspuren im Gesicht des sensiblen Probanden, sondern ließ auch eine sehr viel raschere Rasur zu, so daß dieser unverhältnismäßig schneller wieder in die Pokerrunde zurückkehren konnte als etwa der Kollege der unteren Preisklasse, der zunächst in der örtlichen Chirurgie notfallversorgt werden mußte. Dem Gesetz der (Test-)Serie zufolge landete die gleichermaßen wasser- und strombetriebene Bartentfernungsmaschine in der Mitte der Bewertung.

Löblicherweise überließ die Service-Redaktion dem mündigen Fernsehbürger das endgültige Urteil. Allerdings und erfreulicherweise unterließ sie es nicht, auf das gute alte Barbierhandwerk zu verweisen, das zwar etwas mehr Zeit und damit Geld erfordere, aber letztendlich am gründlichsten und wellnesstechnisch am erholsamsten arbeite.

Fazit: Nachdem Slow Food sich ja bereits bewährt hat, sollte die Gründung von Slow Shave unbedingt in Erwägung gezogen werden.

Es ist zu vermuten, daß es hier etwas ruhiger wird in nächster Zeit. Ich werde mich wohl auf Findungsreise begeben nach den besten Barbieren, die erwiesenermaßen ausschließlich in der arabischen Exklave Frankreich angesiedelt sind. Es gibt viel zu tun, warten wir's also ab (mit dem Rasieren). — Aber wer weiß, vielleicht packe ich ja ein paar Barthaare mit ein. Sucht.
 
Fr, 12.09.2008 |  link | (2794) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Ich schau TeVau



 







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